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Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition)

Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Das Wesen der Dinge und der Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Gilbert
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hingegen alles andere als erfreut, als Henry in der Behaglichkeit des Soho Square 32 vorstellig wurde. Banks war älter, kränker und fahriger denn je. Die Gicht peinigte ihn, und dazu quälte er sich mit wissenschaftlichen Fragen, die er selbst aufgeworfen hatte und als bedeutsam für das Britische Weltreich erachtete.
    Banks wollte England unabhängig von Exporten ausländischer Baumwolle machen und hatte hierfür Gärtner nach Britisch-Westindien geschickt, die dort bislang wenig erfolgreich versuchten, Baumwolle anzubauen. Ebenso erfolglos versuchte er, das holländische Monopol auf den Gewürzhandel zu brechen, indem er in den Gärten von Kew Muskat und Nelken züchtete. Nebenbei hatte er dem König den Vorschlag unterbreitet, Australien zu einer Strafkolonie zu machen (als Idee ein reines Privatvergnügen seinerseits), doch bisher zeigte niemand Interesse daran. Gleichzeitig arbeitete er an der Konstruktion eines vierzig Fuß hohen Teleskops für den Astronomen William Herschel, der hoffte, neue Kometen und Planeten zu entdecken. Vor allem aber wollte Banks Ballons haben. Die Franzosen hatten bereits welche. Sie experimentierten mit Gasen, die leichter waren als Luft, und hatten in Paris bereits die ersten bemannten Flüge in Angriff genommen. Die Engländer gerieten ins Hintertreffen! Bei Gott, zum Wohle der Wissenschaft und der nationalen Sicherheitbrauchte das Britische Weltreich Ballons!
    Insofern war Banks an jenem Tag ganz und gar nicht dazu aufgelegt, Henry Whittakers Ausführungen zu lauschen, denen zufolge das Britische Weltreich in Wirklichkeit Chinabaumplantagen in der mittleren Höhenlage des indischen Himalaya-Gebirges brauchte – eine Idee, die weder der Baumwolle noch dem Gewürzhandel, der Kometensuche oder der Ballonluftfahrt in irgendeiner Weise zuträglich war. Banks hatte das Gefühl, dass ihm der Kopf platzte, im Fuß plagten ihn höllische Schmerzen, und Henrys aggressive Präsenz reizte ihn derart, dass er das gesamte Gespräch nicht ernst nahm. Damit beging Sir Joseph Banks einen gravierenden taktischen Fehler – einen Fehler, der England letztlich teuer zu stehen kommen sollte.
    Allerdings darf hier nicht verschwiegen werden, dass auch Henry an jenem Tag taktische Fehler unterliefen. Und zwar mehr als nur einer. Der erste Fehler war, dass er unangekündigt auftauchte. Sicher, so hatte er es schon einmal gehalten, doch Henry war nun kein freches Bürschlein mehr, dem man eine solche Missachtung der Etikette verzeihen konnte. Inzwischen war er ein erwachsener, noch dazu stämmiger junger Mann, dessen nachdrückliches Klopfen an der Haustür eine gewisse Impertinenz und sogar einen Anflug von körperlicher Bedrohung signalisierte.
    Zudem traf Henry mit leeren Händen ein, was ein Pflanzenjäger niemals tun sollte. Henrys peruanische Sammlung befand sich noch an Bord des Schiffes aus C á diz, welches sicher am Hafendock lag. Es war eine beeindruckende Sammlung, aber woher sollte Banks das wissen, da doch alles in Rinderblasen, Fässern, Jutesäcken und Ward’schen Kästen auf einem fernen Handelsschiff versteckt war? Henry hätte etwas mitbringen sollen, um es Banks persönlich zu überreichen – wenn schon nicht einen Ableger der Roten Chinarinde, so doch wenigstens eine hübsche, blühende Fuchsie. Irgendetwas. Um die Aufmerksamkeit des alten Mannes zu gewinnen, ihn zu besänftigen und glauben zu machen, dass die vierzig Pfund jährlich, die er in Henry Whittaker und Peru investiert hatte, nicht vergeudet waren.
    Henry war indessen kein Mensch, der andere besänftigen konnte. Stattdessen konfrontierte er Banks mit einem unverblümten Vorwurf: »Sie machen einen Fehler, Sir, die Chinarinde nur zu erforschen, Sie sollten sie verkaufen!« Mit dieser atemberaubend unüberlegten Äußerung schalt er Banks einen Dummkopf und brachte darüber hinaus den Soho Square 32 in den üblen Ruch, ein Gewerbe zu sein – als ob es ein Sir Joseph Banks, reichster Gentleman von Großbritannien, nötig hätte, sich aufs Geschäftemachen zu verlegen!
    Fairerweise muss man sagen, dass Henry zu diesem Zeitpunkt die Klarheit der Gedanken fehlte. Er hatte viele Jahre allein in einem abgeschiedenen Wald gelebt, und ein junger Mann kann in einem Wald sein Denken zwar von allen Fesseln befreien, doch birgt dies Gefahren. Henry hatte das Thema im Geiste schon so oft mit Banks besprochen, dass er nun im wirklichen Gespräch Ungeduld empfand. In seiner Vorstellung war bereits alles geregelt und geglückt. Für

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