Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
einer Weile wissen.
"Du benutzt nicht nur Waffen", meinte Areía dahin, "du bist selbst eine."
Für ein Kompliment hörte sich das ein wenig zu distanziert an.
"Fasziniert es dich oder hast du daran etwas auszusetzen?", fragte Kepler.
"Ich bin beeindruckt", erwiderte Areía.
Die Frage für diese Antwort hatte Kepler zwar nicht gestellt, er bedankte sich trotzdem. Areía nickte nur erhaben. Aber der Kampf mit den Verstoßenen schien ihr wirklich imponiert zu haben.
"Kannst du jedes Ding zum Kämpfen benutzen?", wollte sie wissen und unte rstrich die etwas unpräzise Formulierung mit einer ausholenden Handbewegung.
"Ja", antwortete Kepler. "Nur die Savanne selbst nicht direkt."
Seine Vermutung erwies sich als richtig, im Wald warteten weitere bewaffn ete Verstoßene. Sie kamen zwar mit den Bögen in den Händen zwischen den Bäumen hervor, aber sie hielten die Waffen nach unten. Chirok befahl allen stehen zu bleiben. Seine Männer flankierten die Gruppe, während er zum Wald lief.
Kepler musterte die Verstoßenen. Darr tat dasselbe, und zwar prüfend, Areía und Toii neugierig, Homeroii erstaunt, Koii mürrisch und Goii angespannt.
Kepler war zwar nur kurz in Vineta und Gondwana gewesen, jedoch hatte er in beiden Städten keine Anzeichen dafür gesehen, dass Frauen in der zivilisierten Gesellschaft eine größere Rolle spielten. Bei den Verstoßenen taten sie es. Die in der Reihe der Schützen stehenden Frauen hielten gelassen und routiniert Bögen in den Händen. Ruhig, bestimmt und selbstbewusst trugen sie zusammen mit den Männern die Last ihres Lebens und ihres Krieges. Und darin lag die Stärke der Verstoßenen. Vielleicht hatten sie sogar begriffen, dass eine Frau oft eine sehr viel bessere Sicht der Dinge zu leisten imstande war. Vorausgesetzt, sie wusste was sie wollte.
Die Frau, die hinter der Reihe der Bogenschützen zusammen mit einem h errisch wirkenden Mann aus dem Wald trat, tat das. Ihr Gesicht hatte einen willensstarken Ausdruck, ihr Blick war ruhig, kalt und nachdenklich betrachtend.
Ihr Körperbau unterschied sich nicht von anderen Menschen dieser Zeit, und ihre Augen waren genauso braun. Damit hörten die Gemeinsamkeiten auf. Ihr kurzes Haar stach geradezu ins Auge – es war rot. Wie eine winzige Flamme leuchtete es vor dem grünen Hintergrund der Bäume und betonte ihre viel hellere als bei anderen Afrikanern, fast schon blasse, Haut. Auch die Gesichtszüge dieser Frau ähnelten denen der Menschen von Vineta.
Wie andere Verstoßenen-Frauen hielt sie sich sehr gerade, und der grazile Hals unterstrich ihre würdevolle, aber nicht abweisend wirkende Haltung. Sie trug einen schmalen Kopfreif, der schnörkellos und nicht verziert war. Ihr üppiger Busen wurde von einem knappen dunklen Top bedeckt, der flache Bauch war frei und die enge Hose gab die Form ihrer langen Beine und der runden Hüften unverfälscht wieder.
So ähnlich waren auch die anderen Frauen bekleidet. Dieser Aspekt ihrer Erscheinung diente wohl dazu, die Männer etwas aufzumuntern. Vielleicht auch dazu, ihnen vorzuhalten, wofür sie kämpften. Oder die Kleidung war einfach nur bequem und hier so üblich. Zumindest sahen die Männer ihre Gefährtinnen nicht länger als für Bruchteile von Sekunden direkt an. Mit Gewöhnung hatte das jedoch überhaupt nichts zu tun. Weil man sich als Kerl an solche Anblicke gar nicht gewöhnen konnte. Bewundern und Respektieren konnte man jedoch auch ohne zu glotzen. Schielen reichte dazu völlig aus.
Areía sah prüfend an sich herunter, warf einen Blick auf Kepler, spitzte die Lippen und machte den Rücken gerader. Kepler fand, dass sie auch in ihrem schmutzigen Overall nicht schlechter als die weiblichen Verstoßenen aussah.
Der Anführer der Verstoßenen hielt einen kurzen Zepter in der Hand. Diese I nsignie der Macht war ein knorriger Ast, unverziert, aber von unzähligen Berührungen poliert. Als Chirok bei ihm war, grüßte der Anführer ihn erhaben und freundlich indem er den Zepter hob.
Während die beiden Männer sich unterhielten, hörte die Frau ihnen zu, aber gleichzeitig sah sie sich aufmerksam um. Sie musterte Koii und ihr Gesicht nahm einen frostigen Ausdruck an. Als sie Darr ansah, verengten ihre Augen sich überrascht. Dann wanderte ihr Blick zu Kepler und blieb an ihm haften.
Der Anführer und Chirok waren mit ihrem Gespräch fertig und warteten geduldig, bis sie ihre Betrachtung beendet hatte. Die Frau sagte etwas, der Anführer winkte daraufhin. Darr ging mit einem
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