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Das Wiegen der Seele (German Edition)

Das Wiegen der Seele (German Edition)

Titel: Das Wiegen der Seele (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Ullsperger
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bleiben, als er zu Richards ging und ihn fragte: „Dr . Richards, schauen S ie in alle Öffnungen ohne Handschuhe? Dann wollen wir mal schwer hoffen, dass der Tote nichts im Hintern versteckt hat . “
    Richards blickte zu Nettgen und korrigierte den korrekten Sitz seiner Brille.
    „Kommissar Nettgen, den After untersuche ich im Labor. “, antwortete er pikiert.
    Jetzt konnte Löffler nicht mehr. Die ganze Anspannung der letzten Nacht und die Enttäuschung des heutigen Morgens drückten sich jetzt in einem Lachanfall aus. Er lachte so sehr, dass ihm die Tränen die Wangen heru n terliefen. Auch sein schluchzendes Luftholen erinnerte eher an einen Weinkrampf. Er rannte schließlich in den Korridor und kam erst nach ein paar Minuten zurück. Ihm standen noch die Tränen in den Augen.
    Richards sah ihn nur vernichtend an. Löffler hatte einen neuen Freund gewonnen.
    Unterdessen hatte Nettgen Handschuhe angezogen und mit der Suche nach Beweisstücken begonnen. Er schaute in den Kleiderschrank, durchwühlte die Kleidungsstücke, nichts.  Er sah nach, ob in den Fächern etwas zu finden war. Wieder nichts. Auch nicht im Bett und unter der Matratze. Dann nahm er sich den Schreibtisch vor, Fach für Fach. Bei der vorletzten Schublade hatte er noch immer nichts entdeckt, das ihm einen Hinweis geben konnte. Enttäuscht zog er die letzte Lade auf. Schwarze Kleidungsstücke und mehrere Papiere mit Gekritzel lagen darin. Er wollte die Schublade schon wieder zuschieben, als er hinten im Fach etwas glänzen sah. Im ersten Moment wirkte es wie ein Schmuckstück. Als er jedoch etwas näher hinsah und es hervorholte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass es sich um einen silberfarbenen Schlüssel handelte. Fasziniert hielt er ihn hoch, denn meist waren Schlüssel flach und hatten einen zackigen Bart. Dieser jedoch war schlicht und hatte einen dreieckigen Schaft mit feinen Vertiefungen. Rote, nummerierte Aufkleber mit der Zahl Zweiundsiebzig klebten auf beiden Seiten des Blattes. Nettgen zog die Stirn kraus und dachte: Hm... das sieht mir nach einem Schließfachschlüssel aus.
    „Was ist das, ein Schlüssel? “ , erklang die Stimme von Löffler, der in diesem Moment erneut den Raum betrat.
    „Sieht so aus. Den habe ich gerade im Schreibtisch gefunden“, antwortete Nettgen und starrte auf den Schlüssel.
    „Dann stellt sich nur die Frage, wo sich das passende Schloss befindet . “
    „Fragen über Fragen“, entgegnete Nettgen genervt. „Hört das denn gar nicht auf? Na ja, wir werden schon herausfinden, wo der passt “, verkündete er entschlossen.
     
    „ Kannst du mit den Kollegen fahren, Dietmar? Ich fahr schon mal ins Büro, hab Hummeln im Hintern . “
    „Kein Problem, Ralf. Ich komm hier schon weg . “
    Nettgen machte sich auf den Weg zum Fahrzeug, vorbei an zahlreichen Reportern, die sich mittlerweile vor dem Gebäude eingefunden hatten, und fuhr Richtung Büro. Den Schlüssel hatte er in der Hosentasche.
     
    * * *
     
    Knapp drei Stunden später versammelten sich Nettgen, Löffler und drei Polizisten der Spurensuche sowie des Ermittlungsdienstes zur Lagebesprechung im Büro von Hauptkommissar Burscheidt, dem Dezernatsleiter der Mordkommission.
    Burscheidt saß zurückgelehnt in seinem Stuhl, d i e Hände hinter dem Kopf verschränkt, und wippte nervös hin und her.
    „ Wer das angerichtet hat, hat saubere Arbeit geleistet. Man kann uns zwar keinen Vorwurf machen, jedoch stecken wir jetzt in der perfekten Krise. Wir sollten bis heute Abend sechs Uhr einen vorzeigbaren Ermittlungsstand vorweisen können, denn die Presse hängt uns jetzt schon im Nacken und der Polizeipräsident will Fakten. “
    „ Zumindest besteht keinerlei Zweifel mehr, dass Ab Abduram was mit der Sache zu tun hatte .“ Nettgen hatte irgendwie das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen, obwohl er durch seine Ermittlungsarbeiten erst auf die richtige Spur gekommen war. Trotzig trank er einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und starrte auf die Fotos des Mordopfers, die aufgereiht auf Burscheidts Schreibtisch lagen.
    „ Irgendwelche Verdächtigen? “, wollte Burscheidt wissen.
    Seine einwandfreien Zähne glänzten. Er war der Wunderknabe im Polizeipräsidium. Ein gerissener Manipulator und ein skrupelloser Opportunist, der sich mit den Zähnen und den Klauen seinen steinigen Weg in den innersten Kreis der Hierarchie gebahnt hatte. Die meisten, so auch Nettgen, hielten ihn für den wahren Boss. Schon die bloße Erwähnung seines Namens

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