Das Wiegen der Seele (German Edition)
ich.“
Burscheidt überlegte und stimmte schließlich zu.
„Ich verlasse mich auf S ie! Und passen S ie auf sich auf! Und keine Alleingänge!“
Dann stand auch er auf und schritt wortlos aus dem Büro. Nettgen griff zum Telefonhörer und wählte die Nummer von Thomas. Es piepte vier Mal, bis Thomas das Gespräch entgegennahm.
„Ja? Hier Krengel.“
„Hallo Thomas, hier Ralf. Störe ich?“
„ Nein, du störst nicht. Ganz im Gegenteil, halt dich fest: Habe gerade den Ergebnisbericht aus deiner Wohnung vor mir liegen.“
„Und? – Mach schon!“
„Also: Wir haben hier deine Abdrücke, das war ja klar. Dann ein Unbekannter und Bingo , Volltreffer ! Ralf, der Abdruck stammt von einem gewissen Dieter Bohlenbach, Jahrgang neunundsechzig und wohnhaft in Steele. Sein Vorstrafenregister übertrifft so einiges und passt haargenau, wie die Faust aufs Auge. Unerlaubter Waffenbesitz, schwere Körperverletzung und das Beste ist: Er ist erst seit neun Monaten wieder aus der JVA Essen und hat Bewährung. Saß dreieinhalb Jahre wegen Diebstahl und räuberischer Erpressung. Da hast du wohl noch mal Schwein gehabt, dass du nur ein paar Schrammen abbekommen hast.“
Nettgen sprang auf und freute sich wie ein kleiner Junge, der sich ein en Rennwagen im Spiel warengeschäft aussuchen durfte.
„Hervorragend, Thomas! Na, wenn das mal keine guten Nachrichten sind. Ich könnte platzen vor Freude! Den kriegen wir!“
„Das will ich hoffen“ , meinte Thomas. „Wir haben in Erfahrung gebracht, dass er in Steele einen Blumenladen mit anliegender Gärtnerei unterhält.“
„Schick die Zivilen schon mal hin, wegen Zugriff!“, unterbrach ihn Nettgen.
„Ralf, ich bin ja nicht erst seit gestern Polizist. Natürlich sind die Jungs schon vor Ort. Und natürlich habe ich schon die Daten an Löffler weitergegeben. Und natürlich plant er die Sitzung und den Zugriff. Ralf, alles läuft nach Plan. So leid es mir auch tut, aber auch ohne dich geht es weiter. Schlimm, was die mit dir gemacht haben, aber das braucht Zeit und du wirst schon bald wieder bei uns sein.“
Nettgen schwieg. Er fühlte sich wie von einem Felsbrocken erschlagen und setzte sich wieder. Diese Worte klangen in seinen Ohren verdammt hart. Er schluckte, stieß einen lauten Seufzer aus und grummelte in den Hörer.
„Ja, entschuldige. Wie konnte ich das missachten. Klar wisst ihr euren Dienst zu versehen. Ich danke dir, Thomas. Gute Arbeit ... Wir sehen uns.“
„Klar sehen wir uns, Ralf. Halt die Ohren steif und pass auf dich auf“ , beendete Thomas das Gespräch.
Nettgen langte zum Griff der obersten Schublade seines Schreibtisches . Er zog sie auf und kramte eine Schachtel heraus, in der sich noch elf Zigaretten befanden. W ährend er das Gespräch mit Thomas noch einmal verinnerlichte , zündete er sich eine an , . Es klopfte erneut an der Bürotür. Hastig schaute Nettgen auf die Uhr. Es war viertel vor zehn.
„Ja?“
Die Tür öffnete sich einen Spalt, durch den Löffler stierte.
„Komm rein“ , meinte Nettgen.
„Hallo Ralf. Habe von Burscheidt gehört, dass du in deinem Büro bist. Ganz schön dreist, aber finde ich in Ordnung.“
Er betrat das Büro und setzte sich auf die Ecke des Tisches.
„Guten Morgen, Dietmar. Bin auch gleich wieder weg. Habe gerade mit Thomas gesprochen. Erfreuliche Nachrichten ... Und du machst das schon.“
„Ich habe alles für die Besprechung vorbereitet. Um elf ist Sitzung und vor ein paar Minuten kam die Rückmeldung der Zivilen. Bohlenbach scheint vor Ort zu sein. Sein Wagen steht vor der Tür und Licht brennt im Gewächshaus. Die haben ihn aber bisher nicht sehen können.“
„Gute Arbeit, Dietmar. Wie läuft es daheim? Tut mir l eid, dass ich dir Ärger eingebrockt habe“, entschuldigte sich Nettgen.
„Komm besser nicht darauf zu sprechen. Seit ich nach meinem Besuch bei dir heimgekommen bin, hat sie kein Wort mit mir gesprochen. Habe ihr dann vor dem Dienst einen Blumenstrauß gekauft. Mach ich eigentlich nur zum Hochzeitstag. Mal schauen, wie die Stimmung ist, wenn ich heute Abend zu Hause bin. Aber sag mal: Weißt du denn schon, auf was es der Einbrecher abgesehen hatte? Fehlt dir was?“
Nettgen überlegte. Er ließ sich lange Zeit, um zu antworten.
„Na ja, es ist so: Die Gestalt war weder hinter meinem Geld, noch hinter meinen Burgerresten her. Mir fehlt ein Stein. Ein Stein, den ich vom Pfeilopfer El-Dhamosis habe. Du weißt schon, der aus der nächtlichen Aktion im Stadtwald .“
„Ein
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