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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Aeldra.
    Seonaid sah ihre Cousine an, die unschlüssig schien. „Geh nur, Aeldra, iss etwas mit Little George. Nicht nötig, dass wir beide hier wachen. Außerdem bin ich gewiss, dass Lady Emmalene gern hören würde, was es Neues über ihren Cousin Lord Rolfe gibt.“
    „Oh, aye, in der Tat“, pflichtete Lady Emmalene ihr bei, und die Vorfreude stand ihr im Gesicht geschrieben.
    „Also gut.“ Widerwillig gab Aeldra nach. „Aber ruf nach mir, wenn du mich brauchst. Dann bin ich sofort da.“
    Seonaid nickte, ehe sie sich wieder Blake zuwandte und die anderen beiden das Gemach verließen. Lange starrte sie sein regloses Gesicht an, bis sich seine Züge ihrem Gedächtnis so deutlich eingebrannt hatten, dass sie sein Bild, falls nötig, auch in fünfzig Jahren noch würde heraufbeschwören können. Sie hoffte, dass dies nicht nötig sein würde. Sie war zu jung und zu frisch vermählt, um zur Witwe zu werden.
    Als Seonaid erwachte, fand sie sich sitzend auf ihrem Stuhl. Der Kopf war ihr nach vorn gesunken, ihr Kinn ruhte an ihrer Brust. Während sie aufsah, schoss ihr der Schmerz in den Nacken. Offenbar hatte sie länger als nur ein paar Augenblicke geschlafen.
    Sie verzog das Gesicht, massierte sich das Genick und richtete sich langsam auf, wobei sie an sich halten musste, um nicht zu stöhnen. Ein Blick zum Fenster sagte ihr, dass die Sonne gerade am Horizont aufging. Seonaid hatte in den frühen Morgen-stunden die Behänge vor dem Fenster beiseitegeschoben und zutiefst beeindruckt festgestellt, dass die Fenster verglast waren. Sie hatte das Fenster geöffnet, in der Hoffnung, die frische Luft werde sie wach halten, damit sie an Blakes Seite nicht einschlief. So närrisch es auch war, hatte sie doch schreckliche Angst davor, dass er anfangen könne zu fiebern, sobald sie ihn nicht länger im Auge behielt. Daher hatte sie den Gutteil der Nacht über ihn gewacht, bis die Erschöpfung sie übermannt hatte.
    Sie schätzte, dass sie höchstens zwei Stunden geschlafen hatte, denn der Morgen brach gerade erst an.
    Wieder am Bett, neigte sie sich vor und legte Blake behutsam eine Hand auf die Stirn.
    „Gott sei Dank“, murmelte sie, froh darüber, dass weder Hitze von Fieber noch Kälte von Tod kündete. Es hätte sie nicht gewundert festzustellen, dass er gestorben war, während sie geschlafen hatte - so fahl war er.
    Seonaid ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder und rutschte unbehaglich hin und her. Sie war nach wie vor müde, und da der Morgen graute und Blake noch lebte und auch nicht fieberte, durfte sie sich wohl ein wenig Schlaf gönnen. Dass er die Nacht überstanden hatte, war ein großer Fortschritt.
    Abermals stand sie auf, streckte ihre vom langen Sitzen schmerzenden Glieder, umrundete das Bett und legte sich vorsichtig neben Blake. Sie hielt sich nahe der Bettkante, mit so viel Abstand wie möglich zu Blake, um nicht gegen ihn zu stoßen, falls sie sich im Schlaf drehte. Dann schloss sie die Augen und ließ sich in den Schlummer gleiten.
    „Du hockst nun schon seit zwei Tagen in dieser Kammer.“ Aeldra stand auf der anderen Seite des Bettes, die Hände entschlossen in die Hüften gestemmt, und sah Seonaid durchdringend an. „Und er ist noch nicht einmal bei Bewusstsein, um es schätzen zu können. Irgendwann musst du das Gemach auch mal verlassen.“ Sie gab ihre grimmige Entschlossenheit auf und verlegte sich aufs Flehen. „Komm wenigstens zum Morgenmahl nach unten.“
    „Ich habe schon gegessen.“ Zum hundertsten Mal, seit sie vor etwa zwei Stunden aufgewacht war, betrachtete Seonaid das bleiche Gesicht ihres Gemahls. Er hatte ein wenig Farbe bekommen, war jedoch immer noch blass und ohne Bewusstsein. Das gab ihr zu denken.
    „Dann komm mit mir in den Burghof“, lockte Aeldra. „Lass uns ein bisschen üben. Nur kurz, und hinterher kannst du gleich wieder zu ihm gehen. Bis dahin kann einer der Bediensteten an seiner Seite bleiben. Nicht wahr?“, fragte sie Lady Emmalene, um Unterstützung heischend.
    Die zierliche blonde Dame, die etwa so groß wie Aeldra, aber sehr viel kurvenreicher war, nickte sofort. „Aye. Maude oder jemand anderes löst Euch gern eine Weile ab.“
    Seonaid sann über Aeldras Vorschlag nach. Sie war versucht nachzugeben. Es stimmte, seit zwei Tagen war sie nun in dieser Kammer eingepfercht. Zwei lange, ermüdende Tage hatte sie damit zugebracht, Blakes Gesicht zu mustern und ihn durch pure Willenskraft zum Aufwachen zu bewegen. Je länger er schlief, desto beklommener

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