Das Wiegen der Seele (German Edition)
daheim erledigen. Wenn was ist, ihr habt ja meine Nummer! Brauche eine Mütze Schlaf. “
Kapitel 7
Nettgen war erst ein paar Stunden zu Hause, als die Türglocke anschlug. Er hatte es sich gerade auf dem Sofa bequem gemacht und sich ein kühles Getränk bereitgestellt. Fluchend stand er auf und ging zur Tür. Es war Löffler.
„Hallo Ralf, kann ich reinkommen ? “
„Klar“, meinte Nettgen nur und trat ein Stück zur Seite.
Löffler betrat die Wohnung, schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf das Sofa. Er machte einen angespannten Eindruck.
„Der Fall wird uns wohl keine Nerven mehr kosten“, teilte er mit, nahm sich zwei Käsecracker vom Teller, der auf dem Beistelltisch stand und kaute mit geöffnetem Mund darauf herum. Nettgen schaute ihn ganz verwirrt an.
„Was soll das heißen?“
Löffler verzog das Gesicht, zog ein Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche und spuckte den zerkauten Käsebrei hinein.
„Igitt! Die schmecken ja wie Bärenscheiße. Wie alt sind die Cracker ? “
„Na ja“, meinte Nettgen. „Sind noch von vor Weihnachten. Was ist nun? Was ist mit Abduram ?“
„Also: Laut Gerichtsmedizin hat Hasan Ab Abduram Selbstmord begangen. Die Spurensicherung fand ein Skalpell unter dem Sessel, mit seinen Fingerabdrücken darauf.“ Er zuckte zynisch mit den Achseln .
„ Willst du mich auf den Arm nehmen? Selbstmord? Hat diese blinde Matschbirne von Doktor nicht mehr alle Tassen im Schrank? “
Nettgen war kurz davor, auf Löffler loszugehen und stürmte im Zimmer auf und ab. Löffler saß betroffen auf dem Sofa und sagte nichts.
„Und das ist alles? Sonst habt ihr nichts gefunden? Das glaubst du doch wohl selber nicht! “ Wut und Unverständnis sprühten aus Nettgens Blicken.
„Ich nicht“, erwiderte Löffler. „Aber der Boss und die Staatsanwaltschaft. “
„Was denn, aufgrund von einem winzigen Indiz glauben die einer Pfeife, die ihren Medizinabschluss wohl im Lotto gewonnen hat? Selbstmord, dass ich nicht lache! Hast du Abdurams Gesicht gesehen? Der war entsetzt, der hatte einen Todeskampf. Welcher Selbstmörder schlitzt sich selbst die Kehle auf? “
Löffler zuckte nur die Schultern.
„Gibt es einen Abschiedsbrief? Hat man Anhaltspunkte oder Spuren gefunden, die auf den Mord an Crampton schließen lassen?“ Für Nettgen war das fast eine rhetorische Frage.
„Nein, keinen Hinweis. Ralf, ich wei ß , was du denkst, und ich sehe das genauso. Aber finde dich damit ab, dass der Fall damit abgeschlossen ist. “
„ Abgeschlossen? Nichts ist hier abgeschlossen! Da wollten ein paar Sesselfurzer ihren Arsch retten, weil endlich Ermittlungsergebnisse hermussten, nach dem Wirbel, den der Fall in den Medien gemacht hat. Und damit soll ich mich abfinden?“
Löffler erhob sich vom Sofa und klopfte Nettgen auf die Schulter. „Nimm es gelassen, Ralf . “
„Gelassen? Gelassen...!? “ Nettgen war kurz davor, Löffler an die Kehle zu springen. „ Ich glaub das alles nicht! Niemand, auch nicht der dümmste Psychopath, gibt sich so viel Mühe und bringt sich dann selbst um – zumal er sein Werk noch nicht vollendet hat! Das war Mord, und das weißt du so gut wie ich! “
„Ja, aber ich weiß auch, dass manchmal die schwierigsten Probleme die simpelste Lösung haben. Vielleicht hatte er ja nach dem Mord an Crampton so viele Schuldgefühle, dass er damit nicht mehr weiterleben konnte . “
„ Willst du mich verarschen? Schuldgefühle? Und was ist mit dem Achtzehnten? Die ganzen Tage und Nächte, die wir uns mit dem Fall um die Ohren geschlagen haben? Umsonst, weil der Typ Schuldgefühle hatte? “
„ Ja, genau, die ganzen Tage und Nächte ... Ich hätte fast zu Hause einpacken können. Wenn ich ehrlich bin, befriedigt mich dieser Ausgang des Falles auch nicht, aber ich bin wenigstens froh, dass diese ganzen Ermittlungen erstmal ein Ende haben. Ich fahre jetzt nach Hause und schlafe mich mindestens zwei Tage aus, und das solltest du auch tun. Danach geht es dir besser, und du kannst mit klarem Kopf über die Sache nachdenken. “ Mit diesen Worten trat Löffler langsam zur Tür und fügte hinzu: „Wir sehen uns morgen – so viel zu den zwei Tagen . “
Dann schloss er die Tür hinter sich. Das Türschloss rastete deutlich hörbar ein.
Nettgen fegte vor Wut den Teller mit den Crackern vom Tisch. Dann ergriff er ohne Zögern den Telefonhörer und wählte die Nummer seines Vorgesetzten Burscheidt. Kaum hatte Burscheidt seinen Namen genannt, fiel ihm Nettgen
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