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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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hauchdünne Geduldsfaden endgültig, sie schnappte sich das Mädchen an den Schultern und schüttelte sie, bis ihr die Zähne klapperten.
    »Du hirnloses kleines Miststück, mir langt’s jetzt wirklich. Ich bin mir sicher, du bist das gewesen! Thea, war sie die ganze Zeit über hier in deinem Zimmer?«
    »Lass das Kind los!«, fuhr Thea sie an und packte ihrerseits Almut an den Armen, um sie wegzuzerren.
    »Seid ihr jetzt alle völlig verrückt geworden?«, fragte Rigmundis von der Tür her, und die drei Weberinnen, in ihren Nachthemden und Hauben exakt gleich aussehend, drückten sich verängstigt hinter ihr an die Wand.
    Almut machte sich mit einer ungestümen Bewegung von Thea los, wodurch diese gegen ihren Tisch stolperte und Federn, Tintenstein und Pergament zu Boden fielen.
    »Entweder, Thea, du warst das, oder es war dieses tumbe Geschöpf, das sich vor Freude über mein Missgeschick kaum noch zügeln kann. Also?«
    Es war ganz gut, dass Almut sich nicht selbst sehen konnte, wie sie mit wallender Mähne vor den beiden Frauen stand. In den Haaren tanzten im Lampenlicht rote Funken, wirr hingen die kurzen Locken ihr in das blutverschmierte Gesicht, und ihre grünen Katzenaugen blitzten vor Zorn. Sie hätte vermutlich tatsächlich angenommen, ein Teufel sei in sie gefahren. Thea betrachtete sie, noch im Aufbegehren begriffen, ließ dann aber plötzlich die Schultern hängen und setzte sich wieder auf ihren Stuhl.
    »Lass es gut sein, Almut. Ich kümmere mich um diese da, und morgen früh«, seufzte sie lange und aus tiefstem Herzen, »morgen früh erkläre ich dir alles.«
    »Ich hätte lieber jetzt eine Erklärung!«
    »Almut, hör auf sie und geh schlafen!«, drängte Rigmundis leise. »Andere werden morgen deine Hilfe brauchen, und die Nacht ist bald zu Ende!«
    Wenn Almut etwas ernüchtern konnte, dann waren es Rigmundis’ sanft mahnende Worte, und ohne den beiden noch einen Blick zu gönnen, verließ sie das Zimmer.
    Wider Erwarten fand sie in den letzten Stunden bis zum Hahnenschrei noch einen tiefen, traumlosen Schlaf.

28. Kapitel
    Tags zuvor hatte Wigbold Raboden zur Vesper die ungehaltenen Vorwürfe und Beschimpfungen des Ritters Gisbert von Antorpf über sich ergehen lassen müssen, was ihm den Appetit verdorben hatte, weshalb er die ganze Nacht unter Blähungen zu leiden hatte. Aber die ruppigen Vorwürfe hatten ebenfalls dazu geführt, dass er gegen Mittag des nächsten Tages endlich eine Erfolg versprechende Spur hatte. Und das sogar ganz ohne den Einsatz der Foltergeräte. Zumindest fast ganz. Er hatte nämlich eine geradezu geniale Idee entwickelt, die störrische Beginen-Meisterin zum Reden zu bringen. Ein williges Instrument dazu war die Weverin. Drei Tage im Kerker hatten sie fast völlig gebrochen, auch wenn sie sich nach wie vor hartnäckig weigerte, zuzugeben, dass der Dolch ihrem Mann gehörte oder sie gar etwas von seinen Mordplänen wusste. Ihr Leben war für ihn inzwischen ein offenes Buch, auch wenn er nicht viel damit anfangen konnte. Immerhin war sie bereit, mitzuarbeiten, nachdem er sie durch den Keller geführt und ihr das Arsenal von Daumen- und Fußschrauben, die Streckbank, die Stricke, Geißeln und Zangen gezeigt und deren Wirkungsweise auf das Deutlichste klar gemacht hatte. Die Hoffnung, der Behandlung durch diese Werkzeuge entgehen zu können, hatte sie zu der Einwilligung gebracht, sich mit Magda zusammen einsperren zu lassen und als Mitleidende ihr Vertrauen zu gewinnen. Vornehmlich aber sollte sie die Begine so weit wie möglich ausholen und was immer sie zu dem Thema Teufelin erfuhr, ihm, dem Vogt, am nächsten Tag berichten.
    Er musste sich natürlich eine Menge dummes Weibergeschwätz anhören, aber schließlich kam doch heraus, dass eine hochinteressante Person Zuflucht in dem Beginen-Konvent gefunden hatte. Eine Badehure von der Marspforte hatte um Aufnahme gebeten. Beschwingt machte er sich daher am Nachmittag selbst mit zweien seiner Büttel auf den Weg zu der etwas zwielichtigen Einrichtung. Ein paar Erkundigungen bei besagtem Bader bestätigten Wigbolds Verdacht, dass die junge Frau nicht nur ein unzuverlässiges, schlampiges Weibsstück war, das sang- und klanglos das Badehaus verlassen hatte, sondern auch den Domherrn gekannt und ihre Spielchen mit ihm getrieben hatte. Das war Grund genug für ihn, Maßnahmen zu ergreifen, die Teufelin festzusetzen und damit endlich den Beleidigungen des vermaledeiten Ritters ein Ende zu bereiten.
    Als er in die Hacht

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