Das Werk der Teufelin
früher sagen können? Dann wäre ich wenigstens vor ihrem Messerangriff auf meine Kehle verschont geblieben.«
»Ich habe es erst in dieser Nacht alles herausgefunden. Übrigens wollte sie dir nicht die Kehle durchschneiden, auf deine Haare hatte sie es abgesehen, weil sie neidisch darauf war. Sie kam zu mir gelaufen, ganz stolz auf ihre Tat. Und das war der Moment, wo ich mir die Sache mit dem Apfelwein zusammenreimte. Ich muss gestehen, mein Verdacht galt bis dahin Johanna. Aber Angelika gab freiwillig zu, sie habe die Giftrauke zerdrückt und in den Krug geworfen.«
»Aber woher hatte sie die Kenntnis von den giftigen Kräutern? Oh, da fällt mir ein – die Hökerin Elspeth! Richtig, sie war dabei, als sie Elsa von der Wirkung des scharfen Hahnenfußes erzählte. Manches scheint sie sich doch ganz gut behalten zu können.«
»Ihre Bequemlichkeit und ihre Rachsucht sind die einzigen Antriebe, die sie hat.«
»Hast du auch herausgefunden, ob und wie sie den Domherren entmannt hat?«
»Nein, aber das werde ich noch.« Grimmig richtete Thea sich auf. »Und ich werde auch dafür sorgen, dass sie keinen Unfug mehr anrichtet, bis du eine Lösung gefunden hast, was mit ihr geschehen soll. Das verspreche ich dir.«
»Mir wäre es am liebsten, wenn sie zurück in ihr Kloster käme. Aber wir müssen vor allem an Magda denken. Gib mir noch ein wenig Zeit, bis mir etwas zu Angelika einfällt!«
Doch Almut bekam nicht viel Zeit zum Nachdenken, denn als sie ihr Tagewerk schließlich vollbracht hatte und sie sich nach der Vesper diesem Problem widmen wollte, stürmte Pater Ivo in den Hof. Sie war auf dem Weg in ihre Kammer, als er auf sie zutrat und eine verdutzte Mettel an der Pforte grußlos stehen ließ. Seinem Gesicht sah sie bereits an, dass Unheil dräute.
»Begine, es ist Zeit zum Handeln! Ich bringe schlechte Neuigkeiten.«
Almut kam nicht dazu zu antworten, denn aufkreischend rannte Angelika an ihr vorbei in Richtung des offenen Tores.
»Halte sie fest, Mettel!«, brüllte Almut und drehte sich auf dem Absatz um, um hinter dem Mädchen herzulaufen. Mettel fand sich plötzlich mit erstaunlicher Kraft in den Magen geschlagen und blieb, nach Luft schnappend, am Torpfosten gelehnt stehen, während Angelika auf die Gasse stürzte. Doch weder Almut noch sie hatten mit den langen Beinen des Benediktiners gerechnet. Er machte ein paar gewaltige Sprünge, erwischte das heulende, zeternde Mädchen und warf sie sich mit einem kräftigen Schwung kurzerhand über die Schulter. Seine zappelnde, kratzende und mit den Fäusten hämmernde Last trug er so in den Hof zurück und befahl Mettel, sofort die Pforte zu schließen.
»Elsa!«, rief Almut, und die Apothekerin, die mit offenem Mund das Schauspiel von der Türe ihres Häuschens aus verfolgte, kam eilends angetrottet und half Almut, die Tobende festzuhalten.
»Gib ihr am besten etwas, was sie beruhigt. Die ist ja vollkommen verrückt geworden.«
»Einen Eimer kaltes Wasser, schlage ich vor«, meinte Johanna, die mit einem solchen gefüllten Gefäß schon neben ihr stand. Das war zumindest kurzfristig ein wirkungsvolles Mittel, denn die hysterischen Schreie verstummten nach der unfreiwilligen Taufe.
»Ich gehe nicht zurück ins Kloster! Dieser Mönch kann mich nicht zwingen!«, jaulte Angelika stattdessen und spuckte einen Mund voll Wasser vor ihm aus.
»Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, zu was ich dich alles zwingen kann, du dummes Schaf!«, grollte Pater Ivo, und in seiner leisen Stimme schwang eine solche Drohung mit, dass Angelika verängstigt zurückwich. Elsa hatte inzwischen einen Becher mit dem Mittel gefüllt, das sie ansonsten Kranken und Fiebernden gab, um ihnen eine ungestörte Nachtruhe zu verschaffen.
»Trink das, Mädchen!«, forderte sie, aber Angelika presste nur widerborstig die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Du trinkst es, oder ich helfe nach!«, bemerkte Pater Ivo ohne besondere Schärfe in der Stimme. Aber ein Blick auf sein grimmiges Gesicht brach Angelikas Widerstand, und gehorsam trank sie die honigsüße Flüssigkeit aus. Almut kannte die Wirkungsweise aus eigener Erfahrung und beruhigte sie mit tröstender Stimme: »Du wirst bis morgen ruhig schlafen, und dann sehen wir weiter.« Zu Thea gewandt, meinte sie dann: »Bring dieses unerträgliche Kind ins Bett.«
Thea nickte und führte Angelika am Arm zu ihrer Kammer.
»Ich werde über sie wachen. Du kannst dich auf mich verlassen!«
»Danke!«
»Begine, Ihr solltet
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