Das wilde Herz der Highlands
Sonnenstrahlen, die durch die Ritzen zwischen den Latten drangen, und hörte, wie Sherwells Atem ruhiger und schließlich tief und gleichmäßig wurde. Winzige Staubflocken schwebten durch das einströmende Sonnenlicht, und Seonaid versuchte, ihre Aufmerksamkeit darauf zu richten - fort von Sherwells Atem, der ihr über den Scheitel strich und sanft durchs Haar fuhr; fort von seiner Hand, die nun, da er gelöst dalag, knapp unterhalb ihres Busens ruhte. Wann immer sie einatmete und ihr Brustkorb sich dehnte, hatte sie das Gefühl, als würde sich diese Hand jeden Augenblick um eine ihrer Brüste legen.
Es sieht fast so aus, als tanze der Staub im Sonnenlicht, dachte sie, eine ungewohnt poetische Betrachtungsweise, die so gar nicht zu ihr passte. Nicht einmal sich selbst gegenüber war sie bereit zuzugeben, dass sie erleichtert war, Sherwell zu sehen. Denn sie hatte wirklich nicht beabsichtigt oder gewünscht, ihm Leid zuzufügen. Trotz der gleichgültigen Worte, die sie vor Helen und Aeldra geäußert hatte, hatte sie sich durchaus gesorgt. Während des gesamten Ritts hierher hatte ihr schlechtes Gewis-sen sie geplagt. Daher war sie froh, ihn lebendig und wohlauf zu sehen. Selbst seine Nähe war sie geneigt zu ertragen, ja, sie kam nicht umhin festzustellen, dass ihre Körper recht gut zueinanderpassten. Wieder atmete sie ein, und Sherwell murmelte etwas im Schlaf und regte sich, sodass er ihre Brust nun ganz eindeutig umfasst hielt. Sein fester Griff weckte Empfindungen in Seonaid, die ihr neu waren und von denen sie nicht so recht wusste, ob sie ihr gefielen.
Abermals versuchte sie sich im Spiel der Staubflocken zu versenken, um sich davon abzulenken, dass ihre Brustwarzen hart geworden waren und Feuer in ihrem Unterleib loderte. Beinahe hätte sie laut aufgestöhnt, als Sherwell einmal mehr unverständlich vor sich hin murmelte und sich dabei enger an ihren Rücken schmiegte. Es war fast unerträglich, wie sein warmer Atem sie am Ohr kitzelte, wie er ihre Brust berührte, wie er sich mit seinem muskulösen Leib an sie drängte. Sie wollte sich winden, sich ihm entgegenbiegen, sich an ihn drücken. Nur weil sie eine selbstbeherrschte Kriegerin war, gelang es ihr, vollkommen bewegungslos dazuliegen. Sich tot stellen, nannte ihr Bruder das. Seonaid stellte sich tot, wusste jedoch, dass sie - trotz ihrer Erschöpfung - keinen Schlaf finden würde. Nicht solange Sherwell ihr so nahe war.
7. Kapitel
Seonaid schlief wie eine Tote. Die Strapazen forderten ihren Tribut, und sie schlummerte so tief, dass sie nicht erwachte, als die anderen sich regten und erhoben, ja nicht einmal als Sherwell sich von ihr löste. Als sie schließlich aufwachte, glaubte sie im ersten Moment, es sei nur ein Traum gewesen, dass Blake bei ihr gelegen hatte. Das niedergedrückte Heu neben ihr sagte ihr allerdings, dass er tatsächlich gekommen war.
Unschlüssig, ob sie es lieber als Traum abtun sollte oder nicht, stemmte sie sich hoch und zwang sich aufzustehen. Vor der Scheune waren Stimmen zu hören und Bewegungen zu erahnen, und sie nahm an, dass auch die übrigen Männer inzwischen eingetroffen waren. Als ihr Verlobter plötzlich aufgetaucht war, hatte sie kaum darüber nachgedacht, ob er allein gekommen war oder nicht, aber sie war sich recht sicher, dass niemand ihn begleitet hatte. Jedenfalls hatte sie nichts vernommen, was darauf verwiesen hätte, dass vor dem Gebäude eine kleine Armee lagerte.
Als sie hinaus in den Sonnenschein trat, wimmelte es wie erwartet zwischen Bauernkate und Scheune von Kriegern und Pferden. Mochten die Männer auch nicht mit Sherwell gekommen sein, mussten sie sich doch schon eine Weile hier aufhalten. Die meisten waren schon auf, aber einige erwachten soeben erst, obwohl es bereits später Nachmittag war.
Inmitten des geräuschvollen Durcheinanders erspähte sie Helen und Aeldra. Die beiden saßen allein da und schienen sich unter den vorwurfsvollen Blicken der Männer unbehaglich zu fühlen. Seonaid wollte zu ihnen, um sie aufzumuntern, aber zuerst musste sie noch etwas erledigen. Daher wandte sie sich um und schritt auf den Pfad zu, der ans Flussufer führte.
Überrascht stellte sie fest, dass niemand sie zu hindern oder ihr zu folgen versuchte. Weshalb dies so war, erkannte sie, als sie das Ufer erreichte und Sherwell im Wasser stehen sah. Sie bedachte seinen Hinterkopf mit einem erbosten Blick, doch als Sherwell sich aufrichtete, verebbte ihr Unmut. Stattdessen riss sie Augen und Mund auf und
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