Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
wollte er wissen.
"Ein Kerl, den beim Anblick Ihres Kampfes ein koronarer Anfall mit letalem Ausgang ereilt hat", erwiderte der Wissenschaftler abfällig.
"Weil ihr alle so dolle Angst vor den Syths habt?", riet Kepler misstrauisch.
"Ja. Und weil dieser Richter, unser letzter Anführer, nicht mehr kämpfen, so ndern sich in einem Bunker verstecken wollte." Der Wissenschaftler zuckte die Schultern und sah Kepler direkt an. "Ich habe etwas nachgeholfen."
Die Warnung, in der jedoch deutlich die Bitte durchgeklungen hatte, war relativ unmissverständlich. Kepler beließ es dabei. Während er zum Tisch ging, öffnete der Wissenschaftler ein Türchen unter dem Pult, der vor dem großen Fenster stand, und holte eine silberne Tüte heraus.
Keplers sämtl iche Habseligkeiten lagen unter der Weste. Die Glock war sogar immer noch geladen. Kepler zog den Verschluss etwas zurück und sah die Patrone in der Kammer. Er steckte die Pistole und das halbvolle Ersatzmagazin ein, danach das Messer. Sein Geld war hier wohl nicht vonnöten, aber er beabsichtigte nicht, länger als nötig hier zu bleiben und steckte die Scheine ein. Die Packung mit den russischen Tabletten hatte er ganz vergessen. Er legte sie in die Brusttasche und nahm das HTC in die Hand. Es war aus. Kepler schaltete es ein.
Eigentlich müsste eine Zeitreise die Elektronik zerstören. Aber entweder ging Kepler von falschen physikalischen Annahmen aus, oder sein Smartphone war perfekt abgeschirmt. Es funktionierte. Das triumphierende Lächeln gefror aber auf Keplers Lippen. Es war möglich, dass er sich in einem Gebäude befand, das ebenfalls sehr gut gegen elektromagnetische Strahlung abgeschirmt war. Oder er war tatsächlich durch die Zeit gereist. Das HTC fand weder das Satellitennetz noch ein GSM- oder ein UMTS-Netz. Nicht einmal Notrufe waren möglich. Ansonsten arbeitete das Telefon einwandfrei.
Das Monokular war auch da und der Entfernungsmesser darin war intakt. Das Verbandzeug steckte in der Weste, die Nomex-Handschuhe ebenfalls. Die Uhr funktionierte, das Benzinfeuerzeug auch. Nur der Glückskeks fehlte, der übriggebliebene Nachtisch von der Speise mit den Pilzen. Kepler drehte sich um. Unter seinem fragenden Blick senkte der Wissenschaftler betreten die Augen.
"Es hatte so seltsam gerochen", murmelte er verlegen. "Ich habe es probiert."
"Mahlzeit", erwiderte Kepler. "Wo ist der Zettel?"
"W o ist was?", fragte der Wissenschaftler ratlos die Stirn runzelnd.
" Das Papierchen mit den Zeichen, das drin war, wo ist es?", präzisierte Kepler.
" Ach, der weiße Streifen?" Sein Gastgeber blinzelte verwirrt. "Ich dachte, er gehört dazu. Habe ihn auch gegessen. Hat überhaupt nicht gut geschmeckt."
"Weißheit sollte man auch mit Löffeln essen", teilte Kepler ihm erheitert mit.
Der Wissenschaftler sah ihn beschämt an, dann schüttete er feines weißes Pulver aus der Tüte in eine in den Pult integrierte Maschine, während er halblaut über ein erbsengroßes Mikrophon, das an einem hauchdünnen Draht aus dem Pult ragte, jemandem die Anweisung gab, den Syth und die andere Leiche fort zu schaffen. Anschließend sagte er nur zwei Worte, aber nicht mehr ins Mikro, sondern zu der Maschine. Kepler wischte indessen mit den Händen die Füße sauber, zog die Socken an, danach die Stiefel und dann die Weste.
"Was möchten Sie essen?", wollte der Wissenschaftler ohne sich umzudrehen wissen und öffnete dabei eine andere Klappe an der Maschine.
"Steak und Bratkartoffeln", antwortete Kepler. "Und Wasser zum Trinken."
Er ging zum Wissenschaftler heran und zog dabei die Glock. Als der sich mit einem Glas Wasser in der Hand umdrehte, berührte die Mündung beinahe seine Stirn. Es dauerte nur eine Sekunde, dann begriff der Wissenschaftler die Situation. Unwillkürlich zuckte sein Kopf zur Seite, aber er unterbrach diese Bewegung noch bevor sie halb ausgeführt war. Stattdessen hob er die linke Hand, spreizte den Zeigefinger ab und drückte damit seitlich gegen die Glock.
"Ich weiß, dass das eine Waffe ist , ich habe Sie lange genug beobachtet", erinnerte er vollkommen ruhig. Sein offener Blick in Keplers Augen verriet kaum Furcht. "Mich zu töten reduziert Ihre Chancen zurück zu kommen auf Null."
Kepler nahm die Hand herunter, steckte die Glock aber nicht ein.
"Wie genau stehen meine Chancen?", erkundigte er sich und hob warnend die Hand, bevor der Wissenschaftler etwas sagte. "Überlegen Sie sich die An twort gut. Wenn ihre Behauptungen über die Syths den
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