Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
du?«, fragte Thea fordernd.
    »Ich berichte euch, wenn ich zurück bin!«
    »Almut, du bringst uns in Verruf! Wie schon einmal!«
    »Aber nein, Thea. Gewiss nicht. Sei so gut und kümmere dich um Angelika. Sie liegt noch im Bett, glaube ich.«
    »Schreib mir nicht vor, was ich zu tun habe.«
    »Nein, ich habe dich nur um etwas gebeten. Und nun entschuldigt mich, Pater Ivo wartet auf mich!«
    »Du läufst entschieden zu häufig zu diesem Mönch, Almut«, klang es hinter ihr her, doch Almut verschloss die Ohren vor diesem letzten Ausruf.
    Pater Ivo wartete wie versprochen vor dem Tor, und als er die steile Falte auf der Stirn der Begine bemerkte, fragte er: »Neue Schwierigkeiten?«
    »Nur dumme Streitereien. Lasst uns zur Weverin gehen. Und wenn es irgendwie möglich ist, möchte ich Magda in der Hacht besuchen.«
    »Mal sehen, was sich machen lässt.«
    Um die Webergasse zu erreichen, mussten sie quer durch Köln wandern. Sie taten es schweigsam, denn der ergiebige Regen der Vortage hatte Spuren hinterlassen, und oft genug mussten sie sich mit einem kräftigen Sprung an die Seite vor den Schlamm spritzenden Fuhrwerken retten. Am frühen Morgen war Köln geschäftig. Obwohl vor dem Tor des Eigelsteins die erzbischöflichen Söldner lagerten, kamen aus den anderen Einlässen der Stadtmauer die Bauern aus dem Umland herein, um ihre Waren auf den Märkten anzubieten. Eine Herde Rinder wurde zum Heumarkt getrieben, und sie mussten den blökenden Tieren ausweichen. Vom Rheinufer hoch rumpelten Karren, mit Fässern beladen, dazwischen hasteten Mägde und Knechte mit Körben und Kiepen, um die Einkäufe für ihre Herrschaften zu erledigen. Als sie an der Dombaustelle vorbeikamen, summte es auch hier vor Geschäftigkeit, und der Kran auf dem Südturm kreischte und quietschte, während sich die Männer im Laufrad gewaltig abmühten, eine Last Steine nach oben zu befördern. Auf dem Alten Markt blühte das Geschäft, am Pranger stand jedoch niemand, und auch der Wunderdoktor mit seinem Theriak und Elixieren, Pulvern und Amuletten war noch nicht am Werk. Das Gehen wurde Almut und Pater Ivo leichter, als sie den befestigten Heumarkt erreichten, und schließlich hatten sie die Webergasse erreicht. Hier war es ruhiger, die Handwerker saßen in ihren Häusern an den Webstühlen, und unter den überhängenden Obergeschossen war die Gasse trocken. Almut hatte ihren Ärger inzwischen vergessen, und die Falte zwischen ihren Augen hatte sich geglättet.
    »In welchem Haus soll die Weverin wohnen, Begine?«
    »Neben dem der Hökerin Elspeth. Fragen wir mal diesen Schlingel dort, der auf der Treppe Maulaffen feilhält!«
    Ein schmuddeliger Junge, der mit dem Verzehr eines doppelten Brotes, über dessen Rand weißer Quark quoll, beschäftigt war, starrte tatsächlich zu ihnen hin, leckte sich die Finger ab und grinste sie unverschämt an.
    »Junge, wo wohnt die Hökerin Elspeth?«, fragte Pater Ivo, als sie ihn erreicht hatten.
    »Wie soll ich das wissen?«
    »Nun, du siehst aus, als ob du dich hier auskennst.«
    »Gut genug, um zu wissen, dass die Elspeth keinem Mönch nix verkauft.«
    Zwei weitere Straßenjungen waren aus dem Nichts aufgetaucht und gesellten sich zu dem Sprecher. Pater Ivo bekam seinen drohenden Gesichtsausdruck, und Almut trat einen Schritt vor, um eine Strafpredigt zu verhindern.
    »Höre, Junge, die Frau Elspeth hat uns vor einigen Tagen aufgesucht, weil sie schmerzende Füße hatte. Ich will ihr nur noch etwas von dem Heilmittel bringen. Also sag mir bitte, wo wir sie finden.«
    »Stimmt, Mutter Elspeth war bei den Bejinge, Clas. Ihr findet sie da hinten, neben dem Haus mit den roten Balken.«
    »Danke auch!«, erwiderte Almut und lächelte den kraushaarigen Jungen an. »Kommt, Pater Ivo, wir wollen unseren Besuch machen.«
    »Keine Achtung, diese Bengel«, murrte der und schickte den Jungen noch einen strafenden Blick zu. Die ließen sich jedoch nicht davon beeindrucken, sondern sangen stattdessen einen mit ziemlich drastischen Gesten untermalten Spottvers: »Münnich und Bejinge, die sin nit su wie se schinge…«
    »Da soll doch…«
    »Pater Ivo!« Almut kicherte leise. »Ihr werdet ihre niedere Gesinnung mit Eurem Donnergrollen nicht ändern. Übrigens – hat Euch als Kind nie eine Mutter ein ›Münnich und Bejing‹ geschmiert?«
    »Ein was?«
    »Das, was der Junge da gegessen hat. Ein Stück dunkles Brot mit Quark und ein Stück Weißbrot mit Rübenkraut zusammengelegt. Ist fast so gut wie süße

Weitere Kostenlose Bücher