Das Wiegen der Seele (German Edition)
Fingerspitzen vom glänzenden Gold. Dann endlich berührt er die Waage.
Im selben Augenblick spürt er etwas, das eine Sekunde zuvor nicht dagewesen war. Irgendetwas ist geschehen. Nichts Sichtbares, nichts Fühlbares, sondern etwas wie eine Veränderung der Dinge an sich, als wäre die ganze Welt um ein winziges Stückchen zur Seite gerutscht und ein Paralleluniversum hätte sich aufgetan. Es ist wie ein nicht völlig gelungener Schnitt in einem Film. Der Wirklichkeit ist de n Bruchteil einer Sekunde abhandengekommen . Zu wenig, um es wirklich zu bemerken, aber auch zu viel, um es zu übersehen. Und die Veränderung h ält an.
Nettgen s ieht sich nervös um. Zwischen ihm und dem Licht, in einem Bereich der Wirklichkeit, den es eigentlich gar nicht geben d arf , sch eint sich etwas zu bewegen. Aus den feinen Nebelschwaden scheinen sich Gestalten zu bilden, die sich auf den steinernen Sitzen niederlassen.
Die Luft hat plötzlich einen eigenartigen G eschmack, es r iecht nach geronnenem Blut. Er glaubt, die Luft zwischen den Fingern zu fühlen, wie etwas von spürbarer Konsistenz. Nettgen versucht ruhig zu bleiben und schl ießt für einen Moment die Augen , um sie sofort wieder zu öffnen, als ihm schwindelig wird. Vom Thron herab sieht er eine Gestalt auf sich zuschreiten, in der Hand eine Feder. Es ist Osiris. Die Panik, die sich seiner für einen Moment zu bemächtigen droht, kr iecht wieder in ihren Käfig am Grunde seiner Seele zurück.
– Nettgen ist am Ziel.
Zur gleichen Zeit reichte ein gewisser Dr. Phil Brown, ein englischer Wissenschaftler und Neuarchäologe, die Anfrage nach einer Konzession für Grabungen im Tal der Könige beim Rat der ägyptischen Behörden ein.
Anubis wacht ...
E N D E
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