Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
auf vier Beinen rennt, und zwar sehr schnell. Entsteht ein Gool aus einem Hai, kann er so gut schwimmen wie kein anderer Fisch es vermag. Die Syths nutzen das sogar, um am Virus zu forschen. Es existiert nicht mehr in Reinform und es verwandelt die natürlichen Gools nicht mehr in Syths. Die Syths züchten nun Gools, um zu experimentieren." Das Gesicht des Mannes verzog sich schmerzlich. "Und um uns zu zwingen, den Tribut zu zahlen. Die Syths sagen zwar, sie würden mit den synthetischen Gools die natürlichen jagen, aber das ist eine Lüge. Doch die Maschinen glauben sie. Weil sie nicht wissen, was eine Lüge ist."
Es hörte sich alles schlüssig an. Und ziemlich fadenscheinig. Als ob der Mann ihn von etwas anderem ablenken wollte.
"Okay", unterbrach Kepler ihn, "folgender Widerspruch..."
"Bitte was?", wurde er seinerseits, aber viel höflicher unterbrochen.
Er sah den Mann ratlos an. Der blickte völlig ratlos zurück.
"Ah", verstand Kepler, " okay heißt soviel wie – in Ordnung", erklärte er. "Also, wenn ihr alle so unbeholfen seid und nicht kämpfen könnt und vor Angst erstarrt, wenn ihr eine Syth seht – wie konntet ihr eine dann gefangen nehmen?"
"Haben wir gar nicht", bestritt der Mann. "Vor vierzig Jahren, als sie hier ankamen, hatte es noch einige mit Laserkanonen bewaffnete Raumgleiter gegeben, mit ihnen hatten wir zuvor Meteoriten zerstört. Wir hatten diese Kanonen gegen die Gool-Horden eingesetzt. Aber die Syths können das Energiefeld einer Laserwaffe leicht orten. Gegen die Gools haben wir drei Jahre lang gekämpft, gegen die Syths keine drei Monate. Sie können sich unsichtbar machen..."
" Ach, die auch?", unterbrach Kepler ihn spöttisch. "Und wie?"
"Der Anzug", antwortete der Mann. " Seine winzigen Waben brechen die Lichtstrahle in den Zwischenräumen. Dadurch werden sie beschleunigt oder verlangsamt und treten an einem Punkt aus. So werden die Syths unsichtbar, man sieht höchstens nur ein Schimmern in der Luft, wenn das Licht schräg genug einfällt."
"Metamaterial , hatten wir auch", konstatierte Kepler schief blickend. "Warum konnte ich die Syth sehen und warum benutzt ihr nicht die gleichen Anzüge?"
" Weil wir ihren Anzug unbrauchbar gemacht haben", erklärte der Mann. "Und wir haben solche Anzüge selbst hergestellt, aber die Syths kennen die Frequenz der Lichtwellen, bei denen die Anzüge funktionieren, und können uns auch dann sehen, wenn wir sie tragen. Und die Gools riechen uns."
"Na gut, weiter" , sagte Kepler.
"Also", fuhr der Mann nach einer kurzen Pause fort, "d ank dieser ihrer Tarnung haben die Syths die Besatzungen der von den Gleitern demontierten Kanonen einfach überrannt." Er atmete tief durch und es mutete Kepler an, als wenn er eine Lüge passend überlegen würde. Oder aber, als ob die Erinnerung schwer war. "Bei einem der letzten Gefechte", sprach er dann weiter, "explodierte eine Kanone. Alle Menschen wurden getötet. Der Syth dort wurde die Maske vom Kopf gesprengt. Wir dachten nach dem Kampf, sie sei tot. Ihre Artgenossen haben wohl dasselbe angenommen, zumindest haben sie nie gefordert, sie frei zu lassen. Wir hatten sie mitgenommen, um sie zu studieren. Zum Glück hatten wir sie sofort isoliert, als sie aufwachte, tötete sie sämtliche Menschen um sich herum. Dann haben wir uns mit ihr sozusagen arrangiert. Wir ließen sie am Leben und sie akzeptierte ihre Niederlage. Sechs Mal haben wir sie kämpfen lassen, gegen Abtrünnige, die gegen die Prinzipien unserer wunderbaren Gesellschaftsordnung", betonte er sarkastisch die letzten Worte, "verstoßen hatten. Niemand hat länger als zwanzig Sekunden überlebt." Er feixte. "Deswegen hatte sie sich so gefreut, als Sie nach dem Probeschlag aufgestanden waren. Und noch mehr, als Sie sie das erste Mal geschlagen haben." Er blickte mit befriedigter Genugtuung auf die tote Kreatur. "Dann war sie gar nicht mehr fröhlich."
Kepler bewunderte den Mann schon fast. Eine solche Schauspielleistung aus dem Stehgreif heraus, dazu eine von einem gewissen Standpunkt sogar ziemlich logisch klingende, hatte er noch nie gesehen.
Nur eines störte seine Belustigung. Wofür auch immer irgendw er dieses aufwendige Theater mit ihm veranstaltete, was auch immer das tote Ding neben ihm war – es hatte ihn einfach, schlicht und ergreifend töten wollen.
Er suchte nach einer anderen Schwachstelle in dieser Geschic hte.
"Wenn ihr nicht kämpfen könnt, wie konntet ihr die Kanonen b edienen?"
"Über neunundneunzig Prozent der
Weitere Kostenlose Bücher