Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
Vom Netzwerk:
nicht zu übergeben, schloss er die Tür hinter sich. Er machte einen großen Schritt und stand kniehoch in verdrecktem Wasser. Die Stufe direkt hinter der Tür hatte er übersehen.
    Shit , dachte er. Wenigstens bleiben die Gummistiefel im Rucksack trocken.
    Nettgen stand in einem gemauerten Tunnel. Seine Taschenlampe brannte noch immer hell. Der Abflussgeruch mischte sich mit der feucht en, abgestandenen Luft.
    Er erinnerte sich an seine Skizzen und konnte sich vorstellen, wo er sich ungefähr befand. Er watschelte durch den Tunnel bis zur ersten Sammelkammer. Von hier gab es drei Abgänge. Er zog seinen Plan aus dem Rucksack und versuchte, sich genauer zu orientieren. Nettgen entschied sich, rechts abzubiegen. Unternehmungslustige Ratten liefen auf einer schmalen Seitenbegrenzung. Es war inzwischen fast eine Stunde vergangen, seit er sich in die Abtei geschlichen hatte.
     
    * * *
     
    Am Nachmittag beschäftigte sich Löffler mit den Zeichen und Hieroglyphen, die man in Bohlenbachs Gärtnerei gefunden hatte. Nach langem Hin und Her hatte er Burscheidt davon überzeugen können , dass er besser selbst die Entschlüsselung der Zeichen vornehmen sollte. Löffler erhielt jedoch die Auflage, Nettgen unter keinen Umständen darüber in Kenntnis zu setzen. Er willigte ein – ihm blieb ja auch nichts anderes übrig – und kauerte nun vor den Fotos einer Symbolreihe. Wie er es von seinem Partner gelernt und auch selbst im Laufe der Ermittlungen erfahren hatte, schritt er vor die Pinnwand und heftete sie in Reihenfolge. Er nahm sich zuerst das erste Bild von links vor.
    Das Symbol zeigte eine Mumie auf dem Totenbett. Löffler brauchte sich keine Mühe machen und in Büchern herumzukämpfen , denn er wusste aus den bisherigen Ermittlungen, dass die Mumie auf dem Totenbett einen Bezug zum Tod hatte. Trotz der bedrohlichen Lage schmunzelte er.
    „Die Jungs können sich mal was Neues einfallen lassen!“
    Auf alle Fälle deutete die Zahlenreihe schon jetzt darauf hin, dass das nächste Opfer mumifiziert werden soll. Er schnaufte. Das zweite Foto zeigte einen knienden, gefesselten Mann. Auch hier wusste Löffler das Symbol einzuordnen. Das Zeichen symbolisierte Rebell , Fremder oder Feind . Schleunigst machte er sich ans dritte Symbol. Es stellte im Prinzip eine Acht dar, jedoch war der untere Bogen kürzer und gleich daneben ein Strich in der Senkrechten. Dieses Zeichen kannte er nicht und wühlte sich kurzerhand durch die Lektüren. Schnell fand er heraus, dass es für den Begriff Diener , vielleicht sogar Sklave steht. Er begab sich ans vierte Foto. Abgebildet war eine Art geflochtener Strick, daneben eine Kugel, darunter eine Halbkugel. Wie vom Teufel besessen blätterte er wild durch die Bücher. Er verglich etliche Zeichen, denn viele ähnelten sich. Schließlich fand er die richtigen und setzte sie zusammen. Ein König oder Amtsträger , zudem nah an das dritte Symol herangezeichnet - was das wohl sollte ? . Löffler heftete jedes entschlüsselte Symbol, das er auf einem separaten Blatt Papier aufzeichnete, an die Pinnwand. Die letzten beiden bereiteten ihm jetzt schon Kopfschmerzen. Und es fehlten immerhin noch zwei weitere . Er widmete sich der fünften und sechsten. Diese Rätsel konnte er nicht so einfach lösen. Die Symbole hatte er bisher noch ni e gesehen. Selbst beim Durchforsten der Lektüren konnte er sie nicht finden. Abgebildet waren zwei Zeichen, die zwar getrennt voneinander, jedoch wie zuvor das dritte und vierte zusammengehörten. Ein waagerechter Strich mit einem kleinen Kreis, darunter eine Ellipse und daneben ein Vogel. Löffler vermutete, dass es sich dabei um ein en Adler handelt e . Neben dem Federvieh war oben ein Halbkreis und darunter eine Art Gefäß oder Kartusche zu erkennen. Er zwang sich, noch abstrakter zu denken, fand schließlich einzelne Symbole in den Büchern, die darauf deuten ließen, dass es sich um einen Krug mit Bier handelte. Den konnte er jetzt auch gebrauchen! Er überprüfte nochmals seine Recherche, denn der Zeitversatz von rund dreitausendfünfhundertsiebzig Jahren kam ihm irgendwie komisch vor. Doch die Entschlüsselung schien korrekt zu sein.
    „Was soll das Bier mit dem Opfer zu tun haben?“, grummelte Löffler. „Ein en Obdachlose n auf der Bahnhofsplatte meinen die wohl weniger! Ziemlich witzig geworden, die Jungs!“
    Er runzelte die Stirn und grübelte , denn witzig fand er die ganze Sache nun mal nicht.
    „Kein Anzeichen eines Grundrisses beziehungsweise

Weitere Kostenlose Bücher