Das wilde Herz der Highlands
hatte. Unter den weichen Blütenblättern und dem süßen Duft, so wusste Blake, wiesen diese schillernden Persönchen Dornen auf, mit denen sie einen Mann in Stücke reißen konnten. Den Nektar zu genießen, während man den Dornen entging, war Teil des Vergnügens - und erschreckend leicht zu meistern.
Seonaid war eine Verlockung ganz anderer Art. Sie trug ihre Dornen offen zur Schau und verfügte über eine harte Schale, an der jedwede unerwünschte Annäherung abprallte. Zudem schien sie kaum beeindruckt von seinem guten Aussehen, durch das er bislang so mühelos hatte erobern können. Seonaid Dunbar war eindeutig eine Herausforderung.
Kenwicks leidgeprüftes Seufzen riss ihn aus seinen Gedanken.
„Sherwell...“
„Ich komme ja schon“, unterbrach Blake, denn zweifellos wäre seinem Namen ein Vorwurf oder ein Befehl gefolgt. „Sind die anderen schon auf den Beinen?“ Er watete aus dem Wasser.
„Aye. Die Frauen auch.“
„Gut, dann brechen wir umgehend auf und reiten noch ein paar Stunden, ehe wir das Nachtlager aufschlagen.“
Kenwick wirkte nicht erfreut. „Ich würde lieber die ganze Nacht hindurch reiten, da wir dank dieser Posse inzwischen mindestens drei, wahrscheinlich eher vier Tage von Dunbar Castle entfernt sind. Aber ich schätze, dass niemandem von uns heute nach einem harten Ritt zumute ist.“
Die Erinnerung an den vergifteten Eintopf ließ Blake die Stirn furchen. Zusammen mit Gavin hinter den Frauen herzureiten war die schlimmste Tortur gewesen, der er je ausgesetzt gewesen war. Mehrmals hatten sie anhalten müssen, weil Blake erneut von Übelkeit befallen worden war, sodass er neben seinem Pferd gestanden und trocken gewürgt hatte. Sein Magen hatte nichts mehr hergegeben, aber der Würgereiz hatte einfach nicht nachgelassen. Als sie endlich die schlafenden Frauen in der Scheune aufgespürt hatten, war Blake ein zittriges, ausgelaugtes Häuflein Elend gewesen. Hätte Seonaid sich zur Wehr gesetzt, so wäre es ihm schwergefallen, sie niederzuringen. Glücklicherweise hatte sie keinen Wirbel veranstaltet, sondern seine Warnung beherzigt und sich nicht gerührt. Blake war beinahe versucht gewesen, ihr zu danken, hatte sich stattdessen aber einfach schweigend neben ihr ausgestreckt, um wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen.
Heute fühlte er sich kaum besser. Er war nicht mehr ganz so schwach, aber der Bauch schmerzte ihm von der ungewohnten Anstrengung gestern Abend. Auch war Blake noch etwas wackelig auf den Beinen. Allein der Gedanke an Essen brachte seinen Magen gefährlich in Aufruhr, und im Grunde war ihm nicht danach, heute überhaupt noch in den Sattel zu steigen. Er bezweifelte, dass es den übrigen Männern anders ging. Aber heute Nachmittag noch einige Stunden langsam gen Dunbar zu reiten schien ihm klüger, als den restlichen Tag und die Nacht hindurch hier zu hocken und darauf zu harren, dass Seonaid mit einem weiteren Fluchtplan aufwartete.
Blake griff nach dem Hemd, das er zum Trocknen über einen Ast gehängt hatte. Als er es überstreifte, verzog er das Gesicht.
Er hatte Angus Dunbars Hemd gewaschen, das nun nicht mehr stank, aber während seines kurzen Bades im Fluss war es nicht gänzlich getrocknet. Der feuchte Stoff klebte ihm unangenehm auf der Haut, was allerdings immer noch besser war als der Gestank zuvor, entschied er, als er das Plaid aufhob. Ihm war klar gewesen, dass der Wollstoff des Plaids erst recht nicht in der kurzen Zeit getrocknet wäre, weshalb er davon abgesehen hatte, es zu waschen. Stattdessen hatte er es über einen Busch gelegt, in der Hoffnung, dass der Wind die Ausdünstungen zumindest abschwächen würde. Leider hatte dies kaum etwas gebracht. Als ihm der Mief in die Nase stieg, verzog er angewidert das Gesicht.
Leise murmelte er etwas Abfälliges über die Gepflogenheiten seines baldigen Schwiegervaters, breitete das Plaid auf dem Boden aus und blickte missmutig darauf hinab. Es war das erste Mal, dass er sich des Stücks entledigt hatte, seit er seine Kleider mit Angus Dunbar getauscht hatte - und er hatte keine Ahnung, wie er das verdammte Ding wieder anziehen sollte. Oh, er wusste, dass er es irgendwie falten und sich darauflegen musste. Aber wie der Laird es ihm auf Dunbar Castle um den Leib geschlungen und befestigt hatte, war Blake schleierhaft. Er hatte das Ganze aufmerksam verfolgt, aber ob er den vertrackten Vorgang wiederholen konnte, wagte er zu bezweifeln.
„Braucht Ihr Hilfe?“, fragte Kenwick. Um seinen Mund zuckte
Weitere Kostenlose Bücher