Das wilde Herz der Highlands
würde sie so schnell nicht vergessen.
Aeldra und sie beeilten sich mit dem Waschen, da sie rasch zurück zu den Männern wollten. Sie traten auf die Lichtung, als Blake und Little George gerade aus einer anderen Richtung zwischen den Bäumen hervorkamen. Seonaid hatte angenommen, dass Aeldra und sie schnell gewesen seien, doch als sie nun zurückkehrten, stellte sie fest, dass die Männer bereits die Pferde versorgt, Feuerholz gesammelt und sich an einer anderen Stelle des Flusses ebenfalls gereinigt hatten.
„Ich dachte mir, dass uns ein gebratenes Kaninchen gut munden würde“, meinte Little George, als Seonaid und Aeldra sich zu ihnen gesellten.
„Das klingt gut“, stimmte Blake zu und stellte seine Stiefel neben einem Baumstamm ab, der am Boden lag. Er hockte sich hin und machte sich daran, das Holz anzuzünden, das er und der Hüne aufgeschichtet hatten.
Little George warf Aeldra einen Blick zu. „Mögt Ihr mir helfen, eines zu erlegen?“
Grinsend nahm sie ihn bei der Hand, und gemeinsam schlenderten sie auf die Bäume zu. Seonaid sah ihnen nach und wunderte sich einmal mehr über das eigenartige Paar, das sie abgaben. Schließlich setzte sie sich auf den Baumstamm, an dem Blake seine Stiefel abgestellt hatte. Ihr Blick ging zu seinen nackten Füßen, die ihr ein schelmisches Lächeln entlockten. Sie liebte es, ihren Gemahl zu kitzeln. Es erstaunte sie immer wieder, dass dieser Mann, der sich an ihrer Seite stets so stark und bestimmend gab, zu einem hilflosen Bündel Mensch wurde, sobald man ihn kitzelte. Wäre dies seinen Feinden bekannt, so wäre er schon lange tot.
„So.“ Das Feuer brannte, und Blake rieb sich die Hände und ließ sich neben Seonaid nieder.
Eine Weile saßen sie in einvernehmlichem Schweigen da. Schließlich erzählte er, dass sie nicht weit von Eberhardt Castle entfernt waren, der Heimstatt seines Freundes Amaury. Seonaid kannte den Namen bereits. Seit ihrer Vermählung hatte Blake in ruhigen Momenten des Öfteren über Amaury gesprochen. Daher wusste sie, dass er ein guter Freund ihres Gemahls war, ja diesem fast so nahestand wie ein Bruder.
Von den vielen amüsanten Geschichten, die Blake ihr über den Mann erzählt hatte, gefiel ihr eine besonders: Der König hatte Amaury befohlen, Emmalene Eberhardt zu ehelichen. Aber da Amaury sie für eine unansehnliche alte Hexe hielt, deren Gemahl sich demnach lieber umgebracht hatte, als das Bett mit ihr zu teilen, war er nicht gerade erpicht darauf gewesen, der Weisung nachzukommen. Als er nach langem Zaudern endlich nach Eberhardt gekommen war, um sie zu heiraten, hatte er eine liebreizende, überaus tüchtige blonde Dame vorgefunden, die einen Pfeil treffsicherer zu schießen verstand als so mancher der Eberhardt-Krieger.
Blake sprach sowohl von seinem Freund als auch von dessen frischgebackener Gemahlin voller Bewunderung und Zuneigung, und Seonaid lauschte gern, wenn er von den beiden berichtete. Da sie aufmerksam zuhörte, erfuhr sie ebenso viel über ihren Gemahl wie über die Menschen, von denen er sprach, und daher ermunterte sie ihn bei jeder Gelegenheit zum Erzählen. Wie auch jetzt.
Doch so fesselnd die Geschichte auch war, glitt Seonaids Blick immer wieder unwillkürlich zu seinen Füßen. Schließlich ertappte sie sich dabei, wie sie sich im Geiste einen Plan zurechtlegte, um seiner Füße habhaft zu werden, ohne sich vorab zu verraten. Von ihrem Platz aus konnte sie seine Beine nicht erreichen, und wenn sie sich in seine Richtung bewegte, würde er ahnen, was sie vorhatte, und seine Füße schleunigst in Sicherheit bringen. Nachdem sie seinen schwachen Punkt entdeckt hatte, hatte sie auf Dunbar jeden Abend Jagd auf seine Füße gemacht. Es war eine Art Spiel geworden, und aus der Kitzelattacke wurde ein Ringkampf, der in Sinnesfreuden mündete. Es war ein Spiel, das ihr sehr zusagte, und sie war zuversichtlich, dass auch Blake daran Gefallen fand. Ansonsten würde er sie wohl kaum so oft in Versuchung führen, indem er ihr seine nackten Füße darbot.
Er hatte schon eine Weile geschwiegen, als Seonaid zur Tat schritt und aufsprang. Schlussendlich war ihr keine geeignete Strategie eingefallen, und sie hoffte allein auf den Vorteil, den ihr der Überraschungsangriff verschaffte. Wie sie befürchtet hatte, erfasste Blake sofort, was sie plante, und versuchte, seine Füße außer Reichweite zu ziehen. Aber sie war flink, warf sich auf seine Unterschenkel und nagelte sie mit ihrem Gewicht am Boden fest. Dann fiel sie
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