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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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seinem Team. Er sah seltsam aus, wirkte irgendwie nicht wie sonst und fluchte leise vor sich hin. Thomas war Mitte dreißig, schlank und hatte – so munkelte man – oft Affären mit neuen Kolleginnen oder Praktikantinnen. Er rasierte sich nur einmal in der Woche. Nur, wenn es dann zu jucken begann, benutze er seinen Einwegrasierer aus dem Supermarkt. Ansonsten war er ein toller Kerl, mit dem jeder Kollege hätte Pferde stehlen können. Sympathisch und für jeden Spaß zu haben .
    „Guten Abend, oder sagen wir lieber guten Morgen? Ralf, ich hoffe, du hast starken Kaffee, den bist du uns nämlich jetzt schuldig“ , meinte Thomas und schmunzelte. „Siehst aber lecker aus. Hast du dem Typen wenigstens auch eine verpasst?“
    „Na ja“ , entschuldigte sich Nettgen. „Ich habe es zumindest versucht.“
    Er beobachtete das Team der Spurensicherung, wie sie sich im Hausflur die weißen Anzüge und Handschuhe überzogen und mit ihren schweren Koffern seine Wohnung betraten. Inzwischen hatte sich schon die halbe Hausgemeinschaft im Flur versammelt . Sie tratschten und steckten hin und wieder vor lauter Neugier ihre Nasen durch die Wohnungs tür.
    „Man, man, man, kann hier nicht mal einer absperren? Neugieriges Pack!“ , meckerte Nettgen, lief mit großen Schritten zur Tür, schnappte sich das Polizeiabsperrband, das ihm ein Kollege der Spurensicherung reichte und betrat den Flur. Er sperrte einen Teil des Flures ab und wies mit hektischen Handbewegungen und einem grimmigen Gesichtsausdruck seine Nachbarn an, sich in ihre Wohnungen zu verziehen. In seiner eigenen hatte das Spurenteam bereits die Suche begonnen. Sie durchforsteten jedes Zimmer. Nettgen setzte sich zu Löffler.
    „Hört das alles eigentlich nie auf?“, meinte Nettgen.
    „Nun erzähl mal: Was ist eigentlich genau passiert?“
    „Ich konnte nicht schlafen und ging et was spazieren“ , begann Nettgen. Dann schilderte er , wie es zur Auseinandersetzung und zur Verfolgung gekommen war und wollte fortfahren. Doch die Unterhaltung wurde in diesem Moment von Thomas unterbrochen.
    „Ralf, wir haben drei verschiedene Fingerabdrücke entdeckt!“
    „Und?“, schnellte Nettgen und stand kerzengerade vom Sofa auf. Die Müdigkeit war wie weggeblasen.
    „Na ja, einer davon wird wohl dein eigener sein. Ich mach mi ch sofort auf de n W eg. Vielleicht finde ich was heraus.“
    „Mach das, und gib mir sofort Bescheid! Ich schaue mal, ob mir was gestohlen wurde“ , antwortete Nettgen und sah Thomas nach, der sich bereits auf den Weg macht e . Die anderen Kollegen der Spurensicherung blieben in der Wohnung und suchten weiter.
    „Ha!“ , machte Nettgen und schaute zu Löffler. „Ich hoffe, diesmal haben wir Glück und sein Abdruck ist auch dabei. “
    „Das wäre zu schön, um wahr zu sein“, murmelte Löffler, der sich ebenfalls vom Sofa erhoben hatte und zu Nettgen trat. In diesem Moment klingelte Löfflers Handy.
    „Ja? Löffler ?“
    „Kommissar Löffler , hier Görens, von der Wasserschutzpolizei. Wir haben am Eingang eines Kanalschachts, der in die Ruhr mündet, ein Stück Stoff entdeckt. Es hing an einem Gitter, durch das sich der Flüchtige vermutlich durchgezwängt hat. Sie sagten, er trug eine braune Kutte?“
    „Ja richtig, Kollege Görens. Es war eine braune Kutte, so ein Habit. Habt ihr ihn?“
    „ Nein , der Typ ist spurlos verschwunden. Aber die S puren sind frisch. Ein Team befindet sich jetzt im Schacht, aber der Verdächtige ist weg. Wir müssen natürlich noch überprüfen, ob es sich tatsächlich um ein Beweisstück des Verdächtigen handelt. Ich halte S ie auf dem Laufenden.“ „Ist gut, machen S ie das“ , bedankte sich Löffler und beendete mit einem vielsagenden Kopfschütteln das Gespräch.
     
    Inzwischen war es bereits viertel nach vier am Morgen. Nettgen stellte erleichtert fest, dass der Einbrecher seine Privatpistole unversehrt in der Schublade hatte liegenlassen. Auch das Bargeld, das er in einem Schuhkarton unter seinem Bett aufbewahrte, war noch da. Was fehlte war der Stein von El-Dhamosis. Nettgen hatte ihn in Zeitungspapier eingewickelt und auf dem Küchenschrank deponiert.
    „Also das war es, wonach der Typ gesucht hat“ , murmelte Nettgen vor sich hin.
    „Was hast du gesagt?“ , fragte Löffler, der ihm in die Küche gefolgt war und mitbekam, dass Nettgen auf dem Stuhl stand und auf dem Schrank nach etwas tastete.
    „Vermisst du was? Was suchst du?“
    „Äh, nein“ , stammelte Nettgen. „Ich wollte nur

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