Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
leises Knurren in seinem Rücken. "Unseren Informationen nach dürfte es keine Gools mehr in der Gegend geben. Aber dieser Kenntnisstand ist einen Tag alt. Also, ist dir etwas anderes bekannt? Und noch wichtiger ist – weißt du etwas darüber, wieviele Syths sich hier noch herumtreiben?"
"Einige, sechs vielleicht", antwortete Kassana sachlich. "Vorvorgestern haben wir fünf Kapseln gesehen, die ein Raumschiff abgeworfen hatte. Und kurz darauf wurden wir überfallen. Vier unserer Männer wurden entführt und unser Bruderstamm, mit dem wir uns treffen wollten, wurde vollständig ausgelöscht."
Sie überließ es Kepler, die Schlüsse aus dieser Information zu ziehen.
"Hat sich etwas nach der Explosion des Stützpunktes getan?", fragte er.
"Stützpunkt?", wiederholte Kassana.
"Die schwarzen Berge...", begann Kepler.
"Olymp", ergänzte Darr lakonisch.
"Ach so. Ja, letzte Nacht haben wir zwei riesige Fledermäuse gesehen", antwortete Kassana. "Sie kamen aus Olymp und kreisten lange über dem Wald, griffen uns aber seltsamerweise nicht an."
" Denen wurde die Flugerlaubnis entzogen", sagte Kepler. "Sonst noch etwas?"
"Nein ", antwortete Kassana nach kurzem Überlegen.
"Und was treibt ihr in der Nähe des Stützpunktes?", wollte Kepler wissen.
K assana blickte kurz Enok an, dann richtete sie die Augen auf Darr.
"Wir haben einen seltsamen Aufruf aus Vineta gehört", sagte sie langsam. "Da du jetzt hier bist, Orlikon, kannst du uns sagen, was er wirklich auf sich hat."
"Ihr seid gut informiert", entgegnete der Wissenschaftler.
Er hatte seinen Zusatznamen nicht erwähnt und dachte nun fieberhaft nach.
"Alle Welt weiß, wer du bist, und wir haben auch Kommunizierer. Also schinde keine Zeit, großer Lehrer – sprich", forderte Kassana spöttisch und hart.
"Ich habe einen Plan, wie wir den Krieg gewinnen können", begann Darr. "D afür braucht es die richtigen Menschen." Er machte eine Pause. "Ich habe eure Lebensweise nie verurteilt und mir ist jeder gesunde – und vor allem klar denkende – Mensch willkommen." Er schwieg wieder. "Was glaubt ihr, wieviele Zivilisierte sind diesem Aufruf gefolgt? Ein paar nur", beantwortete er die Frage selbst. "Da ihr wisst wer ich bin, wisst ihr vermutlich auch, wie sehr ich die Maschinen verabscheue. So könnt ihr vielleicht nachvollziehen, dass dieser Aufruf in erster Linie euch galt. Die Gondwaner widersetzen sich zwar den Syths, aber ihr, ihr lebt unter ihnen. Ihr seid diejenigen, denen die Zukunft gehört." Er sah Enok, Kassana und die anderen Verstoßenen nacheinander an, ohne einschmeichelnd zu lächeln. Und nicht bittend, sondern entschlossen auffordernd. "Geht bitte nach Ofir. Von dort aus werden wir gemeinsam eine neue Gesellschaftsordnung erschaffen, ohne Maschinen, ohne Syths und ohne Gools."
Kassana musterte ihn prüfend einige Augenblicke lang. Dann blickte sie zum Befehlshaber der Verstoßenen. Ihr gefiel wohl nicht, welche Reaktion sie sah.
"Es ist wie ich es euch gesagt habe", sagte sie deutlich. "Er lügt."
"Welchen Grund hätte er dazu?", widersprach Enok ablehnend.
"Ich weiß es nicht", antwortete Kassana offen.
Darr sagte zehn Sekunden lang nichts, sondern blickte auf die Verstoßenen.
"Ich lüge nicht", behauptete er dann ruhig. "Was hätte ich davon?"
"Das weiß ich auch nicht", gab Kassana zurück. "Ich sehe deutlich, dass du uns die Wahrheit erzählt hast – aber nur einen kleinen Teil davon. Und nicht minder deutlich sehe ich auch, dass du etwas völlig anderes erreichen willst. Dafür lügst du." Ihre Augen verengten sich. "Dafür würdest du die ganze Welt opfern."
"Stimmt", bestätigte Darr offen. "Das will ich tatsächlich tun, und das habe ich eben auch gesagt. Diese Welt ist fertig. Lasst uns eine neue aufbauen. " Er machte eine Pause, sein Blick auf die Verstoßenen wurde durchdringlich. "Eine, in der ihr nicht mehr verstoßen seid", sagte er deutlich, "sondern gleichberechtigt."
Bevor Kassana etwas sagen konnte, brummte Enok zustimmend und alle Befehlshaber außer Chirok ebenso. Kassana zuckte die Schultern.
"Ihr hört auf meinen Rat, weil ich die Gabe habe, Dinge zu sehen, die sonst niemand zu sehen vermag", sagte sie. "Und jetzt sage ich euch, dass er lügt." Sie sah die Verstoßenen nacheinander an. "Aber es ist eure Entscheidung."
"Kassana, ich höre fast immer auf dich", erwiderte Enok im Ton einer Entschuldigung. "Doch diesmal haben wir die Chance, das zu bekommen, was wir so dringend brauchen." Er sah die anderen
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