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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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über die Schulter, und als er Blake wieder anschaute, hatte er es mit einem Mal schrecklich eilig. „Nun, wenn das alles wäre, gehe ich wieder ins Bett. Habe mir bei der Belagerung eine schwere Verletzung zugezogen, wisst Ihr?“ Er legte sich eine Hand auf den Verband, setzte eine bekümmerte Miene auf und zog sich in die Kammer zurück. „Ich brauche Ruhe. Also versucht, nicht gar so viel Krach zu schlagen.“ Die letzten Worte knurrte er in warnendem Ton, bevor er die Tür zuknallte.
    Finster starrte Blake von dieser Tür zu jener, hinter der Seonaid sich verschanzt hatte. Sollte er noch einmal bei ihr klopfen und nach ihr rufen? Gerade hatte er sich entschieden, sich die Mühe zu sparen, als auf der Treppe am Ende des Gangs die Magd erschien, die ihm vorhin entgegengekommen war. Hinter ihr erblickte er Lord Rolfe und den Bischof.
    „Ah, Blake.“ Rolfe Kenwick nickte ihm zu, während sie sich näherten. „Wie es aussieht, sind nur noch zwei Kammern frei. Sofern Ihr nichts einzuwenden habt, könnten wir uns die eine teilen, während der Bischof die andere bezieht. Oder aber ...“
    „Ich schlafe in der Halle“, erklärte Blake und schritt an den dreien vorbei zur Treppe. Auf diese Weise würde er mitbekommen, wenn Seonaid einmal mehr versuchte zu fliehen.
    Seonaid schlief nicht lange. Den letzten Teil der Reise nach Dunbar hatten sie und die anderen beiden Frauen geschlummert, um munter zu sein, sobald sie ankamen, und sich wieder davonzustehlen, während die Männer ruhten. Eingeschlafen war sie überhaupt nur deshalb, weil sie innerlich völlig ausgelaugt war.
    Sie stemmte sich vom Bett hoch, legte rasch ihr Plaid an und trat ans Fenster, um einen Blick in den Hof zu werfen und dabei zu überlegen, wie sie weiter vorgehen sollte. Ihr Plan, erneut zu fliehen, sobald sie Dunbar erreicht hatten, schien gescheitert zu sein. Helen schlief, und Seonaid hatte keine Ahnung, wo Aeldra steckte.
    Außerdem war ihr gar nicht mehr nach Fortlaufen. Wäre sie nicht erst ins Kloster geflüchtet, so wäre der Burg alles Folgende erspart geblieben. Allistair wäre nicht versucht gewesen, Verrat zu begehen, da Seonaid umgehend Blake Sherwell geheiratet hätte und sich längst im Jammertal der Ehe befände. Greenweld hätte in Dunbars Mauern keinen Mitverschwörer gefunden. Duncan und die übrigen Krieger hätten sich nicht fortlocken lassen von der Behauptung, Seonaid sei von den Colquhouns entführt worden. Die Feste wäre nicht angegriffen worden, ihr Vater hätte sich keinen Pfeil eingefangen, und die Stallungen sowie mehrere Katen wären nicht niedergebrannt worden. Allistair wäre noch am Leben, und Duncan wäre nie gezwungen gewesen, ihn zu töten.
    Seonaid hegte keinerlei Zweifel daran, dass ihrem Bruder selten etwas schwerer gefallen war, als Allistair zu töten. Sie vier hatten als Kinder zusammengehalten wie Pech und Schwefel, hatten sich gemeinsam in den umliegenden Hügeln herumgetrieben, hatten zusammen gelacht und gespielt. In den vergangenen Jahren hatte Duncan sich ein wenig von ihnen entfernt, da er zunehmend die Pflichten übernahm, die ihm als künftigem Laird dereinst obliegen würden. Dennoch hatte es ihm sicher hart zugesetzt. Gewiss litt er weit mehr als Aeldra oder sie, denn Allistair war durch seine Hand gestorben.
    Seufzend wandte sie sich der Frage zu, was mit Helen geschehen sollte, doch sie hatte noch nicht lange darüber nachgegrübelt, als jemand leise klopfte - zweimal, dann eine Pause, dann drei weitere Male. Es war das Erkennungszeichen, das Aeldra und sie benutzten. Seonaid öffnete und sah Aeldra und Helen auf dem Gang stehen. Sie trat beiseite, winkte die beiden herein und schloss die Tür hinter ihnen.
    Betretenes Schweigen hing zwischen ihnen, bis Helen schließlich herausplatzte: „Ich habe auf Euch gewartet, bin dabei aber eingeschlafen. Die Magd, die mir das Gemach zugewiesen hat, hat mir berichtet, was geschehen ist. Ich bedauere, was Allistair widerfahren ist.“
    Während sie sprach, sah sie von Seonaid zu Aeldra. Offenbar hatten sich Aeldra und Helen noch nicht über das Vorgefallene ausgetauscht, sondern sich sogleich auf die Suche nach Seonaid begeben.
    „Auch mir tut es leid. Das mit Allistair, meine ich“, sagte Seonaid leise, ohne Aeldra jedoch in die Augen zu sehen. Zu beschämt war sie über die Rolle, die sie bei seinem Niedergang gespielt hatte.
    „Mir ebenfalls“, murmelte Aeldra.
    Abermals verfielen sie in unbehagliches Schweigen, ehe Helen fragte: „Und?

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