Das wilde Herz der Highlands
verwiesen hatten, dass Little George und Aeldra noch nicht zurückgekehrt waren. Aber er war stur geblieben. Und Amaury war keine Hilfe gewesen, sondern hatte im Gegenteil verlauten lassen, dass die meisten von Blakes Kriegern nach ihrer Zeit der Untätigkeit nun wieder auf Sherwell weilten und Blake ja abholen und sicher nach Hause geleiten könnten. Zudem könne einer der Krieger zu Little George geschickt werden, um ihm mitzuteilen, dass er Blake auf Sherwell Castle antreffen werde und daher nicht erst nach Eberhardt zurückkehren müsse.
„Seonaid!“ Blake warf einen mürrischen Blick in Richtung der beiden Frauen. „Bringt Eure Dankesbekundung gegenüber Lady Emmalene zum Abschluss, und lasst uns endlich aufbrechen. Wir haben einen halben Tagesritt bis Sherwell vor uns.“
Seonaid wandte sich Emmalene zu und erwog, sie zu umarmen. Doch Gefühle zu zeigen war ihr immer schon unangenehm gewesen, und so beschränkte sie sich auf ein Lächeln. „Habt Dank für alles.“
„Es war mir ein Vergnügen, Seonaid.“ Emmalene tätschelte ihr den Arm und schritt neben ihr her die Stufen hinab. „Solltet Ihr in Erfahrung bringen, worüber die Männer so erzürnt sind ...“
„Ich werde tun, was ich kann“, versprach sie.
Emmalene nickte lächelnd, schloss sie kurz in die Arme und trat zurück, um sie aufsteigen zu lassen. Ein heikles Unterfangen für Seonaid, die es gewohnt war, rittlings zu Pferd zu sitzen. Im Damensitz zu reiten fiel ihr schwer, und entsprechend unbeholfen stellte sie sich an. Blake beobachtete sie grimmig, bis sie saß, sah Amaury anklagend an und lenkte seinen Hengst aufs Tor zu.
Es wurde ein langer Ritt für Seonaid. Zum einen war die Haltung unbequem, zum anderen gab sich Blake den ganzen Weg über wortkarg und verdrossen. Auch Seonaid schwieg. Dies war der letzte Abschnitt ihrer Reise; bald würde sie Blakes Vater gegenüberstehen, und mit einem Mal stimmte diese Aussicht sie beklommen. Was, wenn er sie nicht mochte? Was, wenn sie vergaß, ihre Röcke zu raffen, sobald sie auf ihn zuging? Wenn sie über den Saum stolperte und Blakes Vater vor die Füße fiel? Was, wenn er sie so sehr verabscheute wie angeblich ihren Vater?
Mit derlei Sorgen quälte sie sich während des gesamten Wegs, sodass es fast eine Erleichterung war, als sie ankamen. Selbst wenn das Willkommen kühl ausfiel, würde sie es doch endlich hinter sich haben.
Blake wies die Männer an, sich zu den Stallungen zu begeben, ritt mit Seonaid jedoch direkt zum Portal des Wohnturms.
Wachsam beobachtete sie, wie dieses aufschwang und ein älterer schlanker Herr auf dem oberen Treppenabsatz erschien. Er war blass und machte einen gebrechlichen Eindruck, woraus Seonaid schloss, dass es sich um den kränkelnden Sherwell handelte. Gerade nahm sie all ihren Mut zusammen, ihm entgegenzutreten, als ihr Vater neben ihm auftauchte und ihn stützte, während sie die Stufen herabschritten. Ihnen folgten Lady Wildwo... Lady Dunbar, berichtigte sie sich, sowie Little George, Aeldra und der Bischof.
Seonaids Beklommenheit verflog. Sie fühlte sich nicht länger verzagt und allein. Zudem lenkten die Fragen sie ab, die in ihr aufstiegen. Zwischen Blakes Vater und dem ihren schien keine Spur von Feindseligkeit mehr zu bestehen, was darauf verwies, dass sie ihre Differenzen beigelegt hatten - worin immer diese bestanden haben mochten. Auch brannte sie darauf, zu erfahren, wie die Reise zum Hof gewesen war und wie der englische König es aufgenommen hatte, dass Lady Wildwood und Seonaids Vater geheiratet hatten.
Nicht zuletzt wollte sie wissen, wie es Aeldra bei Little Georges Familie ergangen war. Sie hoffte, dass ihre Cousine seine Angehörigen mochte und von diesen freundlich aufgenommen worden war.
Blake saß ab und trat zu seiner Gemahlin, um ihr vom Pferd zu helfen. Aber sie war aus dem Sattel geglitten, ehe er bei ihr war, und lief ihrer neuen Stiefmutter und der Cousine entgegen. Die beiden schoben sich an den langsameren Männern vorbei, um Seonaid willkommen zu heißen. Er wartete, bis die Frauen einander umarmt hatten, nahm Seonaid bei der Hand und wandte sich seinem Vater zu, um sie ihm vorzustellen. Sie grüßte ihn höflich, nickte ihrem eigenen Vater zu und ließ sich schließlich von den beiden anderen Frauen fortziehen, die munter plappernd Wiedergaben, was sich in der Zwischenzeit zugetragen hatte.
Blake seufzte, als das Portal des Wohnturms hinter ihnen zufiel. Sie wirkten wie drei ganz normale Damen. Selbst Aeldra trug
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