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Das Werk der Teufelin

Titel: Das Werk der Teufelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Begine hier ist nicht schlecht. Wir haben saubere, warme Wohnungen, gutes Essen, sogar Bücher, Zeit für Besinnung und Gebet, und die Arbeit ist nicht zu schwer. Aber ich kann einfach nicht mehr. Ich werde den Konvent verlassen, Almut.«
    Erschrocken sah Almut der älteren Frau ins Gesicht. Sie fand blasse, ernste Züge, doch die Verbitterung der letzten Tage war verflogen. Es musste eine schwere Entscheidung für sie gewesen sein. Kein Wunder, dass sie oft so unleidlich gewesen war.
    »Aber du musst uns nicht verlassen, nur weil du deine Arbeit nicht mehr machen möchtest. Es gibt genug Dinge zu tun, und um die Toten und Sterbenden können sich auch andere kümmern.«
    »Das ist es nicht allein, Almut. Da gibt es noch eine andere Sache. Es ist… Nun ja, Magda ist nicht hier, mit ihr müsste ich es erst bereden. Aber du bist über deine Jahre hinaus verständig. Und du wirst es für dich behalten, ja?«
    »Natürlich, Thea. Was treibt dich von uns fort?«
    »Da ist… Da war… Du wirst mich auslachen, Almut!«
    »Nein, Thea, das werde ich nicht. Sag es mir.«
    »Na ja… Also, der Bruder meines Schwagers war ebenfalls dort. Seine Frau ist vor zwei Jahren im Kindbett gestorben und hat ihm vier Kinder hinterlassen. Er… er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten würde. Natürlich habe ich abgelehnt. Aber der Gedanke daran, einem eigenen Haus vorzustehen, eine Familie zu haben… Eigene Kinder werde ich nicht mehr bekommen, dazu bin ich zu alt. Aber die drei Jungen und das Mädchen sind liebe Dinger. Es wäre eine gute Verbindung, denke ich. Johann ist ein redlicher Mann, ein Handwerker, der sein Auskommen hat und von sanftem Gemüt ist.«
    Almut hatte große Mühe, ihr Erstaunen zu verbergen. Theas Wunsch, eine Ehe eingehen zu wollen, war das Letzte, was sie erwartet hatte. Andererseits, sie war trotz ihrer zweiundvierzig Jahre keine alte Vettel. Das verhältnismäßig geruhsame Leben bei den Beginen hatte sie nicht ausgelaugt wie die vielen Frauen, die Jahr um Jahr ein Kind gebaren und daneben hart auf den Höfen oder in den Werkstätten ihrer Männer mitarbeiteten. Für einen Mann in ihrem Alter mochte sie eine wünschenswerte Partnerin sein.
    »Nun, warum nicht, Thea!«, stimmte sie ihr zu und lächelte sie an. »Magda wird dir sicher keine Steine in den Weg legen.«
    »Nein, vermutlich nicht. Sowie sie wieder hier ist, werde ich gehen. Solange warte ich selbstverständlich noch.«
    »Ich hoffe, sie wird bald freigelassen. Denn ich denke, ich weiß jetzt, wer die Teufelin ist, die der Domherr bei uns gesucht hat. Nur habe ich noch keine Ahnung, wie sie diese Untat begangen hat.«
    »Ja. Sprechen wir von Angelika. Ich gebe zu, ich trage mit Schuld an dem, was sie dir angetan hat. Aber du musst verstehen: Als sie hier auftauchte, habe ich gedacht, mit einem jungen Mädchen zusammen zu sein, würde es mir leichter machen, hier zu bleiben. Ich hätte sie vieles lehren können, zusehen können, wie sie sich entwickelt, wie das aufblüht, was von der strengen Zucht des Klosters verdeckt wurde…«
    »Aber da ist nichts, was aufblühen könnte, oder?«
    Thea schüttelte den Kopf. »Nein, sie ist ein ausgemacht dummes Geschöpf und gehört eigentlich eingesperrt. Sie ist nämlich nicht nur dumm, sie ist auch böse und hinterhältig, missgünstig und selbstsüchtig. Du hast den Fehler gemacht, sie schroff anzupacken. Das erste Mal – darüber hat sie sich bei mir bitterlich beklagt – war, als du sie gezwungen hast, aufzustehen und ihre Kammer zu verlassen. Inzwischen habe ich herausgefunden, dass sie dir da den ersten Streich gespielt hat. Sie hat deine Marienstatue zerstört, nicht wahr?«
    »Ja, damit fing es wohl an. Aber was habe ich ihr getan, dass sie meinen Apfelwein vergiftet hat?«
    »Du hast gedroht, mit diesem Pater Ivo über sie zu sprechen, und sie hatte Angst, er würde sie zurück ins Kloster schicken.«
    »Heilige Jungfrau, nein, wie kam sie denn darauf? Ich habe Besseres zu tun, als Pater Ivo ständig mit dem kleinen Schwachkopf zu belästigen.«
    »Sie hat es sich eingebildet, und das reichte. Außerdem hast du sie hart angefahren, als sie von ihrem Ausflug zu den Söldnern zurückkam.«
    »Auch so eine Verrücktheit von ihr. Weiß sie eigentlich, was sie da tut?«
    »In gewisser Weise schon. Sie genießt die Aufmerksamkeit, die ihr die Männer schenken. Dafür nimmt sie in Kauf, was immer sie anschließend mit ihr tun.«
    »Wie entsetzlich! Aber woher weißt du das alles? Hättest du mir das nicht

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