Das wilde Herz der Highlands
können wir uns immer noch davonstehlen und es auf eigene Faust versuchen.“
„Oh, das halte ich für keinen guten Plan.“
Lady Wildwoods Bemerkung ließ alle drei zur offenen Tür herumfahren. Die Dame starrte Helen an, und ihrer Miene war zu entnehmen, dass sie die junge Frau erkannt hatte.
„Verzeiht, dass ich, ohne zu klopfen, hereinplatze“, sagte Lady Wildwood leise und schloss die Tür. „Ich wollte gerade anklopfen, als ich mitbekam, über was Ihr da redet.“
Sie durchquerte die Kammer, den Blick noch immer auf Helen gerichtet. „Lady Helen de Bethencourt. Ihr kamt mir gleich so bekannt vor, als ich Euch zum ersten Mal sah, aber die Tracht hat mich genarrt.“
Seonaid schaute ebenfalls zu Helen, die kurz schwieg, ehe sie sprach. „Lady Wildwood, auch ich habe Euch erkannt. Ihr wart eine Freundin meiner Mutter.“
„Ganz recht.“ Lady Wildwood lächelte ein wenig, ehe sie sich Seonaid und Aeldra zuwandte. „Helens Mutter und ich waren mit Königin Anne befreundet. Wir waren oft gemeinsam bei Hofe.“
„Ah“, murmelte Seonaid und lächelte Helen amüsiert an. „Ihr habt gar nicht erwähnt, dass Ihr Freunde in solch hohen Kreisen habt.“
Helen wurde rot. „Nicht ich habe Freunde dort, sondern meine Mutter war mit der Königin befreundet. Aber beide sind längst von uns gegangen.“
„Ihr habt nach wie vor einflussreiche Freunde, mein Kind“, merkte Lady Wildwood sanft an. „Der König schätzt Euch ebenso sehr, wie die Königin es getan hat.“ Sie seufzte und wandte sich an Seonaid. „Ihr seht gut aus. Ich bin froh, dass Ihr die Nacht überlebt habt.“
„Danke“, murmelte Seonaid.
„Nun denn ...“ Lady Wildwood ließ sich auf einem der Stühle am kalten Kamin nieder und sah erwartungsvoll in die Runde. „Wie wäre es, wenn Ihr mir erzählt, wie Helen zu Euch gestoßen ist und weshalb sie sich als Nonne verkleidet hat? Dann können wir entscheiden, wie wir es den Männern am besten beibringen.“
Seonaid lächelte die anderen beiden schief an. Lady Wildwood hatte ihr Anliegen als Bitte ausgesprochen, doch in Wahrheit war es eine Weisung. Die Dame war es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen, und diese Angelegenheit stellte keine Ausnahme dar. Während die drei Jüngeren abwechselnd berichteten, hörte sie sich geduldig an, was geschehen war, seit sie sich in der Kapelle von St. Simmian’s kennengelernt hatten. Sie ließen nichts aus, sondern schilderten jede einzelne Etappe der Reise. Als sie endlich zum Schluss kamen und schwiegen, hatte Seonaid ihr Bad beendet und sich angekleidet. Erwartungsvoll sahen die drei zu Lady Wildwood hinüber.
Die sagte lange Zeit nichts, sondern saß in Gedanken versunken da, die Miene ernst. Schließlich nickte sie in sich hinein und erhob sich. „Gut, kommt mit.“
„Was habt Ihr vor?“, fragte Seonaid, während sie ihr zur Tür folgte.
„Ich werde mich um alles kümmern“, erwiderte Lady Wildwood schlicht, öffnete die Tür und verharrte. Lächelnd drehte sie sich zu Seonaid um und strich ihr liebevoll eine schwarze Strähne aus dem Gesicht. „Es war hart für Euch ohne Mutter, nicht wahr? Für Euch beide war es hart.“
Durch einen Blick schloss sie auch Aeldra mit ein. Die wollte etwas einwenden, blieb jedoch stumm. Seonaid mutmaßte, dass ihr die verbitterte, grollende Giorsal die Mutter kaum ersetzt hatte. Aber wieso hatte sie selbst nicht widersprochen? Sie war doch glücklich damit gewesen, wie ihr Leben verlaufen war, oder nicht? Sie hatte nichts entbehren müssen, hatte sogar mehr Freiheit genossen, als den meisten Frauen vergönnt war. Und wenn es ihr dann und wann einen Stich versetzt hatte, wie andere Mädchen von ihrer Mutter umarmt, liebkost und verhätschelt wurden, dann gewiss nicht aus Eifersucht.
„Ich werde diese Angelegenheit für Euch klären“, beschied Lady Wildwood. „Vertraut mir.“
Damit wandte sie sich ab. Seonaid starrte ihr nach und drehte sich schließlich zu Aeldra und Helen um. Die drei tauschten einen unsicheren Blick, ehe sie wie auf Kommando Lady Wildwood nach unten folgten.
13. Kapitel
Dann ist es beschlossene Sache“, entschied Angus Dunbar. „Wir brechen übermorgen früh auf. Ihr, Sherwell, Ihr begleitet uns mit Seonaid bis nach England und reitet weiter nach Sherwell Castle.“
Unbehaglich rutschte Blake auf der Bank an der Tafel hin und her, nahm die Worte seines Schwiegervaters aber ohne Widerrede hin. In Wahrheit lag ihm nichts daran, gemeinsam mit Rolfe Kenwick, dem Bischof,
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