Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
die Weite. Aber entgegen dem Eindruck, den er e inige Sekunden zuvor bei einem Seitenblick bekommen hatte, bewegte der Staub sich doch völlig korrekt in dieselbe Richtung, in die auch der Wind blies.
"Wir müssen schnell weg hier, Darr", sagte er de nnoch. "Die Stadt, zu der Sie wollten, war es eben die unter uns direkt am Blauen Nil?"
"Wo?" , fragte der Wissenschaftler erstaunt nach.
"Am Fluss ."
"Ah. Ja, richtig."
"Ist von ihren Bewohnern vielleicht etwas Hilfe zu erwarten?"
"Nur wenn wir es richtig anstellen."
"Dachte ich mir", meinte Kepler. "Ihr seid zwar ein Galaktisches Jahr weiter, aber es hat sich nicht viel verändert, nur Al Hilaliya war zu meiner Zeit viel kleiner." Er änderte den Ton ins Rigorose. "Schaffen Sie die beiden auf die Füße. Es sind nur noch knapp vier Kilometer... also etwa zwanzig Stadien, bis dahin, und wir müssen es vor Einbruch der Dunkelheit dorthin schaffen."
Darr atmete tief ein und bewegte den rechten Arm. Oder, vielmehr, er hatte es versucht. Er sah wieder hoch, beinahe flehend.
"Geben Sie uns noch ein paar Minuten", bat er.
"Nein", erwiderte Kepler. "Wir müssen weiter."
Keuchend erhob Darr sich. Er ging mit weiterhin geschlossenen Augen zu se inen Kollegen und zerrte sie auf die Füße. Kepler sah sich um, er hörte nicht zu, was der Wissenschaftler den beiden zuflüsterte, es hörte sich nach Aufmunterung an. Als Kepler zu Borr sah, war dessen Blick dennoch völlig ermattet.
"Ich muss mal", flüsterte der Techniker .
Eigentlich bat Borr nicht – er bettelte. Kepler machte einladend eine ausholende Bewegung über die halbe Ebene. Borr sah ihn beinahe entsetzt an.
"Was ist?", staunte Kepler. Dann verstand er. "Sollen wir uns umdrehen?"
Borr nickte. Arr hatte sich zu dem Zeitpunkt schon umgedreht, und seine Augen waren geschlossen. Darr schaffte es, die Lippen in einem leichten Lächeln kurz auseinander zu ziehen.
Kepler sah amüsiert über die Schulter. Borr hatte eine gigantische Fläche zur Verfügung, wo eine Urinpfütze niemanden stören würde, aber nein, jetzt ging er trotz Erschöpfung weg. Und zwar zu einem dürren Stängel, der einsam aus der Erde ragte. Dass Borr der Pflanze etwas Gutes tun wollte, bezweifelte Kepler. Männer würden wohl bis zum Kollaps des Universums etwas brauchen, was sie anpinkeln könnten. Als Borr zögernd zur Hose griff, drehte Kepler sich weg.
Der Schrei hatte nichts Menschliches mehr in sich. Es war das pure, nackte, u rtierische Entsetzen, das Borrs ganzes Wesen zerriss.
Kepler wirbelte herum. Seine linke Hand riss die Armbrust hoch, die rechte schnellte zum Schwert. Aber sein Blick erfasste gerade noch einen riesigen weißen Schatten, der im Gebüsch verschwand, und seine Ohren vernahmen das hässliche Geräusch von Knochen, die zermalmt wurden. Er sah noch kurz Borrs Füße etwa einen Meter über dem Boden zappeln, dann brach der Schrei abrupt ab und die Äste des Gebüschs schlossen sich wieder. Einen Augenblick später verschwand auch der peitschende Schwanz im dürren Grün.
Es war so schnell gegangen, dass Kepler es nicht geschafft hatte, die Armbrust abzufeuern. Er drehte sich um. Bevor sein Blick über die Umgebung strich, nahm er wahr, dass Darr und Arr so vor Angst gelähmt waren, dass sie nicht einmal schreien konnten, sie schnappten nur nach Luft wie gerade aus dem Wasser gezogene Fische. Sie standen nur da und zitterten.
"Rennt!", h errschte Kepler sie an.
Die beiden waren kurz davor, zusammenzubrechen, und er schlug sie mit de r flachen Seite der Schwertklinge. Darr taumelte los und zog Arr hinter sich her.
Sie schafften es fünfhundert Meter weit, dann hörte Kepler, dass beide Männer pfeifend und rasselnd atmeten. Nicht einmal mehr das Adrenalin vermochte die Todesangst zu überwinden, sowohl Darr als auch Arr taumelten, sie konnten einfach nicht mehr. Nur Sekunden später wechselten beide ins Gehen und schleppten sich langsam, gebeugt und nach Luft schnappend zehn Meter weiter.
Kepler hörte Schritte hinter sich, schwer, schnell und unerbittlich. Er drehte sich um, steckte das Schwert in die Erde und hob die Armbrust.
Diesmal versteckte das Monster sich nicht, sondern rannte offen auf sie zu. Es wusste, dass es kein Entrinnen gab und anscheinend hatte es keine Lust mehr , zu spielen. Doch plötzlich blieb es stehen und fletschte die langen Stoßzähne.
Es war größer und massiger als eine Syth. Seine Haut hatte die Farbe von fahlem Weiß. Sie war absolut haarlos und wirkte hart wie Marmor,
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