Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
bis zu den Knien. Im immer dunkler werdenden Tageslicht nahm seine nasse weiße Haut eine gespenstische aschfahle Farbe an. Während er den nächsten Schritt machte, spreizte der Gool die Arme und duckte sich leicht für den Sprung. Areía schrie entsetzt auf und rutschte aus. Kepler schoss.
Das Projektil zerfetzte den Kopf der Bestie. Die Blutspritzer schlugen dicht hinter Areía ins Wasser. Kepler feuerte fünfmal auf den Rumpf des Gools. Die Lapua-Geschosse stoppten dessen Vorwärtsbewegung, er taumelte, dann stürzte er rücklings. Kaum dass sein aufgerissener Kopf ins Wasser eintauchte, begann es zischend zu schäumen und Dampf stieg auf. Winselnd kam Areía hoch und stemmte sich mit letzter Kraft durch das Wasser, das ihr immer noch bis zu den Knien reichte. Die schwingenden Bewegungen ihrer Arme wurden immer kleiner. Und sie drehte sich wieder um, um den Tod zu sehen, der sie verfolgte.
Um einen Bogen um seinen toten Artgenossen zu machen brauchte der zweite Gool nur zwei Sekunden, jetzt war er nur noch vier Meter hinter Areía. Kepler schoss über die in lähmender Angst erstarrte Areía hinweg. Diesmal feuerte er weiter, nachdem der Gool getroffen war, und senkte dabei das Gewehr. Ein Geschoss nach dem anderen schlug in den Gool ein. Er zuckte, aber anscheinend stabilisierte die Strömung ihn, er fiel nicht um. Und Areía stand weiterhin regungslos da, obwohl die Blutspritzer direkt vor ihr im Wasser zischten.
Die letzten drei Geschosse ließen d en Gool endlich umkippen, zum Glück nach hinten. Erst als das Wasser in den durchlöcherten Körper eindrang und eine brodelnde exotherme Reaktion einsetzte, kam Areía endlich zu sich. Mit einem entsetzten Aufschrei floh sie vor der sich ausbreitenden Woge aus spritzendem Schaum, den das Zwielicht dieses trüben Tages in ein blasses Grau färbte.
Aus letzter Kraft erreichte die junge Frau das Ufer, torkelte aus dem Wasser hinaus und stürzte. Völlig erschöpft blieb sie reglos liegen, während nur wenige Zentimeter hinter ihr giftige Wellen an den Sand brandeten. Kepler hatte noch drei Schuss im Gewehr. Er richtete es auf das andere Ufer und drehte sich leicht.
"Hilf ihr, du wandelnder Kassettenrecorder", befahl er dabei brüsk.
Homeroii verstand wohl mehr den barschen Ton als die Worte. Er ließ die Glock fallen und rannte zu Areía.
Kepler stand auf und drehte sich einmal im Kreis. Vom chemischen Inferno im Fluss abgesehen war alles ruhig. Kepler munitionierte das Gewehr neu auf und legte wieder an. Sogar die Vögel zwitscherten jetzt wieder. Nichts in der Nähe war unnatürlich oder fremd. Zumindest schlich kein Gool mehr hier herum.
Eine Syth war vielleicht geschickter. Kepler hängte das Gewehr auf die Schulter, und zog die Glock. Er sah sich nochmal um, dann blickte er zum Ufer.
Homeroii hatte Areía endlich auf die Füße geholfen. Ob es an der Situation lag oder daran, dass der dichtende Bogenschütze grundsätzlich schüchtern war, er strich den Sand sehr behutsam von der immer noch sehr steif vor ihm stehenden Areía. Kepler hätte ihre Starre auch nicht ausgenutzt und er hätte den Sand wohl mit einem noch ehrfürchtigeren Blick entfernt. Aber die Berührung genossen.
Er sah sich nochmal um und hob die Glock auf , die Homeroii hatte fallen lassen. Viel sachlicher als er es bei einer nackten Frau getan hätte, aber nicht minder gründlich, putzte er die Pistole an der Kleidung vom Sand ab und repetierte sie durch. Er behielt sie in der Hand, als er zum Ufer ging.
"Alles wieder gut, Areía?", erkundigte er sich, als er dort ankam.
Die junge Frau schob Homeroii, der ihre Beine abwischte, leicht von sich, machte zwei Schritte auf Kepler zu und versuchte dankbar zu lächeln.
"Ich fühle mich wie neu geboren", antwortete sie immer noch zitternd.
Homeroii sah aus großen Augen zu ihr hoch. Nach dem Baden war das oft ein passender Spruch, aber jetzt traf er tatsächlich fast wörtlich zu. Kepler lächelte leicht. Areía hatte kaum Kraft fürs Überleben gehabt, aber welche, um geistreich zu sein. Dann ging es ihr wirklich wieder halbwegs gut.
Und sie hatte noch weitere Energiereserven. Ohne sich darum zu scheren, dass sie nackt war und Kepler ölverschmiert, umarmte sie ihn. Mehr noch, sie drückte ihn an sich und ihre Lippen suchten fordernd nach seinen. Kepler schob die junge Frau sanft, aber nachdrücklich von sich.
"Zieh dich an, Areía", befahl er.
Dann sah er zu Homeroii. Der hegte ziemliche Gefühle für Areía, blickte jetzt aber weg.
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