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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Zeit länger, um aus dem Bett zu kommen und dem Eindringling zu folgen. Sie eilte die Stiegen hinunter, wäre beinahe gestolpert und die letzten Stufen gefallen. Und als sie unten im Haus die Tür öffnete, sah sie über den mondbeschienenen Hof eben diese flatternde Gestalt auf das Haupthaus zulaufen. Dort, stellte sie mit Verwunderung fest, erhellte ein gelber, flackernder Schein die Fensteröffnung von Theas Zimmer.
    Erbost stieg Almut wieder die Treppe hoch und tastete in der Dunkelheit nach ihrer Zunderbüchse und dem Öllämpchen. Als das Licht endlich brannte, fand sie auf dem Boden, halb unter das Bett gerutscht, ein scharfes Messer und eine lange, gelockte Strähne ihres rotbraunen Haares. Voller Misstrauen fasste sie sich an den Kopf und stellte nicht nur fest, dass ihr über der Stirn nur noch handlange Fransen geblieben waren, sondern außerdem ihre Finger rot von Blut waren. Augenblicklich setzte auch der Schmerz ein, denn das Messer hatte ihr einen langen Schnitt quer über die Stirn verursacht. Zitternd setzte Almut sich nieder, unfähig einen Gedanken zu fassen.
    »Was ist denn heute Nacht schon wieder los!«
    Clara, in eine Decke gewickelt, stand plötzlich neben ihr und schrie dann auf: »Heilige Mutter Gottes, wie du blutest! Hast du dich verletzt?«
    »Ich weiß nicht. Meine Stirn tut weh!«
    Noch immer benommen, schüttelte Almut sich und sah auf die roten Tropfen nieder, die ihr vom Kinn auf die Hände in ihrem Schoß fielen.
    »Ich hole Elsa. Hier, drück das an deine Stirn.« Clara reichte ihr das Handtuch, das neben der Waschschüssel hing, und verließ den Raum. Als sie mit der schnaufenden Apothekerin zurückkam, hatte Almut sich wieder etwas gefasst und konnte den beiden Frauen berichten, was passiert war.
    »Jemand war hier drin und hat dir die Haare abgeschnitten? Lass mich die Wunde ansehen. Oh, ein Kratzer nur, nicht schlimm. Am Kopf blutet es immer so stark. Wir werden es auswaschen und ein wenig Salbe darauf streichen. Ringelblumen, denke ich. Aber du hast mal wieder Glück gehabt, ein wenig tiefer, und das Messer hätte deine Kehle erreicht und sie dir sauber durchgeschnitten. Es sieht aus, als sei es eines von Gertruds scharfen Fleischmessern.«
    Elsa, massig, aber behände, eilte wieder aus der Kammer, um Verbandszeug und Salben zu holen, während Clara, die auf ihre angegriffenen Nerven verwies, leise in ihr Bett zurückschlüpfte. Noch immer auf schwankenden Beinen stand Almut auf und öffnete die Kammertür nebenan, um nachzusehen, ob Angelika in ihrem Bett war. Es überraschte sie nicht, nur zerwühlte Decken vorzufinden.
    »Jetzt bleib doch mal ruhig in deinem Bett, statt wie eine trunkene Hummel durch das Haus zu taumeln!«, fuhr Elsa sie an, als sie sie auf dem Flur antraf.
    »Angelika ist wieder mal weg!«
    »Das Mädchen ist eine Plage. Aber das ist jetzt deine geringste Sorge. Setz dich hin und lass dich verbinden!«
    Schweigend ließ sich Almut Elsas Fürsorge gefallen. Dann aber bestand sie darauf, zu Thea hinüberzugehen und sie oder Angelika, von der sie stark vermutete, dass sie sich bei ihr aufhielt, zur Rede zu stellen.
    »Sie wird Feuer und Schwefel spucken, wenn du sie jetzt aus dem Bett holst!«
    »Na und? Bei ihr brennt sowieso noch Licht.«
    »Wenn du unbedingt willst. Ich kann dich sowieso nicht abhalten. Du machst ja immer, was du willst!«, meinte Elsa mit Vorwurf in der Stimme.
    Aber in Almut hatte sich eine gewaltige Wut aufgestaut, und sie versäumte in diesem Moment auch, Maria, die barmherzige Mutter, um Geduld zu bitten. Darum fanden sich Thea und Angelika kurz darauf einer zornsprühenden Almut gegenüber, die zu wissen begehrte, welche der beiden ihr mit dem Fleischmesser an die Gurgel gehen wollte.
    »Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen? Mitten in der Nacht hier hereinzupoltern und uns derartig blödsinnige Fragen zu stellen?«, fauchte Thea sie an, die in ihrem hellen Unterkleid, nur mit einem warmen Tuch um die Schultern, an ihrem Tisch gesessen hatte und an einem Pergament schrieb. Angelika saß im Hemd mit angezogenen Knien auf der Bettdecke und kicherte haltlos.
    »Du siehst komisch aus, Almut. Deine Haare sind vorne ganz kurz.«
    »Und wem habe ich das wohl zu verdanken? In drei Teufels Namen, wer von euch beiden hinterhältigen Weibern hat sich in meine Kammer geschlichen und mich mit dem Messer traktiert?«
    »Jetzt flucht sie auch noch, Thea, hörst du. Sie ist böse. Sie hat den Teufel im Leib!«
    Jetzt riss Almut der

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