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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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wobei ich mir zugegebenermaßen ein wenig seltsam vorkam. Das Lichner-Lächeln wurde breiter. »Aber selbstverständlich, ich habe sie schließlich zu Ihnen geschickt.«
    »Ach, Sie geben also zu, dass sie nicht freiwillig gekommen ist?«
    »Nein, das tue ich nicht, denn sie ist freiwillig zu Ihnen gekommen. Ich habe sie lediglich gebeten, diese Sache mit dem Freitagabend klarzustellen. Sie war bei dem Gespräch mit Ihnen einfach nur überdurchschnittlich nervös.«
    Ich sah meinen Partner an, konnte in seinem Gesicht aber keine Regung erkennen. »Frau Klement hat Blutergüsse am Hals. Wissen Sie, wie es dazu gekommen ist?«
    Nun war ich gespannt. Lichner sah Menkhoff gelassen an. »Ja, ich weiß, sie hat sich gestoßen. Wir haben noch darüber gewitzelt, dass es so aussieht, als hätte ich sie gewürgt.«
    »Gewitzelt. Dass man sie gewürgt hat.« Menkhoffs Stimme klang plötzlich gepresst. »Sie finden es witzig, wenn eine Frau gewürgt wird?«
    Lichners Lächeln verschwand. »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt, Herr Oberkommissar. Versuchen Sie doch bitte nicht, mir mit Wortklaubereien zu kommen. Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass ich das witzig finde.«
    »Mögen Sie Kinder?« Menkhoff feuerte die Frage ab wie Munition. Lichner war überrascht, er zögerte recht lange, bis er antwortete. »Kinder? Ja, natürlich mag ich Kinder. Warum fragen Sie?«
    »Möchten Sie selbst Kinder haben?« Menkhoff ließ keine Sekunde verstreichen, er wollte offensichtlich den Moment ausnützen, aber der Psychiater hatte sich schon wieder gefangen, wie sein Grinsen bewies.
    »Wenn ich die passende Frau dazu gefunden habe, Herr Oberkommissar, werde ich darüber nachdenken. Und – um Ihre nächste Frage auch gleich zu beantworten – ja, es könnte sein, dass Nicole diese Frau ist, das wird sich zeigen. Gibt es sonst noch etwas aus meinem Privatleben, das Sie interessiert und über das wir plaudern können, während da draußen meine Patienten warten, Herr Oberkommissar?« Sie standen sich gegenüber und sahen sich an wie Boxer unmittelbar vor dem Gong.
    »Nein, im Moment nicht«, knurrte Menkhoff. Als wir schon an der Tür waren, stockte er, sah sich noch einmal um und sagte: »Fast hätte ich es vergessen: Bleiben Sie bitte in der Stadt.«

29
    23. Juli 2009
    Ich sah zu Menkhoff herüber und versuchte, an seinem Gesicht abzulesen, was er über diese Geschichte dachte, die Markus Diesch gerade erzählt hatte. Es schien ihn nicht sehr zu interessieren. Aber was hatte ich anderes erwartet? Meinen Partner interessierte grundsätzlich nichts, was Lichners Schuld auch nur ansatzweise in Frage stellte. Sosehr ich Menkhoff auch in all den Jahren schätzen gelernt hatte, sein stures Verhalten bei diesem Thema konnte ich nicht nachvollziehen, und es ging mir gehörig auf die Nerven, jetzt, wo das alles wieder hochkochte. Vielleicht empfand ich es auch als so extrem, weil ich zwei Tage zuvor noch fest davon überzeugt gewesen war, mich nie mehr mit Dr. Joachim Lichner befassen zu müssen.
    Wieder beschlich mich dieses Gefühl, etwas bei der Durchsuchung von Lichners Wohnung übersehen zu haben, und noch immer konnte ich es nicht greifen.
    »Wir waren im Klinikum, um uns die Unterlagen über die Geburt von Dr. Lichners Tochter anzusehen«, sagte Menkhoff neben mir. Ich beobachtete Dieschs Gesicht, er zeigte sich überrascht. »Der Doc hat eine Tochter?«
    »Sie soll vor rund zwei Jahren auf der Station zur Welt gekommen sein, auf der Sie arbeiten, Herr Diesch.«
    Aus der Überraschung in seinem Gesicht wurde Ungläubigkeit. »Das kann nicht sein, das hätte ich doch mitbekommen. Wann genau war das?«
    »Im Juni 2007.«
    Diesch starrte mit gerunzelter Stirn vor sich hin, er schien angestrengt nachzudenken. »Juni 2007«, wiederholte er murmelnd. »Nein, Urlaub hatte ich da nicht, glaube ich. Aber wenn Jo Lichners Tochter auf der Station zur Welt gekommen wäre, dann hätte ich ihn doch sehen müssen. Es sei denn …«
    »Es sei denn was?«, hakte ich nach, als ich den Eindruck hatte, er wolle den Satz nicht beenden.
    »Na ja, es sei denn, er hat sich nicht für das Kind interessiert, was weiß ich, vielleicht, weil er sich inzwischen von der Frau getrennt hat? So was erleben wir häufiger, als Sie vielleicht denken.«
    »Oder es hat diese Geburt niemals gegeben und der Eintrag in die Datenbank wurde gefälscht«, sagte Menkhoff. »Kennen Sie einen Arzt mit Namen Bartholomé?«
    »N … Nein, warum?«
    »Wie steht es mit Anna

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