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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Zuschauer bei einem Tennisspiel in Superzeitlupe. Menkhoffs Gesicht glich einer starren Maske. »Nein, das tue ich nicht, Dr. Lichner, denn Sie sind damals rechtskräftig verurteilt worden. Ich meine das in Bezug auf die letzten beiden Tage. Jemand hat sich wohl einen üblen Scherz mit Ihnen erlaubt und sich dabei nicht nur große Mühe gegeben, sondern auch einige Straftaten begangen. Ich würde gerne herausfinden, wer das getan hat, und ich kann mir vorstellen, das ist auch in Ihrem Interesse. Könnten wir uns noch eine halbe Stunde unterhalten? Dabei wären Sie Zeuge, nicht Beschuldigter.«
    Lichner sagte nichts. Er sah Menkhoff in die Augen, und in diesem Blick lag eine offensichtliche Geringschätzung. Was musste in Menkhoff vor sich gehen? Sekunden vergingen, in denen nichts geschah, sogar ich wagte es nicht, mich zu rühren, und in diesen Augenblicken wurde mir eines klar: Für diesen unglaublichen Sprung, den Menkhoff über seinen eigenen Schatten machte, würde Lichner irgendwann und auf irgendeine Art zahlen müssen, oder ich kannte Bernd Menkhoff nicht.
    »Gut«, sagte Lichner in diesem Moment und lieferte damit die zweite Überraschung für mich. »Sie haben recht, es interessiert mich brennend, wer dafür verantwortlich ist. Darf ich Sie in mein Penthouse bitten?« Mit einer einladenden Handbewegung deutete er auf das verkommene Haus.
    »Wie wär’s, wenn wir uns in ein Café setzen?«, schlug Menkhoff vor, »auf neutralem Boden sozusagen.« Lichner dachte kurz nach und nickte. »Ich bin einverstanden, wenn Sie mich anschließend wieder hier absetzen. Mein Chauffeur hat ausgerechnet heute frei, wissen Sie.«
    Menkhoff deutete auf Wolfert und sagte: »Sie fahren mit Hauptkommissar Seifert.« Dann sah er zu Egberts herüber, der noch immer neben der geöffneten Fahrertür des Passats stand. »Marco, fährst du Dr. Lichner und mich bitte in die Innenstadt?«
    Der Gedanke, Wolferts Redeschwall in einem fahrenden Auto ausgeliefert zu sein, begeisterte mich nicht sonderlich, aber ich nickte ihm zu und sagte: »Also los, kommen Sie.« Dann ging ich um das Heck des Audis herum und stieg auf der Beifahrerseite ein. Warum sollte ich mich nicht auch mal chauffieren lassen? Als Wolfert den Motor gestartet hatte, wählte ich die Adresse von Lichners Wohnung in Kohlscheid im Navigationsgerät aus.
    »Wir fahren nach Kohlscheid?«, fragte Wolfert, als das Ziel auf dem farbigen Monitor aufleuchtete. »In Kohlscheid kenne ich mich gut aus, eine entfernte Verwandte von mir wohnt da. Na ja, eigentlich ist sie ja keine direkte … –«
    »Könnten Sie bitte losfahren?«, unterbrach ich ihn, und er tat mir den Gefallen. Bevor er zu einem weiteren Monolog ansetzen konnte, erklärte ich ihm in kurzen Sätzen, was in den letzten Stunden geschehen war und warum wir noch einmal zurück in Lichners Wohnung mussten. Von Nicole Klement erzählte ich ihm nur, dass sie mit Dr. Lichner zusammengelebt hatte, als er damals verhaftet worden war. Alles andere war die Privatsache meines Partners. Das hoffte ich jedenfalls inständig.
     
    Auf mein Klingeln öffnete wieder der kleine dicke Mann die Tür, W. Merten. Als er mich erkannte, verschränkte er wie zuvor die kurzen Arme vor der Brust. »Sie schon wieder?«
    »Ich nehme an, meinen Kollegen kennen Sie ja schon«, sagte Wolfert, streckte W. Merten das Ledermäppchen mit seinem Dienstausweis entgegen und lächelte ihn dabei an. »Und mein Name ist Jens Wolfert, ich bin Kriminalkommissar und Mitglied der Aachener Mordkommission. Mein Name wird Ihnen wahrscheinlich bekannt vorkommen, mein Vater ist Staatsratssekretär Peter Wolfert, der ständige Vertreter des nordrhein-westfälischen Justizministers. Er ist ja oft genug im Fernsehen zu sehen. Aber ich bin jetzt natürlich zusammen mit dem Kollegen Seifert in meiner Funktion als Polizeibeamter hier und nicht im Auftrag meines Vaters. Ich erwähnte ihn auch nur, weil ich es immer wieder erlebe, dass die Leute verzweifelt überlegen, woher sie meinen Namen kennen.«
    W. Mertens schlaffe Wangenhaut straffte sich ein wenig, als sein Kinn nach unten klappte und er mich mit ungläubigem Blick ansah. Dann machte er uns ohne weiteren Kommentar den Eingang frei.
    »Ich kenne das schon, so reagieren die Leute oft, wenn sie hören, wer mein Vater ist«, erklärte mir Wolfert, während er hinter mir die Stufen zu Lichners Wohnung hochstieg. Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört, und zog den Schlüssel aus der Hosentasche.
    Wir brauchten

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