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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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ersten Gespräch an diesem Morgen fort und erwähnte dabei auch, dass er anfänglich nichts darauf gegeben hatte. Mit dem Anruf aus dem Kindergarten, was wir dort erfahren und dass wir uns anschließend ein weiteres Mal mit Lichner unterhalten hatten, schloss er schließlich seine Schilderung.
    »Halten Sie es für möglich, dass Frau Klement Ihre Tochter entführt hat?«, fragte Kriminaloberrätin Biermann, als er seinen Bericht beendet hatte. Alle Augen richteten sich auf Menkhoff. Er sagte lange nichts, dann hob er die Schultern. »Ich weiß es nicht. Vor zwei Stunden hätte ich es noch für unmöglich gehalten, aber jetzt … ich weiß es nicht. Wir müssen sie schnellstens finden.«
    »Wir haben einen Ring um Aachen gelegt«, erklärte Frau Biermann. »Sämtliche Kollegen des KK sind unterwegs und alles, was ich im ganzen Bezirk mobilisieren konnte. Außerdem habe ich zwei Hundertschaften der Bereitschaftspolizei und Unterstützung beim LKA angefordert. Verkehrskontrollen sind an allen Ausfallstraßen einschließlich der Autobahnen eingerichtet, in Brand selbst sind Fußstreifen unterwegs. Ich habe einen Streifenwagen in die Oppenhoffallee geschickt, aber Frau Klement ist nicht in ihrer Wohnung.«
    »Wir fahren dahin«, sagte Menkhoff und stand auf. »Vielleicht finden wir einen Hinweis. Besorgen Sie uns bitte einen Durchsuchungsbeschluss. Alex, komm!«
    »Moment noch«, sagte Kriminaloberrätin Biermann. Ich war gerade im Begriff aufzustehen, der Ton, mit dem sie das sagte, ließ mich aber wieder auf den Stuhl zurücksinken. »Die Leitung der Ermittlungen übernimmt mit sofortiger Wirkung Hauptkommissar Seifert. Sie, Herr Menkhoff, sind ab jetzt für die Koordination von hier aus zuständig.«
    »Was?«, sagte Menkhoff harsch. »Innendienst? Kommt nicht in Frage. Es geht hier um meine Tochter, und –«
    »Eben«, unterbrach sie ihn. »Und darum
muss
ich Ihnen die Leitung des Falles entziehen. Eigentlich müsste ich Sie komplett aus dem Ermittlungsteam rausnehmen. Nun tun Sie nicht so, als wäre das was Neues für Sie.«
    Menkhoff holte tief Luft, verschluckte dann aber, was immer er auch sagen wollte. Einen Moment lang sah er mich an, dann wanderte sein Blick zu den betreten dreinblickenden Gesichtern von Wolfert und Meyers. Schließlich sagte er mit einer Stimme, der man anmerkte, dass er sie nur mühsam unter Kontrolle halten konnte: »Das geht nicht. Mein Mädchen ist entführt worden, und sie ist wahrscheinlich in großer Gefahr. Ich
kann
mich nicht in ein Büro setzen und Kreuzworträtsel lösen, während die Kollegen da draußen nach
meinem
Kind suchen. Ich denke, das werden Sie verstehen.«
    »Ich habe keine Wahl«, antwortete sie streng. »Seifert übernimmt, Sie bleiben hier.«
    Wutschnaubend sah Menkhoff sie an. »Gut, soll Alex den Fall leiten, das ist mir scheißegal. Aber ich werde meine Tochter suchen, und daran wird mich niemand hindern, auch keine hirnrissige Dienstvorschrift.«
    Ute Biermann blieb zumindest äußerlich ruhig. »Kommen Sie beide mit in mein Büro«, sagte sie nur und verließ an uns vorbei den Besprechungsraum.
    »Schließen Sie die Tür«, befahl sie, als wir hinter ihr in ihrem Büro angekommen waren. Ich tat es und blieb dann neben Menkhoff stehen. »Sie wissen doch, wer Wolferts Vater ist, oder etwa nicht?«, fragte sie, erwartete aber keine Antwort darauf. Jeder im KK 11 wusste, wer Wolferts Vater war. »Soll ich mir Probleme ins Haus holen, nur weil Sie Ihren Kopf vor den Kollegen durchsetzen wollen, Herr Hauptkommissar? Ich verstehe Sie sehr gut, das können Sie mir glauben, und ich bin die Letzte, die Ihnen in dieser Situation Steine in den Weg legen möchte, aber es gibt nun mal Dienstvorschriften, und es gibt außerdem einen jungen Kollegen, der seinem Vater offenbar sehr ausführlich darüber berichtet, was hier passiert. Und dieser Vater, Herr Menkhoff, ist jemand, der uns allen hier sehr viel Ärger machen kann.«
    »Das ist mir klar, Frau Kriminaloberrätin, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass ich jetzt keine Zeit habe für diesen Kram. Ich muss mein Kind suchen. Wenn Sie mir das verbieten wollen, tun Sie’s. Aber ich gehe trotzdem.«
    »Ich will nicht, ich
muss
«, sagte sie, nun schon ruhiger. »Herr Seifert leitet die Ermittlungen, Sie haben Innendienst. Solange ich nicht offiziell sehe, dass Sie sich meinem Befehl widersetzen, ist damit alles geklärt. Und ich kann von meinem Büro aus unmöglich alles sehen.«
    Menkhoff verstand, ebenso wie ich.

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