Das wilde Herz der Highlands
M’laird, wie ich einräumen muss.“ Sie lächelte honigsüß. „Aber ich war immer schon besser mit dem Schwert als mit Worten. Wie wäre es also, wenn wir die Klingen kreuzten?“ Während sie sprach, versuchte sie erneut sich freizukämpfen, und Blake war kurz abgelenkt von der Hitze, die ihre Bewegung in ihm wachrief. Daher dauerte es einen Moment, bis ihre Kampfansage zu ihm durchdrang. Schließlich rückte er sich so zurecht, dass sie einmal mehr wehrlos dalag, und lachte kurz und rau auf. „Nay, Mylady. Das einzige Schwert, das ich gegen Euch einzusetzen gedenke, ist eines, an dem es Euch mangelt.“ Zufrieden sah er, dass ihre Wangen sich tiefrot färbten. „Wenn Ihr gerade einmal nicht flucht oder faucht, seid Ihr allerliebst, meine Teuerste. Euer Mund ist wirklich köstlich, wenn er keine Unflätigkeiten von sich gibt; Eure vollen Lippen haben die Form eines Herzens und ...“
„Habt Ihr etwa vor, den ganzen Tag auf mir herumzuliegen und schöne Reden zu schwingen, M’laird?“, fiel sie ihm betont gelangweilt ins Wort. „Oder lasst Ihr mich endlich aufstehen?“
Er versteifte sich. In diesem Augenblick kamen Little George und Rolfe Kenwick herangeritten, beide ohne Frauen. Blake wandte sich ihnen zu und hob fragend eine Braue, was Little George zu einer Erklärung bewog.
„Die übrigen Männer haben uns erreicht, kaum dass Ihr Lady Seonaid nachgesetzt seid. Wir haben die Frauen bei ihnen gelassen und sind Euch gefolgt, um zu schauen, ob Ihr Hilfe braucht. Doch wie es aussieht, habt Ihr die Lage im Griff.“
„Durchaus“, bemerkte Blake trocken und kam kopfschüttelnd auf die Beine, ehe er Seonaid eine Hand entgegenstreckte, um ihr aufzuhelfen. Zu seiner Überraschung ergriff sie diese, und sofort erkannte er seinen Fehler, denn sie zog sich keineswegs hoch, sondern ihn hinunter. Er wunderte sich noch über den plötzlichen Ruck, als er einen ihrer Füße in der Lendengegend spürte und in hohem Bogen über Seonaids Kopf hinweg durch die Luft segelte. Blake prallte so hart mit dem Rücken auf, dass sein gesamter Leib erbebte. Daher dauerte es einen Moment, bis er merkte, dass sie längst aufgesprungen war und einmal mehr zwischen den Bäumen verschwand.
„Alles in Ordnung?“ Das Lächeln, das Little George zu verbergen suchte, während er vom Pferd stieg, strafte den besorgten Tonfall Lügen.
„Selbstredend ist er in Ordnung.“ Kenwick, der noch im Sattel saß, machte keinen Hehl aus seiner Erheiterung. „Er ist dabei, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen, seht Ihr das nicht?“
Stöhnend rollte Blake sich auf die Seite und stand vorsichtig auf, zuckte jedoch unter dem Schmerz zwischen seinen Beinen zusammen. „Wohin ist sie?“, brachte er heraus, als die Pein so weit abgeebbt war, dass er sprechen konnte.
Little George wies auf den Wald, und Blake stöhnte abermals. Er machte einen Schritt auf sein Pferd zu, schüttelte den Kopf und rannte zu Fuß los. Ihm war nicht danach, seine Kronjuwelen im Sattel durchschütteln zu lassen.
Nach einer Weile jedoch fragte er sich, ob das die richtige Entscheidung gewesen war, denn das Laufen schien die Schmerzen erst recht zu steigern. Und die Frau erwies sich als äußerst flink zu Fuß; jedenfalls war sie schneller, als er ihr zugestanden hätte. Er bezweifelte schon, dass er sie überhaupt erreichen würde, als er zu seiner Überraschung und Erleichterung so weit aufholte, dass er sie durch einen gezielten Sprung zu Boden reißen konnte. Kurz rangen sie miteinander, ehe Blake sie bezwang, indem er sie einmal mehr unter seinem geschundenen Leib begrub. Nachdem Seonaid ihn derart malträtiert hatte, war es beinahe eine Wohltat, als sie endlich stilllag und sich darauf beschränkte, ihn mit Flüchen zu überhäufen. Einige davon trieben ihm tatsächlich das Blut in die Wangen. Wo, zum Henker, hatte sie diese lästerliche Litanei her? Grundgütiger, sie kannte ja mehr Schmähungen als er.
Er schüttelte sie, um sie zum Schweigen zu bringen, ehe er seufzte. „Eure Zunge ist so scharf wie Euer Schwert, Mylady“, sagte er.
Seonaids Augen weiteten sich kurz. „Das klingt fast anerkennend, Sassenach.“
„Aye, ich bewundere Eure Schlagfertigkeit in der Tat.“ Als sie ihn aus schmalen Augen fixierte, schnitt er eine Grimasse und hob eine Braue. „Werdet Ihr Euch bis Dunbar so gebärden?“ „Habt Ihr etwa geglaubt, ich würde es Euch leicht machen?“ „Nay, aber seid gewarnt. Solltet Ihr mir weiterhin entkommen wollen und mich
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