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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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Neuhausen geführt. Der Professor war von Nettgens Besuch angetan und freute sich, ihn wieder zu sehen. Er lud Nettgen zu einem Kaffee in die Kantine der Universität ein. Keiner der beiden verlor ein Wort über die Geschehnisse in Ägypten. Der Professor erkundigte sich lediglich nach dem Wohlergehen Löfflers und ob die Verhandlungen über seine Auslieferung erfolgreich waren. Nachdem ihm Nettgen die schwierige Situation geschildert hatte, teilte er ihm den Grund seines Besuches mit.
    „Professor, kennen S ie einen gewissen Andrew Mc Kinley?“
    Der Professor starrte ihn wie vom Donner gerührt an. „Ja, Kommissar Nettgen“, meinte er schließlich. „Ich kenne ihn. Ich kenne ihn sogar sehr gut. Das heißt, ich kannte ihn gut. So gut, wie Jack . “
    „Wieso kannte?“ , wollte Nettgen wissen.
    „Er hat, wie Jack mit mir zusammen studiert. Wir waren alle drei, so könnte man sagen, dicke Freunde, auch nach der Uni. Unsere Wege trennten sich jedoch, als er nach Beendigung des Studiums eine Stelle als Archäologe in Afrika annahm. So wie Jack in Ägypten. Ich wechselte hingegen ins Forschungsinstitut hier nach Bonn. Wir haben uns immer regelmäßig geschrieben und nur ganz selten getroffen. Das letzte, was ich von ihm hörte war, als er sich kurz vor seiner ersten Expedition befand. Seiner ersten eigenen Expedition. Warum fragen S ie?“ , wollte der Professor wissen. Statt einer Antwort fragte Nettgen: „Lassen S ie mich raten Professor - und die war in Ägypten?“
    „Stimmt genau. Woher wissen S ie das ? “
    „Ich habe etwas entdeckt, worauf ich aber erst später zu sprechen kommen möchte“, sagte Nettgen. „Was passierte dann ? “
    „Er lebte in Kairo und während meiner Forschungsarbeiten in Ägypten habe ich mehrmals versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Leider vergebens. Er war spurlos verschwunden und niemand konnte mir über seinen Aufenthalt Auskunft geben. Selbst Jack, den ich aufsuchte, war schockiert und auch er wusste nicht weiter. Ich habe seit damals nichts mehr von ihm gehört . “
    „Danke Professor. Damit haben S ie mir sehr weitergeholfen. Ich muss jetzt los. Ich werde S ie auf dem Laufenden halten . “
    „Aber“ , machte Neuhausen noch einen Ansatz herauszubekommen, warum Nettgen nach Mc Kinley gefragt hatte.
    „Entschuldigen S ie, Professor, aber diesmal werde ich erst mit Einzelheiten herausrücken, wenn ich darüber geschlafen habe und mir ein Bild machen kann.“ Abrupt stand er auf und schoss aus der Kantine, gefolgt von den verständnislosen Blicken Neuhausens.
     
    Nettgen hatte Blut geleckt. Er wollte unbedingt herausbekommen, warum Mc Kinley verschwunden war. Er sprudelte über vor lauter Tatendrang .
    Im Büro machte er sich sofort an die Recherchen. Er suchte nach Spuren von Mc Kinley. Auch Ermittlungsprotokolle der Kollegen in Ägypten aus dem Jahre 19 9 8 wollte er sich notfalls zur Einsicht kommen lassen. Als er sich gerade mit der Botschaft in Verbindung setzen wollte, betrat Burscheidt sein Büro.
    „Kommissar Nettgen, störe ich? Ich habe Neuigkeiten!“
    „Natürlich stören S ie nicht, Herr Burscheidt, nehmen S ie doch bitte Platz.“ Nettgen war die Freundlichkeit in Person, immerhin hatte ihn sein Chef aus einigem Schlamassel heraus geboxt. Das Verhältnis der beiden zueinander war deutlich entspannter geworden.
    „Es wird sie interessieren, warum ich hier bin. Einer unserer Botschafter hat persönlichen Kontakt zu einem hohen Justizbeamten in Kairo. Und dieser Justizbeamte hat ihm wohl unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt, dass bei Bahabis Fällen schon des Öfteren eigenartige Umstände im Spiel gewesen seien. Vorzugsweise verschwinden wohl bei seinen Fällen gelegentlich Ermittlungsakten und Beweisstücke auf unerklärliche Weise . W as sagen S ie dazu?“
    „Hm ... wundert mich eigentlich gar nicht“, grübelte Nettgen. „Können S ie für mich in Erfahrung bringen, ob Bahabi bereits 19 9 8 im Amt war?“
    „Haben S ie eine Spur?“ , fragte Burscheidt.
    „Bin mir noch nicht sicher, aber das würde mir weiterhelfen . “
    „Ich werde mich darum kümmern“, sagte der Chef , stellte wider Erwarten keine weiteren Fragen und verließ das Büro so schnell, wie er gekommen war. Manchmal verstand Nettgen Burscheidt einfach nicht.
    Jetzt setzte Nettgen sich erst einmal einen starken Kaffee auf. Die Idee, die Botschaft in Kairo einzuschalten, verwarf er wieder, weil das in der momentanen Situation nur die zweitbeste Lösung gewesen wäre.

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