Das wilde Herz der Highlands
seine Vorfreude wuchs. Ihm war, als seien sie ewig unterwegs gewesen, und einen Großteil der Reise über hatte er sich mit altem Brot und noch älterem Käse begnügen müssen. Allein der Gedanke an eine anständige Mahlzeit - und sei es etwas so Simples wie Kanincheneintopf -ließ ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen. Und erst der köstliche Duft! Blake lechzte regelrecht nach dem Essen. Er konnte es kaum erwarten.
„Und?“, fragte Seonaid leise, als sich Helen zwischen sie und Aeldra setzte. „Wird es glücken?“
Helen hielt ihre Portion Eintopf in der Hand, für den sie den letzten Kanten hartes Brot als Schale verwendete. „Ich bin mir nicht sicher“, flüsterte sie bang. „Ich hoffe, ich habe genug hineingegeben.“
Das hoffte Seonaid auch, doch sie sagte nichts, sondern nickte nur. Nun hieß es abwarten. Sie ließ den Blick zu den Männern wandern, die hungrig über den Eintopf herfielen und behaupteten, er sei überaus schmackhaft. Das glaubte Seonaid ihnen gern. Die Ration, die Helen ihr gegeben hatte, duftete himmlisch. Sie war beinahe versucht zu essen. Beinahe.
„Sie wirken nicht so, als würden sie müde“, murmelte Aeldra beklommen, als ein Mann nach dem anderen das Mahl beendete.
Seonaid schwieg, ließ ihre Brotschale unauffällig hinter ihrem Rücken verschwinden und kippte den Inhalt ins Gras. Niemand sollte merken, dass sie den Eintopf nicht angerührt hatten, denn das war das Letzte, was sie jetzt brauchten. Sie zog die behelfsmäßige Schale wieder hervor, tauschte sie gegen Helens volle und wiederholte den Vorgang. Dasselbe tat sie mit Aeldras, wobei sie die Männer aufmerksam im Auge behielt. Leider hatte ihre Cousine recht. Das Essen war fast verspeist, doch keiner der Kerle zeigte Anzeichen von Müdigkeit.
Missmutig musterte sie Sherwell, der sich gerade das letzte Stück Brot in den Mund schob. Er hatte sowohl den Eintopf als auch die Brotschale verdrückt, erhob sich und nickte den drei Frauen zu. „Das war ausgezeichnet, Schwester. Habt Dank. Ich werde zum Fluss gehen und mich waschen, ehe ich mich hinlege.“
„Wie lange hat es beim letzten Mal gedauert, bis die Wirkung eingesetzt hat? “, fragte Seonaid, während sie alle Sherwell nachsahen, der die Lichtung verließ. Allmählich befürchtete sie, dass Helen in ihrer Angst, zu viel von dem Kraut zu verwenden, stattdessen weit zu wenig genommen hatte.
Helen dachte kurz nach, bevor sie den Kopf schüttelte. „Ich weiß nicht recht. Angefühlt hat es sich wie eine Ewigkeit, aber das lag gewiss an meiner Angst. Ich wusste schließlich, dass ich bei einem Misserfolg sterben würde.“
Unruhig rutschte Seonaid hin und her. Wie lange würden sie warten müssen? Würde das Kraut überhaupt wirken? Allmächtiger, was war, wenn sie die falsche Pflanze erwischt und lediglich harmloses Grünzeug in den Eintopf gemischt hatten?
Bei diesem Gedanken verzog sie das Gesicht. Es wäre schade um die vertane Fluchtmöglichkeit, aber nicht minder ärgerlich wäre es, den guten Eintopf umsonst fortgeschüttet zu haben.
Er hatte wirklich lecker gerochen, und daran zu denken, dass er ungefährlich gewesen sein könnte und an die Erde vergeudet war ... nun, das wäre wahrhaft bitter. Wenn ihr Plan schon nicht aufging, hätte er ihnen wenigstens eine anständige Mahlzeit einbringen können.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Aeldra sich zurücklehnte und sie an Helens Rücken vorbei in die Seite pikste. Seonaid schaute sie an und blickte in die Richtung, in die Aeldra nickte. Einige der Männer - nämlich die, die am schnellsten geschlungen hatten - rieben sich geistesabwesend den Bauch.
Als sie gequält das Gesicht verzogen, verspürte Seonaid ein ungutes Prickeln. Die Burschen sahen aus, als fühlten sie sich nicht wohl.
„Ähm ...Helen ...?“, setzte sie an, brach jedoch ab. Zwei der Männer waren aufgesprungen und stolperten vom Feuer fort. Aus der Ferne war Würgen zu hören.
„Oje“, sagte Helen schwach, als weitere Krieger ins Dickicht taumelten. „Das ist Rollos Leuten nicht widerfahren. Ich glaube, ich hätte doch die andere Pflanze nehmen müssen.“
Seonaid biss sich auf die Unterlippe, um nicht unbeherrscht loszulachen. Der entgeisterte Blick, mit dem Aeldra die Engländerin bedachte, half ihr nicht unbedingt, die Fassung zu wahren.
„Ihr glaubt?“, fragte Aeldra bestürzt, während immer mehr Männer davontorkelten. „Ihr glaubt , Ihr hättet die andere Pflanze nehmen müssen? lch glaube, dass dies recht
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