Das wilde Herz der Highlands
beschrieben - zumindest war Seonaid eben noch in dem Glauben gewesen. Als sie nun jedoch Ausschau hielt, stellte sie fest, dass sich sämtliche Gewächse schrecklich ähnlich sahen. Sie gab ihr Bestes und rupfte mehrere Handvoll von allem, auf das Helens Beschreibung zutraf. Wie viel gebraucht wurde, wusste sie nicht, aber sie nahm an, dass eine gehörige Menge nötig war, um das gesamte Lager in seligen Schlummer zu versetzen.
Helen und Aeldra warteten bereits am Flussufer, als sie zurückkehrte. Seonaid sah von den beiden zum umliegenden Dickicht. „Hat eine von euch jemanden erblickt?“
Sie schüttelten die Köpfe, was Seonaid mit einem Stirnrunzeln zur Kenntnis nahm. Auch sie hatte niemanden erspäht und begann zu glauben, dass doch keine Wache aufgestellt worden war. Vielleicht besaß Sherwell so viel Sinn für Anstand, dass er davon abgesehen hatte, die Frauen beim Baden beobachten zu lassen. Zudem musste ihm klar sein, dass sie nicht so närrisch sein würden, ohne Pferde zu fliehen. Ihr Blick ging wieder zu Helen und Aeldra, die die gesammelten Kräuter sortierten. Ihnen blieb nichts, als zu hoffen, dass entweder tatsächlich keine Wachen postiert worden waren oder diese weit genug entfernt standen. Aber sortiert werden mussten die Gewächse nun einmal. Sie gesellte sich zu den beiden, legte ihre Ausbeute auf den Haufen und kniete sich hin, um zu helfen.
„Hatten wir Erfolg? Haben wir bekommen, was Ihr benötigt?“, fragte sie Helen, die das Grün begutachtete.
„Ich bin nicht sicher“, gestand Helen. „Hier habe ich zwei, die beide richtig sein könnten. Eine davon habt Ihr auch gefunden.“ Sie hob die betreffenden Stängel hoch, und Seonaid musste einräumen, dass sie in der Tat fast gleich aussahen. Eine war etwas heller, die andere vielleicht eine Spur größer.
„Und welche ist die Richtige - die Hellere oder die Dunklere?“, wollte sie wissen.
Helen zog die Unterlippe zwischen die Zähne, während sie nachdachte. „Ich weiß es nicht genau. Es war sehr dunkel, als Madge mir die Pflanze gezeigt hat. Ich ...“ Ratlos schüttelte sie den Kopf.
„Vielleicht sind die größeren nur deshalb von anderer Farbe, weil sie älter sind“, mutmaßte Aeldra.
„Gut möglich“, erwiderte Helen, klang jedoch eher zweifelnd.
Eine Weile starrten sie stumm auf das Grünzeug, ehe Seonaid ungeduldig wurde. „Versucht Euch zu erinnern, Helen, und wählt dann die, die Ihr für die richtige haltet.“
Helen blickte von der einen zur anderen Pflanze und griff endlich nach der mit den größeren Blättern. „Es ist die größere, glaube ich.“
Seonaid nickte, klaubte alle Exemplare des betreffenden Gewächses auf und verstaute sie in ihrem Plaid. „Kommt, wir werden anbieten, das Nachtmahl zuzubereiten. Wie hat Eure Kammerfrau das Kraut den Cameron-Männern verabreicht?“
„In einem Eintopf.“
„Dann gibt es also Eintopf“, entschied Seonaid und ging den anderen voran zum Lager zurück.
Ihr Plan schien leicht durchführbar: Eintopf kochen, die Blätter hineingeben, ihn den Männern vorsetzen und warten, bis sie eingeschlafen waren; danach die Pferde satteln, die übrigen Tiere laufen lassen und sich davonstehlen.
Doch ganz so einfach sollte es nicht werden.
„Ich soll Euch das Nachtmahl kochen lassen, Mylady?“ Blake Sherwell lachte ob dieses Ansinnens. „Warum? Damit Ihr mich vergiften könnt? Wohl kaum.“
Seonaid mühte sich um eine angemessen bestürzte Miene und zuckte mit den Schultern. „Dann eben nicht. Schwester Helen erwähnte nur, dass sie einen vorzüglichen Kanincheneintopf kochen kann, und das hat mir Appetit auf Eintopf gemacht. Aber ich werde auch von dem altbackenen Brot und dem harten Käse aus dem Kloster satt. Und ich bin sicher, dass auch Eure Männer etwas dabeihaben, das ihren Hunger stillt.“ Damit wandte sie sich ab und wollte davongehen. Zu ihrer Erleichterung rief Sherwell sie schon nach zwei Schritten zurück.
„Die Nonne will kochen?“, fragte er mit plötzlich erwachtem Interesse.
„Aye.“ Sie drehte sich zu ihm um. „Ihr denkt doch nicht im Ernst, dass ich kochen kann, oder?“, fragte sie spöttisch. „Mein einziger Beitrag hätte darin bestanden, die Kaninchen zu erlegen.“
Sherwell schwieg einen Moment und nickte schließlich. „In Ordnung. Aber nicht Ihr werdet die Kaninchen jagen; dafür schicke ich ein paar Männer aus. Zwei andere sollen ein Kochfeuer vorbereiten ...“ Er verstummte stirnrunzelnd. „Wir haben nichts, das sich als
Weitere Kostenlose Bücher