Das Wiegen der Seele (German Edition)
heißt“?
„Nein, das hat er nicht . “
Nettgen runzelte die Stirn. Frau Crampton schien zu verstehen und fügte hinzu: „Jack redete nie viel.“ Mehr zu sich selbst merkte sie an: „Er war auch in letzter Zeit anders als sonst.“ Bedrückt senkte sie den Kopf.
„Was heißt anders ?“, wollte Nettgen wissen.
„Seit seiner Rückkehr aus Ägypten verhielt er sich ängstlich und verließ nur selten das Haus. Sogar das Geklimper hörte er sich hin und wieder an. Sobald es dunkel wurde, verschloss er alle Türen und Fenster. Jack war schon immer ein ruhiger und vorsichtiger Mensch, jedoch hat er die letzten Tage kaum gesprochen und sich nie zuvor so ängstlich verhalten. Wie verwandelt.“
Nettgen wurde hellhörig. „Was wissen Sie über diese letzte Expedition?“
„Jack war Leiter eines archäologischen Teams, das sich hauptsächlich mit der ägyptischen Geschichte beschäftigt. Erst vor zwei Wochen ist er aus Ägypten zurückgekehrt.“
Wieder diese Pause . Nettgen wurde leicht ungeduldig. „Wo genau waren die Ausgrabungen, wie lange war er dort?“ Manchmal war es nervig. Warum musste man den Leuten immer alle Details aus der Nase ziehen? Frauen reden doch sonst über jede Kleinigkeit. Außerdem konnte man in jedem Krimi nachlesen, dass es immer die Details waren, auf die es ankam. Er führte diese Nachlässigkeit auf Frau Cramptons Gemütszustand zurück und verzieh ihr. Diese Beine hätten auch gar nichts anderes zugelassen.
„Fast sechs Monate am Stück verbrachten er und das Team in Ägypten, im Tal der Könige . Insgesamt sieben Jahre reiste Jack in regelmäßigen Abständen in dieses Tal. Ich selbst war nie dabei. Nach der letzten Geburt wollte ich lieber zu Hause bleiben. Eine Zeltunterkunft in Ägypten ist meines Erachtens nicht der richtige Ort für einen Säugling. Ich hoffte damals, dass unsere zweite Tochter Jack etwas mehr an die Familie binden würde. Aber er konnte nicht ohne die Arbeit leben. Also blieb ich allein hier bei unseren Töchtern und war immer heilfroh, wenn er für ein paar Tage nach Hause kam.“
Wieder glitt Nettgens Blick an ihrem Körper entlang. Die zwei Kinder sah man ihr nicht an. Als hätte sie es bemerkt, wandte sie plötzlich den Kopf und blickte ihm in die Augen. Nettgen hielt ihrem Blick stand.
„Was genau machte Ihr Mann im Tal der Könige ?“ Nettgen beschlich eine Ahnung. Er strich sich mit hastigen Bewegungen durch das Haar. Seine Vermutung, dass ein Zusammenhang zwischen dem Mord und der ägyptischen Mythologie bestand, schien sich zu bestätigen.
„Er war für Ausgrabungs- und Rekonstruktionsarbeiten verantwortlich. Eigentlich hatten wir nie viel Kontakt miteinander, wenn er auf einer Expedition war, höchstens zwei, drei Telefonate die Woche, um zu hören, was die Kinder machen. Aber in seinen letzten Tagen in Ägypten rief er fast täglich an. Das war das erste Mal, dass er mir etwas mehr erzählte. Ich glaube, er hatte Angst, aber er antwortete nicht auf meine Fragen. Ich war so froh, als er wieder zu Hause war.“
„Was genau hat er Ihnen erzählt?“, wollte Nettgen wissen.
„Bei den letzten Ausgrabungen machte das Team eine Entdeckung. Sie fanden einen Zugang und mehrere Kammern eines Grabes“, erzählte sie, überlegte kurz und fügte hinzu: „ Ich weiß nicht viel darüber, Jack hat nie ausführlich über seine Arbeit erzählt. Er sagte nur, dass nach der Entdeckung merkwürdige Dinge passiert seien. Einige Arbeiter sind bei den Grabungsarbeiten erkrankt, manche Hilfskräfte verletzten sich.“
Sie senkte erneut den Kopf, ihr Gesicht wurde kalkweiß und sie schloss die Augen. Nettgen war hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, weitere Details von ihr zu erfahren, und seiner Angst vor ihren Tränen, da ihm bewusst wurde, dass sie weitere Fragen in diese Richtung wohl nicht ohne Gefühlsausbruch durchstehen würde.
Nettgen überlegte kurz. „Sagen I hnen die Namen Krums oder Kaufmann etwas?“, fragte er deshalb und lenkte ihre Gedanken wieder in eine andere Richtung.
„Nein“, antwortete sie. „Nie gehört, haben diese Personen etwa mit dem Mord zu tun?“
„Ich weiß es nicht, Frau Crampton. Herr Krums ist ein Mann vom Sicherheitsdienst auf dem Gelände, auf dem wir Ihren Mann gefunden haben. Er hat ihn entdeckt. Es hätte ja sein können, dass I hr Mann einen dieser Namen schon mal erwähnt hat.“
„Nein, hat er nicht.“
„Dumme Frage, stelle ich auch sehr ungern, aber hatten I hr Mann oder S ie Schulden oder
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