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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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in der Kiste. Was soll’s also?« Ich nickte eifrig. »Genau, du hast es gesagt: Es war das einzige Blatt in
dieser
Kiste. Und was ist mit den anderen? Was ist mit der Kiste, auf der wahrscheinlich so was steht wie:
K-L?
«
    »Du denkst, Nicoles Patientenakte befindet sich vielleicht in dieser Kiste, zusammen mit …«
    Menkhoff blieb so abrupt stehen, dass ich noch zwei Schritte weiterlief. Ich drehte mich zu ihm um. »Ja, zusammen mit denen der anderen Patienten, deren Namen mit K anfängt. Das ist doch naheliegend. Ich frage mich, warum wir nicht gleich daran gedacht haben.«
    »Glaubst du wirklich, Nicole hätte … Glaubst du, sie war bei ihm regulär in Behandlung, Alex?«
    »Ja, logisch. Es gibt keinen Grund, warum Lichner sonst eine Patientendokumentation über sie haben sollte.« Er überlegte einen Moment, dann sah er auf seine Armbanduhr. »Also gut, aber es ist zu spät, wir können nicht mehr zusammen dahin. Wart mal, vielleicht ist Lichner noch nicht weg.«
    Er zog sein Handy und rief auf dem Präsidium an. Lichner war nicht mehr dort, das hörte ich aus Menkhoffs Antworten heraus. Als er aufgelegt hatte, sagte er: »Er ist gerade weg, aber es könnte trotzdem noch klappen. Die Biermann sagt, Kollegen bringen ihn gerade zur Zeppelinstraße. Da fahren wir jetzt auch hin. Du lässt mich dort raus und machst dich direkt auf den Weg nach Kohlscheid. Ich werde ihn eine Zeitlang ablenken, damit er dir nicht in die Quere kommt, okay?«
    »Okay«, sagte ich. »Aber wie willst du ihn bitte ablenken?«
    »Ich möchte wissen, was mit Nicole los ist oder war, Alex. Und wenn es sein muss, lade ich das Arschloch zum Essen ein, auch wenn mir der Appetit vergeht. Egal wie, ich werde ihn auf jeden Fall lange genug aufhalten.«
    Noch immer standen wir ein Stück voneinander entfernt. Ich überbrückte die Distanz mit zwei langsamen Schritten und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ja, wer weiß, vielleicht bekommen wir endlich ein paar Antworten.« Und ich meinte
wir
.

30
    18. Februar 1994
    Es war halb neun, als Menkhoff ins Büro kam. Ich war selbst erst wenige Minuten zuvor eingetroffen. Er sah übernächtigt aus und schien sehr aufgeregt zu sein. Ich machte mir Sorgen. Die vergangenen beiden Tage hatte mein Partner fast ausschließlich mit der verbissenen Suche nach Beweisen dafür verbracht, dass Dr. Lichner die kleine Juliane getötet hatte.
Fast
bedeutete, dass er sich außerdem mehrere Male mit Nicole Klement getroffen hatte. Allein. Wie oft sie sich gesehen hatten, wusste ich nicht, und ich hütete mich, ihn danach zu fragen. Auch als er am Vortag gegen fünf einen Anruf erhalten und sich daraufhin ohne weitere Erklärung verabschiedet hatte, war ich mir sicher zu wissen, wer da angerufen hatte.
    Nur wenige Minuten nachdem er gegangen war, klingelte sein Telefon wieder, und ich nahm das Gespräch an. Es war Frau Körprich, die Mutter des Mordopfers. Als sie hörte, dass Menkhoff nicht im Büro war, bat sie mich, ihm auszurichten, sie hätte noch einmal alles durchsucht, aber auch nichts gefunden.
    Ich verstand nicht, was sie meinte, und sie erklärte mir, Menkhoff sei am Vortag bei ihnen gewesen und hätte in Julianes Zimmer nach versteckten Süßigkeiten gesucht. Er fand nichts, aber da er gesagt habe, es könne sehr wichtig sein, habe sie selbst auch noch einmal alles durchsucht – vergeblich.
    Als ich aufgelegt hatte, konnte ich meinen Blick lange nicht von dem Telefonhörer abwenden. Warum hatte mein Partner mir nicht gesagt, dass er Julianes Zimmer noch einmal durchsuchen wollte? Ich fühlte mich so hilflos wie selten in meinem Leben, hin- und hergerissen zwischen der Überzeugung, dass mein erfahrener Kollege im Begriff war, sich in etwas zu verrennen, was ihn die Karriere kosten konnte, und den Zweifeln an meiner eigenen Einschätzung der Situation.
    Und dennoch – wenn mein Gefühl stimmte, was ihn und diese Frau betraf … Menkhoff hatte sich nach den zwei Wochen, die wir ergebnislos ermittelt hatten, so sehr auf den Psychiater eingeschossen, dass es schwer war, ihn für andere Überlegungen überhaupt zu interessieren. Ich befürchtete, der wahre Grund dafür hieß Nicole Klement.
     
    Menkhoff setzte sich erst gar nicht, sondern blieb direkt vor meinem Schreibtisch stehen und forderte mich mit einer Handbewegung auf, aufzustehen. »Guten Morgen, Herr Kollege. Kommen Sie, wir haben was zu tun.«
    »Guten Morgen. Aber was –«
    »Ich erzähle Ihnen alles unterwegs. Auf geht’s.«
    Auf dem

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