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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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wenigen Kilometern erreichte er die Einfahrt zum Anwesen der Familie in Bredeney , gleich gegenüber dem Kruppwald , d as von einem großen, schmiedeeisernen Tor verschlossen wurde. Er hielt seinen Wagen genau vor dem Tor und klingelte. Zwei Kameras blickten auf ihn. „Guten Tag, Sie wünschen?“, meldete sich eine junge, weibliche Stimme aus der Sprechanlage.
    „Ich bin Kommissar Nettgen von der Mordkommission. Ich möchte zu Frau Crampton.“ Er zog seinen Dienstausweis heraus und hielt  ihn vor die Kamera.
    Einige Augenblicke später vernahm er ein Geräusch wie von einem Hornissenschwarm und das Tor schwang langsam auf. Nettgen steuerte seinen Mustang an Blumenrabatten vorbei auf das imposante Wohnhaus zu.
    Das verklinkerte Haus erstreckte sich über drei Etagen. Nettgens Augen wanderten von den roten Dachpfannen über die unzähligen großen Sprossenfenster bis zu der massiven Eichentür, zu der sieben Stufen hinaufführten. Das kartenhausähnliche Vordach wurde von zwei Marmorsäulen gestützt, die genau wie die Eingangsstufen das helle Sonnenlicht spiegelten. Nettgen war beeindruckt. Er fand einen geeigneten Parkplatz gleich neben dem Treppenaufgang und stellte seinen Wagen ab. Der Mustang wirkte in dieser Umgebung wie eine Fliege auf einem Stück Torte, aber Nettgen hatte im Moment andere Probleme. Sein Herz klopfte und seine Knie schienen plötzlich mit Pudding gefüllt zu sein. Er befand sich kurz vor einer der Situationen, die er an seinem Beruf hasste: Das Befragen von Angehörigen oder Freunden eines Opfers. Er konnte einfach nicht mit diesen Gefühlsausbrüchen umgehen und fand nur selten die passenden Worte angesichts einer weiblichen Tränenflut. Er hoffte inständig, dass Löfflers Einschätzung stimmte und Frau Crampton einigermaßen gefasst war.
    Nettgen holte noch mal tief Luft und bewegte sich auf den Treppenaufgang zu.
    Aus dem Haus vernahm er kleine, schnelle Schritte, das Klappern von Absätzen auf Fliesen. Als er auf der dritten Stufe angekommen war, öffnete sich die Haustür. Durch den Schlitz spähte eine junge, dünne Frau. Blicklose Kulleraugen starrten ihn aus einem blassen Gesicht an, das ganze erinnerte ihn eher an ein Gespenst.
    „Kommissar Nettgen?“, fragte sie mit pessimistischem Gesichtsausdruck.
    „Ja, guten Tag“, antwortete er und hielt ihr dabei noch mal den Ausweis unter die Nase.
    „Guten Tag , kommen Sie herein, Frau Crampton erwartet Sie.“
    Nettgen folgte ihr bis in einen Raum, der mit antiken Möbeln geradezu vollgestopft war.
    „Warten S ie bitte hier“, sagte das Dienstmädchen, und wie vom Winde verweht verschwand sie durch eine Tür. Nettgen fühlte sich unbehaglich. Irgendwie waren solche Umgebungen einfach nicht seine Welt. Hätte Frau Crampton ihn in einer möblierten Drei-Zimmer-Absteige empfangen, hätte er sich wohler gefühlt.
    Er lief unruhig von einer Wand des Zimmers zur anderen, darauf bedacht, bloß nichts zu berühren. Die Stimme seiner Mutter klang ihm in den Ohren und er hörte die Ermahnung, die er als Kind in Läden immer gehört hatte: Fass nichts an, wenn du es kaputt machst, müssen wir es zahlen . Das war natürlich Unsinn, denn erstens war Nettgen versichert, und zweitens war das ganze Zeug hier wahrscheinlich sowieso unersetzlich.
    Er trat ans Fenster und schaute hinaus. In diesem Augenblick erschien Maria Crampton im Türrahmen. Sie blieb stehen und holte tief Luft und schloss für dabei für einen Moment ihre Augen, um die sich dunkle, tiefe Ringe abzeichneten. Die Wangenknochen traten spitz unter der gespannten Haut hervor.
    Sie trug ein schlichtes, schwarzes Kleid, das ihre Figur zur Geltung brachte. Ihr langes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden, der ihr ein fast kindhaftes, zerbrechliches Aussehen verlieh. Nettgen schätzte sie mindestens zehn Jahre jünger als ihren Ehemann.
    „Guten Tag, Sie sind Kommissar Nettgen?“, begrüßte sie ihn.
    „Ja, guten Tag Frau Crampton.“ Nettgen näherte er sich ihr und streckte seine Hand aus. „Mein herzliches Beileid. Ich bin Kommissar Nettgen von der Mordkommission und ermittle im Fall Ihres Mannes. Leider konnte ich gestern noch nicht mit Kommissar Löffler vorbeikommen. Tut mir leid, dass wir Sie schon wieder belästigen müssen, aber wir haben noch ein paar Fragen.“
    „Ja, I hr Kollege deutete schon so etwas an.“ Sie nickte und machte eine einladende Handbewegung zur Sitzecke hin. „Setzen wir uns doch. Möchten Sie etwas trinken?“ Nettgen war erleichtert. Sie

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