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Das Wesen. Psychothriller

Das Wesen. Psychothriller

Titel: Das Wesen. Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Vorstellung, genau wie ich. Ich sah Bernd Menkhoff an und hoffte, dass er eine plausible Erklärung hatte, nicht nur für unsere Chefin.
    »Ich hab jetzt keine Zeit für so was, vielleicht können –«
    »Sie werden sich die Zeit jetzt nehmen müssen, Herr Hauptkommissar, auch wenn ich verstehe, dass Sie sich große Sorgen um Ihre Tochter machen. Vielleicht bringt uns das ja sogar bei der Entführung ein Stück weiter. Also?« Sie hatte nicht laut gesprochen, und es hatte sich auch nicht sehr streng angehört, aber trotzdem war etwas in ihrer Stimme gewesen, das klarmachte, dass sie keinen Widerspruch duldete. Menkhoffs Brustkorb hob und senkte sich schnell. Er kämpfte mit der aufsteigenden Wut, das war nicht zu übersehen, doch er beherrschte sich. Nach einem vorwurfsvollen Blick zu mir ließ er sich schwer in den Sessel fallen, der mir schräg gegenüberstand.
    »Meinetwegen. Sie sind also der Meinung, es ist wichtiger, uraltes Zeug wieder aufzuwärmen, als nach meiner Tochter zu suchen.«
    Ute Biermann blieb davon unbeeindruckt. »Wenn Sie sich entschließen könnten, die Polemik sein zu lassen und stattdessen gleich meine Frage zu beantworten, wären wir schneller fertig, Herr Menkhoff.«
    Er atmete schnaufend aus. »Nicole hat vor über 16 Jahren, am Morgen nach dem Mord an Juliane, dieses Haargummi in Lichners Auto gefunden. Die Reifen und die Seiten des Wagens waren voller Schlamm. Der stammte wahrscheinlich von dem Weg, der zu der Stelle führte, wo die Leiche lag.«
    Ich zuckte unweigerlich leicht zusammen. Was er da von dem Schlamm erzählte, war eine reine Spekulation, die ausschließlich auf den damaligen Aussagen von Nicole Klement beruhte. Wir hatten nicht ein einziges Klümpchen an Lichners Auto gefunden.
    »Das Haargummi lag im Fußraum auf der Beifahrerseite. Gott sei Dank war Nicole geistesgegenwärtig genug, es an sich zu nehmen. Nachmittags hatte Lichner den Wagen schon komplett gereinigt. Als sie mir endlich davon erzählt hat, war der Kerl sowieso schon unser Hauptverdächtiger.«
    Unser Hauptverdächtiger
 …
    »Ich habe Nicole gesagt, sie soll das Haargummi einfach irgendwohin legen.«
    Ich sah zu Ute Biermann herüber. Man konnte ihrem Gesicht in etwa ansehen, was sie von der Sache hielt. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, Herr Menkhoff? Sie haben Beweismittel manipuliert? Wissen Sie, da –«
    »Das Ding lag in seinem Auto, verdammt!«, brauste Menkhoff auf. »Der Scheißkerl hat ein kleines Mädchen umgebracht. Der Beweis dafür lag in seinem Auto. Sollte ich vielleicht zusehen, wie er davonkommt, weil ein Beweismittel nicht angepackt werden darf? Ich hab ihm das Ding doch nicht untergeschoben. Es war da.« Sie sahen sich in die Augen. Die Leiterin des Kriminalkommissariats und einer ihrer leitenden Ermittler, von dem sie gerade erfahren hatte, dass er sich vor langer Zeit strafbar gemacht hatte. Nach einer endlos erscheinenden Zeit, in der die Stille wie eine nasse Decke über uns lag, deutete sie auf das Blatt, das Menkhoff zwischenzeitlich auf dem Tisch abgelegt hatte.
    »Und das? Was ist damit? Das soll doch wohl heißen, dass nicht Joachim Lichner das Mädchen damals getötet hat, sondern Nicole Klement.« Und nach einer Pause fügte sie hinzu: »Und dass Sie das gewusst haben.«
    Menkhoff sprang erregt auf. »Das ist doch vollkommener Blödsinn! Sie ist total verrückt geworden. Sie hat meine Tochter entführt. Sie … sie wird ihr vielleicht etwas antun. Glauben Sie –«
    »So, wie sie dem Mädchen damals etwas angetan hat?«
    »Nein, verdammt nochmal! Joachim Lichner hat das Mädchen damals umgebracht.« Unsere Chefin sah mich an. Es war ein auffordernder Blick, der unangenehm auf mir lag, doch ich schwieg. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass auch Menkhoff mich ansah. »Sag du doch mal was dazu, Alex«, sagte er. »Du hast doch damals mitbekommen, wie dieser überhebliche Sack uns angelogen hat. Er … hatte kein Alibi und … und er hat sich über uns lustig gemacht, und diese alte Frau, die hat ihn gesehen, wie er dem Mädchen Schokolade gegeben hat. Mensch, und die Kinderpornos auf seinem Computer, die –«
    »Herr Menkhoff, Sie werden jetzt nach Hause gehen«, unterbrach ihn Ute Biermann. »Ich ziehe Sie mit sofortiger Wirkung von dem Fall ab. Für den Moment verzichte ich darauf, Sie offiziell zu beurlauben.«
    »Was?« In Bernd Menkhoffs Gesicht war echte Verblüffung zu sehen. »Sie wollen mir verbieten, nach meiner Tochter zu suchen, weil ein

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