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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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weit größere Seonaid blieb.
    „Wie ist er wohl hier hereingekommen?“, flüsterte Lady Helen, nachdem Seonaid den Teppich losgelassen hatte, sodass sie dahinter verborgen waren. Er hing nicht glatt hinab, ihre Gestalten waren dahinter zu erahnen, und einem prüfenden Blick würde ihr Versteck nicht standhalten. Aber vielleicht war das auch gar nicht nötig. Die Düsternis der Kapelle und die blutigen Motive der Teppiche würden hoffentlich dafür sorgen, dass der Suchende - wer immer es war - sich auf eine oberflächliche Erkundung beschränkte und wieder verschwand. Seonaid war nicht willens, dem Gegner ohne Schwert entgegenzutreten, vor allem da sie nicht wusste, um wie viele Feinde es sich handelte. Sie hatte nur einen Mann erspäht, aber der hatte sich am Ende des Gangs mit jemandem unterhalten, den sie nicht hatte sehen können. Oder mit mehreren.
    „Es hat keinerlei Warnung gegeben“, zischte Lady Helen. „Niemand hat gerufen oder geschrien. Glaubt Ihr, dass ...“ Sie verstummte abrupt, weil Seonaid ihr den Mund zuhielt.
    „Lektion Nummer eins in Sachen Selbstverteidigung“, zischte Seonaid zurück. „Wer sich versteckt, muss leise sein, ansonsten ist Verstecken sinnlos. Verstanden ? “ Als sie Lady Helen im Dunkeln nicken spürte, nahm sie die Hand fort. Just in dem Augenblick ging die Tür zur Kapelle auf, und Seonaid versteifte sich.
    Hinter dem Wandbehang war es finster und stickig, die Luft war muffig. Seonaid mühte sich, auf Schritte zu lauschen, doch die Stille schien so undurchdringlich wie der Staub hinter dem Abbild Christi.
    Leise stieß sie den Atem aus, den sie angehalten hatte, und holte tief Luft, nur um sich sogleich Mund und Nase zuzuhalten. Sie hatte Staub eingeatmet, und nun drohte sich ein Niesen Bahn zu brechen. Im Stillen fluchte sie, biss sich auf die Unterlippe und kniff sich fest die Nase zu, um sich abzulenken und das Niesen zumindest hinauszuzögern. Vor Anstrengung trat ihr der Schweiß auf die Stirn, doch endlich vernahm sie, wie die Tür kaum hörbar geschlossen wurde. Seonaids Niesen erschallte gleich darauf. Sie stürzte hinter dem Teppich hervor und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, um letzte Staubreste fortzuwischen. Aeldra und Lady Helen folgten ihr.
    „Verdammt! Fast hätte es mich zerrissen.“
    „Das war knapp.“ Aeldra schlich zum Portal und presste ein Ohr dagegen. Da sie offenbar nichts hörte, öffnete sie die Tür einen Spaltbreit und spähte vorsichtig hinaus. „Niemand da“, flüsterte sie, nachdem sie die Tür geschlossen hatte.
    Seonaid nickte und winkte sie zurück.
    „Was tun wir jetzt?“, fragte Lady Helen.
    Seonaid schwieg kurz. „Wir müssen zu unseren Zellen gelangen“, erwiderte sie stirnrunzelnd.
    „Weshalb?“ Lady Helen sah von Aeldra, die zustimmend nickte, zu Seonaid.
    „Wegen der Schwerter.“ Seonaid verzog das Gesicht. „Die Mutter Oberin hat uns die Schwerter weggenommen.“
    „Aber wenn sie Euch die Waffen doch genommen hat...“ Aeldra zuckte mit den Schultern. „Wir haben sie uns zurückgeholt, als die gute Mutter laut schnarchend ihren Rausch ausgeschlafen hat.“
    „Ihren Rausch ausge...? Nay! Die Äbtissin trinkt?“
    „Aye. “ Seonaid schien das nicht zu bekümmern. „Im Zechen kann sie es mit jedem Krieger aufnehmen.“
    „Aye. “ Aeldra grinste.
    Lady Helen schüttelte den Kopf, sichtlich befremdet von der unverkennbaren Bewunderung im Tonfall der beiden.
    „Kommt, gehen wir.“ Seonaid folgte Aeldra zum Portal, ehe sie sich umdrehte und Lady Helen ansah. „Vielleicht solltet Ihr besser hier warten. Wir könnten Euch später holen.“
    „Auf keinen Fall“, entgegnete sie entschieden. „Ich fühle mich in Eurer Gesellschaft so sicher wie seit der Zeit nicht mehr, als ich von Lord Rollos Plänen erfahren habe. Ich würde lieber bei Euch bleiben.“
    Seonaid presste die Lippen aufeinander und betrachtete Lady Helen einen Moment, ehe sie nickte. „Gut, gehen wir alle.“ Sie gab Aeldra, die an der Tür stand, ein Zeichen, und die legte abermals ein Ohr ans Holz, runzelte die Stirn und hob hastig den Kopf.
    „Da kommt jemand.“
    Seonaid fluchte unverhohlen, packte Lady Helen am Arm und zog sie eilig zurück zum Wandbehang. Nur kurz blieb sie stehen, um Aeldra vorbeizulassen, schob Lady Helen hinter ihr her und folgte rasch, als sich die Tür auch schon öffnete.

3. Kapitel
    Seonaid drückte sich an die Wand und verfluchte das Schicksal dafür, dass ihr dies ausgerechnet jetzt, da sie kein Schwert

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