Das Wesen aller Kriege (Die Ratte des Warlords IX-A) (German Edition)
keine Strommasten gesehen."
"Richtig", bestätigte Darr, dieses Mal ohne den Kommunikator zu benutzen.
"So. Wohin laufen dann diese Kabel?", wollte Kepler wissen.
Der Wissenschaftler sah zum Kraftwerk, wohin Kepler mit dem rechten Zeigefinger deutete. Von hier aus war soeben ein Mast erkennbar, der aus dem Dach ragte. Von diesem zogen sich vier dicke dunkle Kabel nach Norden. Kepler drehte sich mit ausgestreckter Hand nach links. An der Biegung des Flusses hinter dem Kraftwerk kamen die Kabel an einem Strommast am rechten Ufer wieder in Sicht. Danach folgten sie dem Verlauf des Flusses nach Nordwesten und verloren sich bald im Blau des Himmels.
"Sie haben erzählt, in der Nähe der Versiegelten Stadt befände sich ein Syth-Stützpunkt", sagte Kepler. "Ich sehe ihn auf dem Bild aber nicht."
"Doch", widersprach Darr. "Er ist nur nicht als solcher zu erkennen. Hier", er berührte mit der Fingerspitze die Stelle, wo sich vor Jahrmillionen die sudanesische Hauptstadt befunden hatte, "diese zwei Berge sind künstlich."
"Ist aber eine lange Leitung."
"Diese Stelle des Flusses ist die energieergiebigste", erwiderte Darr. "Es ist wohl einfacher, Leitungen zu ziehen, als Kraftwerke zu bauen..."
Ein warnender Schrei unterbrach ihn. Kepler sah sofort zu den anderen. Mehrere Bogenschützen standen auf den Knien mit den Armbrusten im Anschlag, einer winkte heftig. Kepler blickte über die Schulter.
Noch weit weg, etwa siebenhundert Meter von ihnen entfernt, hob sich eine kleine Staubsäule von der Erde. Trotz der Entfernung war es deutlich, wer die Staubfahne verursachte. Ein schnell laufendes weißes Wesen.
Kepler nahm das Gewehr vom Rücken, ging auf ein Knie und winkelte den linken Arm nach vorn an. Er legte den Schaft des Gewehrs auf die Ellenbeuge, öffnete die Visierklappen und legte den Finger auf den Abzug.
D er Gool raste nicht direkt auf sie zu, sondern schien einen Bogen machen zu wollen, als ob er auf das Dach des Kraftwerks kommen wollte, um von oben anzugreifen. Kepler verfolgte ihn mit dem Lauf, während er nachrechnete.
Der rote Faden erschien im Absehen und Kepler drückte ab. Im selben Moment änderte der Gool jedoch abrupt die Richtung und schwenkte auf die Gruppe ein. Das Geschoss würde ihn verfehlen. Kepler schoss nochmal.
Und knurrte innerlich. Nichts ging für ihn über ein Repetiergewehr, nicht ei nmal die Waffe, die er selbst erdacht hatte. Aber mit seinem geliebten AWSM hätte er niemals so schnell zweimal hintereinander schießen können.
Im Gegensatz zur Neunmillimeter blieb das Lapua-Geschoss nicht im Schädel des Gools stecken. Die kinetische Energie dieses Projektils war enorm, es riss dem Monster den halben Kopf weg. Der Gool stürzte vornüber zu Boden, seine Beine und der Schwanz flogen in einem Bogen nach vorn über, dann überschlug der Gool sich nochmal und rutschte einige Meter weiter, bevor er reglos in einer Staubwolke liegen blieb. Sie hellte sich gleich von innen auf. Der Zirkoniumbrand war nicht spektakulär, aber verheerend, die glühenden Funken fraßen sich durch das Gewebe und beendeten das, was das Projektil eingeleitet hatte.
"Haben die Syths jetzt also nur ein paar Wächter aktiviert oder eine ganze Armee?", murmelte Kepler. "Los, weiter."
Als er und Darr zurückkamen, sahen die Bogenschützen ihn nicht ganz wie e inen Übermenschen an, aber auch nicht weit davon entfernt. Areía lächelte ihn sogar an. Nur Goii blickte angestrengt gleichgültig zur Seite.
"Hört zu", sagte Kepler an alle gerichtet. "Wir bleiben im Freien, damit wir sie kommen sehen. Und wir bleiben stets zusammen. Nicht einmal wenn ihr pinkeln müsst, geht ihr allein weg, sondern mindestens zu zweit."
Alle nickten. Areía war allerdings nicht begeistert darüber. Dafür war Goii es plötzlich umso mehr. Er sah die junge Frau an und blickte gleich wieder weg.
"Deckung!", schrie Kepler im nächsten Moment.
Mittlerweile kannte er das Geräusch, es hörte sich an, als ob ein glühender G egenstand durch die Luft flog.
Die Gondwan er kannten diesen Laut wohl besser als sonst jemand auf der Welt. Sie warfen sich nieder noch während Kepler geschrieen hatte. Arr, Darr und Koii folgten ihrem Beispiel nach kurzem Zögern. Kepler ging auf ein Knie, während er die Kapuze überwarf. Dann krümmte er sich und sah nach oben.
Das Geräusch, das fast erstorben war, nachdem der Gleiter über das Kraftwerk hinweg gejagt hatte, schwoll wieder an. Diesmal war es leiser, der Gleiter kehrte viel langsamer
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