Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
wäre der Gleiter bestimmt heile geblieben, nur hätte das schlagartige Wendemanöver mit Sicherheit mehr als dreizehnfache Erdbeschleunigung verursacht und ihre Knochen gebrochen.
" Langsamer", presste Kepler zwischen den Zähnen hervor, achtfache Gewichtsbelastung war immer noch sehr viel, sein Sehen wurde schwarzweiß.
"Entschuldigung", lallte Darr am Rande der Bewusstlosigkeit.
Plötzlich erloschen die blutrot glimmenden Instrumente und leuchteten abrupt wieder auf. Der Gleiter hob die Nase. Obwohl Darr den Steuerknüppel ruckartig hin und her riss, stieg der Gleiter unbeirrt weiter. Er beschleunigte dabei und rollte dann scharf nach links. Während die Beschleunigung ihn in den Sitz drückte, langte Darr mit aus ihren Höhlen quellenden Augen zum roten Hebel, der von der Decke zwischen den beiden Sitzen hing.
"Die Syths haben die Kotrolle übernommen", stöhnte er fast panisch auf.
"Wo fliegen sie uns hin?", wollte Kepler wissen.
"Zum Stützpunkt", presste Darr heraus und fasste den roten Hebel an.
"Der über der Versiegelten Stadt?"
"Ja..."
"Na umso besser", meinte Kepler. "Vielleicht."
" Gondwana", japste Darr und atmete schwer durch, "wir müssen erst unbedingt dahin." Er sah Kepler an und drehte den Kopf nach hinten. "Festhalten!"
Bevor er am roten Hebel zog, schaffte Kepler es, das Schwert und die Armbrust auf die Brust zu legen, die Arme über den Waffen zu kreuzen und die Hände unter die Gurte zu schieben.
Im nächsten Moment wurden sie fast zerquetscht, als die Gurte sich spannten und Kepler ruckartig in den Sitz pressten. Über ihm krachte es, eine Klappe flog weg und er sah den Himmel. Er hörte eine Explosion und mit dem letzten klaren Gedanken drückte er die Waffen an sich.
Menschliche Knochen brachen bei länger andauernder dreizehnfacher Erdbeschleunigung. Die Schleudersitze in Kampfflugzeugen entwickelten für einige Millisekunden etwa die zwanzigfache. Genauso wie die Körper der Syths, war das Rettungssystem im Gleiter für härtere Belastungen ausgelegt. Als der Sitz hinausgeschossen wurde, verlor Kepler das Bewusstsein.
E r kam vom peitschenden Wind wieder zu sich. Sein Sitz raste wirbelnd nach unten. Die Erde jagte wie in einem sich irrsinnig drehenden Karussell alle ein paar Sekunden durch sein Blickfeld, der Luftstrom zerrte an seinem Gesicht und riss ihm fast den Kiefer ab, als er etwas den Mund öffnete, um Atem zu holen. Tränen, die der Wind ihm in die Augen trieb, nahmen Kepler die Sicht. Er war wieder dabei, das Bewusstsein zu verlieren, als der Sitz sich stabilisierte.
Das farbige Sehen kehrte zurück, die Orientierung auch. Kepler sah die anderen drei Sitze in einiger Entfernung und blickte nach unten. Er sah den Gleiter als einen winzigen Punkt am Himmel. Eine Bö erfasste den Sitz und er drehte sich wieder. Bei der zweiten Drehung meinte Keplers, den Gleiter nur einige Kilometer weit entfernt schweben zu sehen. Dann wurde ihm übel. Er begann mit der Pressatmung, wie er es für den Mitflug in der F-4 gelernt hatte.
Die Erde raste auf Kepler zu. Leichte Besorgnis überkam ihn, es wurde Zeit, dass der Fallschirm sich öffnete. Er tat es nicht. Kepler sah sich um. Die anderen Sitze fielen genauso. Bis zur Erde waren es keine einhundert Meter mehr.
Wieder zerrte immense Beschleunigung an Kepler. Die Syths benutzten keine Fallschirme, sondern Bremstriebwerke, die wohl ebenfalls gravitativ arbeiteten.
Mit einem trotz brutaler Abbremsung heftigen Au fschlag beendete der Sitz seinen Sturz und die Gurte entspannten sich. Kepler musste noch fast eine ganze Minute einfach nur atmen, bis er wieder fähig war, sich zu bewegen.
Syths waren eindeutig kräftiger als Menschen, aber das Kultivieren des Körpers über Jahrhunderte hinweg hatte auch sein Gutes, zumindest hatte Darr, Borr und Arr keine gebrochenen Knochen. Bewusstlos waren sie alle. Kepler schnallte sie ab und legte sie auf die Erde. Dann saß er da, wartete bis sie aufwachten und hoffte, dass die Sitze keine Ortungsgeräte hatten. Doch die Syths wussten auch so, wo er, Darr und die Techniker den Gleiter verlassen hatten.
Darr öffnete die Augen und setzte sich schwerfällig auf. Er schüttelte sich, dann klarte sein Blick auf. Es vergingen noch einige Sekunden, bevor er wieder imstande zu denken war . Als er die Augen hob, stand darin die Angst.
"Jetzt glaube ich, dass das alles kein Traum sein könnte", teilte Kepler ihm mit.
"Warum das?", krächzte der Wissenschaftler.
"Es läuft wirklich alles schief."
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