Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
in einer anderen Zeit sind."
"Und wenn ich den Kampf verloren hätte?", interessierte Kepler sich.
"Haben Sie nicht", bekam er die lakonische Antwort.
"Angenommen, das alles stimmt und ich bin in der Zukunft und die Syths züchten sogar die bösen Gools, weil sie am Virus herum experimentieren. Und in erster Linie haben sie den Planeten eigentlich in ein Versuchslabor verwandelt und Menschen haben nur noch die Funktion von Nutztieren." Kepler sah dem Mann in die Augen. "Und ihr könnt wirklich nichts dagegen tun."
Der nickte nur. Verärgert und sogar beschämt, aber vorbehaltlos bestätigend.
"Dann seid ihr verdammt", bescheinigte Kepler ihm. "Was habt ihr und was habe ich davon, wenn ich euch helfe?", wollte er wissen.
"Sie retten die Welt ", antwortete der Wissenschaftler. "Wir haben die gesamte Energie dieses Kontinents gebraucht, um Sie her zu holen."
"Das ist nicht meine Welt" , stellte Kepler klar.
" Na gut – Sie bleiben am Leben", sagte der Wissenschaftler. "Denn unser Ablenkungsmanöver für Ihren Zeitsprung wird die Syths nicht lange täuschen. Sie werden sauer und in drei bis vier Tagen wird es diese Stadt nicht mehr geben."
"Ich helfe lieber diesen intelligenten Monstern", erwiderte Kepler. "Ich habe keine Lust, auch noch von hilflosen Supermenschen missbraucht zu werden."
"Die Syths werden Sie aber nicht zurück schicken können", behauptete der Wissenschaftler. "Nur ich kann das. Nur von einem bestimmten Ort aus."
Er sagte es nicht gehetzt, nicht erbost, er stellte nur eine Tatsache fest. Das war gravierender als eine Drohung es gewesen wäre.
"Noch etwas." Der Wissenschaftler sah Kepler in die Augen. "Während ich Sie beobachtete, begriff ich eine Sache ganz deutlich." Er machte eine Pause. "Ihnen ist alles egal. Nur eine Frau nicht. Um zu ihr zu gelangen haben Sie innerhalb des letzten Monats mehr Menschen getötet, als ich in meinem ganzen Leben gekannt habe." Er schwieg wieder. "Nur wenn Sie mir helfen, können Sie in Ihre Zeit zurückkehren. Helfen Sie mir nicht – sehen Sie diese Frau nie wieder."
Die Erinnerung an Lisa ließ Kepler straucheln. Nichts in seinem Leben hatte ohne sie einen Sinn. Auch dieser Traum nicht – sofern es einer war.
Aber ob in der Realität oder in einer Illusion, er war nicht fähig, Lisa im Stich zu lassen. Nur der Tod konnte ihn davon abhalten, alles dafür zu tun, damit sie freigelassen wurde. Wenn das hier doch nur eine durch Pilze bedingte Phantasie war, musste er aufwachen. Oder aber – er musste diesen seltsamen Drogenrausch zu Ende träumen. Und wenn es doch keine kranke Sinnestäuschung war, dann musste er alles tun, um aus dieser völlig absonderlichen Wirklichkeit in seine nicht minder groteske Welt zurück zu kehren.
Aber i n jedem dieser Fälle musste er klar denken können.
"Okay", sagte er. "Haben Sie meine Sachen?"
"Ja", antwortete der Wissenschaftler.
"Ich brauche sie zurück", verlangte Kepler. "Dann muss ich etwas essen. Wä hrenddessen erklären Sie mir Ihren Plan."
"Heißt das, Sie werden mir helfen?", vergewisserte der Wissenschaftler sich.
"Habe ich eine andere Wahl?", fragte Kepler zurück.
"Wenn Sie nur sinnvolle Alternativen in Betracht ziehen – nein."
"Na dann."
9. Kepler hasste die Wiederholungen in seinem Leben so intensiv, wie die Indolenz es zuließ. Irgendwie hasste er die Liebe mit. Weil er mit diesem Gefühl nur mühselig zurechtkam. Und weil es wieder einmal benutzt wurde, um ihn zu zwingen etwas zu tun, was er nicht tun wollte.
Doch sosehr es ihm missfiel, dass er sich verliebt hatte, er konnte einfach nicht mehr ohne dieses Gefühl leben. Er wollte nur – Lisa endlich in seine Arme schließen. Er wollte sie spüren, schmecken, fühlen, riechen. Er wollte, dass sie glücklich und frei war, und bei ihm. Der Rest der Welt interessierte ihn nicht.
Aber anscheinend interessierte er die Welt. Die gönnte ihm einfach nicht das bisschen Glück, endlich zu lieben und geliebt zu werden.
Nur Lisa zählte für Kepler, andere Menschen waren ihm nicht wichtig. Weder in seiner Zeit, noch in dieser, noch irgendwo oder irgendwann anders.
Der Wissenschaftler öffnete weit die Tür und trat zwei Schritte zurück. Kepler warf noch einen Blick auf d ie Syth und ging los.
Als er die Schwelle überschritt, deutete der Wissenschaftler in die linke Ecke des Raumes. Dort stand ein stumpf-metallisch schimmernder Tisch. Darauf lagen Keplers Stiefel, daneben seine Weste. Er warf einen Blick auf die Leiche.
"Wer ist das?",
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