Das Wiegen der Seele (German Edition)
jeden Winkel durchsuchen.“
„Dann ist ja gut“ , meinte Löffler. „Ich bin jetzt kurz noch bei den Kollegen nebenan und fahre dann heim. Meine Frau verzeiht mir das nie.“
„Mach das“ , meinte Nettgen, der noch immer auf dem Stuhl stand. „Bestell viele liebe Grüße und ich danke dir, dass du so prompt gekommen bist. Tut mir echt l eid, aber ich war wohl ein wenig geschockt.“
„Schon gut, kann ich ja verstehen. Kein Problem, hätte vermutlich genauso reagiert. Aber das mit den Grüßen lasse ich besser sein. Besser ist das, sonst bringt sie dich noch um.“
Nettgen grinste nur und winkte kurz. Löffler verschwand im Nebenzimmer. Noch während Nettgen über den Diebstahl des Steins nachdachte, hörte er erneut Löfflers Handy klingeln .
„ Löffler ?“
„Ja, hier ist noch mal Görens. Also: Ein Team unsere s Sondereinsatz es hat den Schacht mit Spürhunden durchforstet. Die Spur hat sich jedoch leider verloren. Das Tunnelnetz ist einfach zu großflächig und das Wasser macht es den Spürnasen nicht einfach, Kommissar. Tut mir leid, wir werden jetzt abziehen.“
„Ist gut“ , antwortete Löffler . „Eigentlich habe ich auch nicht damit gerechnet, dass ihr ihn noch erwischt. Trotzdem besten Dank.“
. Es war bereits kurz nach fünf. Nettgen ging durch den Flur zu den Polizisten, die noch immer mit ihrer Arbeit beschäftigt waren.
„Jungs, wie schaut es mit Brötchen und Kaffee aus?“ , fragte er .
„Ralf, ist lieb gemeint, aber wir sind jetzt eigentlich durch. Noch ein paar Abstriche, dann ziehen wir ab.“
* * *
Nettgen kauerte an seinem Schreibtisch, als wüsste er nicht, wo er war und was er eigentlich machen sollte. Er starrte eine Weile auf das Telefon in der Hoffnung, dass es klingeln würde. Danach glitten seine Augen über die Schreibtischplatte, die fast komplett mit Berichten und losen Zetteln ausgelegt war. Nettgen fühlte sich niedergeschlagen, total verspannt. Er konnte spüren, wie sich jeder Muskel in seinem Körper versteift hatte. Die leere Zigarettenschachtel, die er in der Hand hielt, knisterte, als sich sein Griff ohne bewusstes Zutun verstärkte. In seinem Gesicht war ein ungutes Gefühl abzulesen, als es in diesem Moment an der Bürotür klopfte. Herein trat Burscheidt. Nettgen hatte recht gehabt, sein Gefühl hatte ihn mal wieder nicht getäuscht. Er verzog das Gesicht.
„Guten Morgen, Kommissar Nettgen“, meinte Burscheidt, schloss die Tür hinter sich und trat an Nettgens Tisch, zog den Stuhl zurück, nahm Platz.
„Ich kann mir vorstellen, was S ie jetzt denken. Zumal ich hier nichts zu suchen habe. Aber S ie können mich ja aus meinem eigenen Büro rausschmeißen!“
„Das müsste ich auch eigentlich tun, vor allem, weil S ie Kollegen mit ins Spiel gezogen haben und das auch noch dienstlich“, antwortete Burscheidt lahm. „Aber ich hatte sowieso vor, mit I hnen wegen letzter Nacht zu sprechen. Dann brauche ich mir nicht die Mühe machen, S ie aufzusuchen. Also, was ist genau geschehen und was machen S ie hier?“
Nettgens Hand drückte die Zigarettenschachtel immer weiter zusammen. Schließlich warf er sie mit voller Wucht in den Papierkorb.
„Jetzt hören S ie mal zu!“, preschte Nettgen vor. „Ich habe stets meinen Dienst korrekt verrichtet, kaum geschlafen und so gut wie nichts gegessen. Der Fall hat mir schon sieben Kilogramm geraubt. Ich habe ermittelt, was die Indizien zu bieten hatten. Und dann erscheinen diese Sesselfurzer , weil denen der Arsch wegen der Presse auf Grundeis geht. Und was machen S ie? Sie suspendieren mich und fallen mir in den Rücken! Na besten Dank!“
Burscheidt hatte dem eigentlich nichts entgegen zu setzen. Nettgen hatte in seinen Augen vollkommen recht. Er nickte nur leicht.
„Nettgen, S ie haben vollkommen recht. Aber was sollte ich machen? Sie sind mein bester Mann und das wissen S ie! Was die letzte Nacht angeht, da hole ich S ie raus. Aber halten S ie sich aus dem Präsidium fern, S ie haben schon genug Ärger. Das ist ein Rat eines Kollegen, der hinter I hnen steht. Denn das tu e ich!“
„ Ihr Wort in Gottes Ohr “ , meinte Nettgen, erhob sich vom Stuhl und blieb ruhelos auf der Stelle stehen. Er wankte hin und her, als wollte er noch etwas sagen, kratze sich über den Bart und dann durchs Haar.
„Herr Burscheidt“, bat er schließlich und schaute auf seine Armbanduhr. „Es ist jetzt kurz vor halb zehn. Geben S ie mir bis zehn Uhr Zeit, noch einige Sachen zu erledigen. Dann verschwinde
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