Das wilde Herz der Highlands
komplizierter. Er hatte nicht gelogen, als er gesagt hatte, er bewundere ihre Schlagfertigkeit. Das tat er. Blake genoss die Wortgefechte mit ihr. Er hatte sogar die Jagd genossen, zunächst zu Pferde und anschließend zu Fuß. Und er wollte verflucht sein, wenn ihre kurze Gegenwehr sein Blut nicht in Wallung gebracht und ihn erregt hatte. Schlimmer noch war, dass er selbst ihre beharrliche Zurückweisung allmählich genoss. Seonaid war eine Herausforderung, und einer solchen hatte er noch nie widerstehen können. Bislang war allerdings auch noch keine Frau eine Herausforderung für ihn gewesen.
„Ein Sgian dubh ist ein Dolch, M’laird“, beantwortete der Schotte namens Gavin nun die Frage und riss Blake damit aus seiner Grübelei. „Ist ungefähr so lang.“ Er hielt die Hände etwa sechs Zoll weit auseinander. „Einige dieser Messer sind recht scharf und können hässliche Dinge anrichten. Man kann einem Mann damit die Kehle aufschlitzen. Oder ihn im Nu kastrieren“, fügte er an, und das Blitzen in seinen Augen sagte Blake, dass ihm Seonaids Drohung nicht entgangen war.
6. Kapitel
Seonaid tauchte den Kopf ins kalte Flusswasser, richtete sich wieder auf und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Ihr Blick ging über das baumfreie Ufer. Irgendwo, mutmaßte sie, stand gewiss ein Wachposten, so ungehörig dies auch war, aber vom Fluss aus konnte sie niemanden ausmachen.
Sie schaute zu Aeldra und Helen hinüber, die sich neben ihr gründlich abschrubbten. Beide wirkten zutiefst entmutigt, was Seonaid ihnen nicht einmal verübeln konnte, denn auch sie fühlte sich nicht mehr so zuversichtlich. Man hatte sie gefangen genommen, und dies nicht etwa einmal oder zweimal, sondern gleich dreimal. Die Dinge verliefen ganz und gar nicht nach Plan, aber sie hatte vor, das zu ändern.
Sie watete näher zu Helen und stieß sie an, um sich ihre Aufmerksamkeit zu sichern. „Wisst Ihr noch, welche Pflanze Eure Kammerfrau verwendet hat, um Camerons Männer in Schlaf zu versetzen?“, fragte sie im Flüsterton, als Helen sich umwandte.
Die Frage schien Helen zu erstaunen. Sie dachte kurz nach, wobei sie auf der Unterlippe kaute. „Ich denke, ich würde sie wiedererkennen, wenn ich sie sehe“, sagte sie schließlich.
„Ich finde nämlich, dass mein Verlobter und die anderen eine Pause verdient haben, nachdem sie so ausgiebig umhergestrolcht sind.“ Seonaid machte sich keine Mühe, das boshafte Funkeln in ihren Augen zu unterdrücken, und lächelte breit, als Helen sie mit großen Augen ansah.
„Oh, aye , du hast recht“, warf Aeldra mit ähnlich breitem Grinsen ein. „Sie könnten ein Nickerchen vertragen, während wir Helen nach Hause bringen.“
„Genau.“ Seonaid wurde wieder ernst und sah sich wachsam um. Dass sie zusammenstanden und sich in heiterem Ton unterhielten, mochte die versteckten Wachen argwöhnisch machen, denn zu Frohsinn hatten die drei derzeit eigentlich keinen Anlass.
„Dafür müsste ich mich aber im Wald umsehen“, meinte Helen besorgt.
„Aye. “ Seonaid nickte. Sie wusste, dass dies heikel werden konnte. Wenn sie so taten, als müssten sie sich erleichtern, konnten sie sich flüchtig im Wald umsehen - für eine gründliche Suche würde allerdings keine Zeit bleiben.
„Vielleicht können wir Euch helfen“, schlug Aeldra vor.
Seonaid nickte abermals. „Sagt uns, wie die Pflanze aussieht. Wir werden uns aufteilen und so tun, als müssten wir in die Büsche. Und jede von uns sammelt an Pflanzen ein, was sie findet. Kommt.“
Während sie aus dem Wasser wateten, beschrieb Helen die betreffende Pflanze. Am Ufer angelangt, trockneten sie sich schweigend ab und kleideten sich an.
„Ich brauche ein stilles Örtchen“, verkündete Seonaid anschließend laut.
„Ich auch“, sagte Aeldra hörbar. „Ich gehe dorthin.“ Sie wandte sich nach links und tauchte zwischen die Bäume.
„Ich ... nun ... “ Helen räusperte sich und fuhr vernehmlicher fort: „Ich ebenfalls. Ich gehe dort hinüber.“ Sie verschwand rechts im Wald.
Seonaid schaute ihr nach und sah sich aufmerksam um. Nichts rührte sich oder deutete auf die Anwesenheit eines Wachtpostens, aber sie war überzeugt davon, dass irgendjemand da war - oder zumindest nicht weit entfernt. Sie hoffte, dass Letzteres der Fall war, denn das würde ihnen gestatten, sich etwas ausführlicher umzuschauen. Sie wählte das Gebüsch, das direkt vor ihr lag, und musterte im Gehen den Boden.
Helen hatte die Pflanze sehr genau
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