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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Wecken!«
    Überrascht lachte der Benediktiner auf und schüttelte den Kopf.
    »Schwarzes Brot, Begine, esse ich erst, seit ich dem Orden angehöre.«
    »Und, schmeckt es Euch?«
    »Es gibt Schlimmeres.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Meine Vorlieben und Abneigungen in Bezug auf meine Mahlzeiten brauchen Euch nicht zu beschäftigen, Begine.«
    »Verzeiht – einer dieser lästigen Anfälle von Neugier! Aber nun macht bitte ein fürsorgliches Gesicht, Pater, wir wollen die Weverin doch nicht verängstigen!«
    »Fürsorglich?«
    »Tröstend und barmherzig, Pater. Ihr seid der Seelsorger, der einer armen Frau eine erschütternde Nachricht zu überbringen hat, oder? Dies hier müsste das richtige Haus sein!«
    So war es auch, und wie sich herausstellte, musste Pater Ivo seine ganze Überredungsgabe aufwenden, um Ursula Wevers dazu zu bewegen, sie zum Vogt zu begleiten. Almut hörte verwundert zu, wie er wahrhaftig die Rolle des fürsorglichen Priesters zu spielen wusste. Doch die junge Frau, eine stämmige, rotbackige Person mit vollen, rötlich schimmernden Haaren unter einer gekräuselten Haube, weigerte sich zunächst, überhaupt über ihren Mann zu sprechen. Man sah ihr jedoch an, dass sie große Sorgen quälten. Ihre Lider waren verquollen von nächtlichen Tränen, und ihre Hände krampften sich wieder und wieder nervös in den dunkelgrünen Stoff ihres Kleides. Es war schließlich ihre Muhme, die sich resolut vor sie stellte und mit energischen Worten auf sie einredete.
    »Ursel, der Meinulf ist kein schlechter Mann. Er wird seine Gründe haben, warum er noch nicht zurückgekehrt ist. Aber wenn er wirklich bei dem Brand in Sankt Kunibert umgekommen ist, dann nützt es nichts, die Augen davor zu verschließen. Du weißt, du kannst immer bei uns bleiben, selbst wenn das wahr ist. Aber wahrscheinlich ist es ein ganz anderer, der dort verunglückt ist. Was sollte Meinulf schon in dieser Kirche zu suchen haben. Er wollte doch nur zum Haus seines Vaters gehen. Also, mach dich auf und verschaffe dir Gewissheit, Kind!«
    »Ja, Frau Ursula, kommt mit uns. Wir begleiten Euch und sprechen gemeinsam mit dem Vogt.«
    »Ich habe Angst!«, flüsterte Ursula niedergeschlagen.
    »Ja, das kann ich verstehen. Aber Ihr müsst es hinter Euch bringen, so oder so. Es hat wenig Zweck, vor dem Unabänderlichen die Augen zu verschließen. Nehmt einen Umhang mit, es ist nach wie vor regnerisch.«
    In sich gekehrt und mit hängenden Schultern ging Ursula zwischen Almut und dem Benediktiner durch die Straßen. Sie zuckte zusammen, als sie die Hacht erreicht hatten, das graue, steinerne Gebäude, das unfreundlich unter dem dicht verhangenen Himmel hockte. Bewaffnete Wachen standen vor der Türe und fragten die drei nach ihrem Begehr.
    »Wartet auf den Gerichtsdiener, er wird Euch hinführen!«, beschied ein breitschultriger, bärtiger Schwertträger sie, als sie sich nach dem unbekannten Toten erkundigten.
    Kurz darauf wurden sie durch die kalten Gänge des Gebäudes geführt und zu einem abgelegenen Gemach gebracht. Almut fühlte sich von Schritt zu Schritt beklommener; wie Ursula verspürte auch sie aufsteigende Panik. Ihr graute, wie der Weverin, vor dem, was sie erwartete. Pater Ivo hielt sich hinter ihnen, und sie war ihm für seine stille Gegenwart dankbar.
    Es war entsetzlich. Der verkohlte Leichnam war in Verwesung übergegangen und stank. Almut kämpfte mit der Übelkeit, als sie des entstellten menschlichen Körpers gewahr wurde. Kopf und Oberkörper waren eine undefinierbare Masse, nur von der Taille abwärts war er unversehrt. Seine Beine steckten in dunkelblauen, hüftlangen Strümpfen und feinen Lederschuhen. Reste von einem kurzen Wams waren auch noch zu erkennen, das mit einem Ledergürtel gehalten war. Ursula sah völlig fassungslos auf den Toten, wurde plötzlich schmutzig grau im Gesicht und begann zu schreien.
    »Kommt hier heraus, Weverin!«
    Pater Ivo nahm die zitternde Frau an den Schultern und führte sie aus dem Raum. Davor aber hatten sich drei weitere bewaffnete Wachen versammelt, hinter denen sich ein wuchtiger Ritter im klirrenden Waffenrock und gegürteten Schwert aufgebaut hatte. Sein Gesicht war gerötet, und seine Augen starrten wütend auf Ursula. Einer der Wachleute wies auf die nach oben führende Treppe.
    »Der Herr von Antorpf und der Vogt wollen Euch sprechen!«, befahl er barsch. »Folgt mir!«
    Almut, die noch in dem Gelass stand, wurde plötzlich von Pater Ivo grob an die Wand gedrückt und war damit außer

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