Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
er nachvollziehen. Dass sie sich anmutig ins Wasser warf, als er sich näherte, und dabei subtil, aber deutlich ihren Körper präsentierte, das auch. Nur dass Homeroii dabei war und sie anglotzte, dass wollte Kepler nicht in den Kopf. Doch vielleicht spielten Frauen dieser Zeit ihre Spielchen halt auf solche Art und Weise und die fast heraushängende Zunge von Homeroii gehörte dabei raffiniert zum Plan.
Die aufziehenden Wolken rissen auf. Im hellen Schein der letzten Sonnenstrahlen schnellte Areía aus dem Wasser, verbog sich graziös und tauchte wie ein goldenes Schimmern wieder in die funkelnden Wellen ein.
Kung-Fu und der Kampf waren der Inhalt von Keplers Leben, aber nicht dessen Mittelpunkt. Die Frau an sich war es schon immer. Ein erstaunter Schauer der Faszination überlief Kepler, wie immer wenn er einen Frauenkörper sah, der für ihn die Vollendung der Schöpfung war. Dann überkam ihn die Erinnerung.
Sudan. Dieses Land hatte ihm viel Leid beschert. Hier hatte er zum ersten Mal die große Liebe kennengelernt. Aber obwohl Katrin ein Teil von ihm geworden war, er hatte sie gehen lassen – für Sudan. Jahre später hatte er erkannt, dass man manchmal etwas unwiederbringlich Geglaubtes völlig unerwartet und an Orten, an den man es nicht für möglich hielt, wiederfand. Als er seiner einzig möglichen, seiner einzig richtigen, seiner einzig wahren Liebe begegnete.
Areía konnte gut tauchen, sie schaffte es unter Wasser fast zwanzig Meter weit. Sie tauchte auf, atmete tief durch und wischte sich lächelnd über das Gesicht. Im selben Moment verstummten die Vögel in den Bäumen um den Fluss herum. Gleichzeitig sah Kepler auf dem anderen Ufer zwischen den Baobaben zwei huschende Schatten. Er riss das Gewehr von der Schulter, bevor seine Augen die Einzelheiten wahrgenommen hatten.
"Areía, komm zurück!", schrie er und brachte das Gewehr in Anschlag.
Die junge Frau starrte erst entsetzt zu ihm und duckte sich, als er anlegte. Dann schoss sie herum und verharrte wie gelähmt, als sie zwei Gools zwischen den Bäumen sah. Der verträumte Homeroii sah endlich auf und erschrak ebenfalls.
"Sichere uns!", h errschte Kepler ihn an, während er auf ein Knie ging. "Areía!"
Homeroii griff ungelenk zur Glock. Sie verhedderte sich in seiner Kleidung und er zerrte hilflos an ihr. Areía kam endlich zu sich und wirbelte herum.
Kepler feuerte. Beide Geschosse verfehlten den vorderen Gool, weil er in derselben Sekunde in den Fluss sprang. Mit hartem Aufplätschern, das eine gewaltige Fontäne verursachte, stürzte er ins Wasser. Kepler konzentrierte sich auf ihn, er durfte ihn nicht aus den Augen verlieren.
Er könnte den Gool sofort töten, aber das Blut dieser Monster wirkte wie stark konzentrierter Magensaft. Und der bestand zum Teil aus Salzsäure.
Bei einer Säure-ins-Wasser-Reaktion verteilte die entstehende Wärme sich ohne Spritzer. Aber wenn das Flusswasser mit dem aufgerissenen Gool-Schädel in Berührung kam, würde lokal der umgekehrte Fall eintreffen, das Wasser würde an der Stelle schlagartig verdampfen und dabei die Säure weit verspritzten. Und die Monster waren viel zu nah hinter Areía.
Sie ruderte panisch aus aller Kraft zum Ufer und sah sich dabei um. Die beiden Gools näherten sich ihr unaufhaltsam. Ihre Fratzen ragten schnaufend aus den winzigen Wellen, dahinter schnitten die erhobenen Schwänze durch das Wasser.
"Schwimm, sieh nicht nach hinten!", schrie Kepler erbost.
Die Gools kamen Areía immer näher, und zwar immer schneller. Ihr Kopf tauchte immer öfter ins Wasser ein, sie hatte kaum noch Kraft. Kepler schwenkte das Gewehr von einem Gool zum anderen und sah dabei Areías aufgerissenen Mund und ihre im tödlichen Entsetzen panisch geweiteten Augen.
Areía kam anscheinend mit den Fußspitzen auf den Boden. Springend und weiterhin rudernd kämpfte sie sich durch das Wasser. Der Gool links war ihr näher als der rechte. Das Monster sah, was sie machte, und hörte auf zu schwimmen.
Er war größer als jeder Mensch und bekam sofort festen Halt. Eine Sekunde lang stand der Gool nur kalt abwartend da , dann begann er, sich langsam durch das Wasser zu schieben. Im Gegensatz zu seinem Opfer war er nicht von Furcht getrieben, sondern von kalter Mordlust.
Der Flussboden wurde steiler, Areía konnte schneller laufen. Als das Wasser ihr nur noch bis zur Hüfte reichte, sah sie über die Schulter zurück. Der Gool türmte sich nur sechs Meter hinter ihr auf, ihm reichte das Wasser gerade einmal
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