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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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argwöhnte, dass der Junge nicht eben mitteilsam war. Wieso sollte er auch? Lord Rolfe war Engländer, und schottischen Kindern wurde von klein auf eingebläut, die Engländer zu hassen.
    „Ich habe dich etwas gefragt, Bürschchen, und wüsste eine Antwort zu schätzen.“
    Seonaid seufzte matt und betrat die Halle. „Vater wurde bei der Belagerung verwundet und schläft jetzt. Gönnt ihm ein wenig Ruhe.“
    „Verwundet?“ Lord Rolfe drehte sich zu ihr um und betrachtete sie halb erleichtert und halb entsetzt. Erleichtert, weil er endlich eine Erwiderung erhalten hatte, nahm sie an. Und entsetzt über die Neuigkeit. „Ist es schlimm?“
    „Nay. Er hatte einen Pfeil in der Schulter. Iliana hat sich darum gekümmert. Er wird gesunden.“
    „Ah.“ Er entspannte sich ein wenig. „Was ist mit Eurem Bruder Duncan?“
    Seonaid schaute Willie an, eine Braue fragend gehoben. „Ruht sich auch aus“, erwiderte der Junge. „Mit Lady Iliana.“ „Er ruht sich mit... Oh.“ Lord Rolfe runzelte düster die Stirn, Seonaid hingegen lächelte. Sie war froh darüber, dass ihr Bruder und dessen Gemahlin wohlauf waren. Zudem klang es so, als würden sie sich gut verstehen, und auch das freute sie. Sie mochte Iliana.
    „Nun denn, vielleicht könnten wir uns zumindest mit Lady Wildwood unterhalten, Lady Ilianas Mutter.“
    „Ruht sich aus“, wiederholte Willie.
    Das holte den Bischof aus seiner Teilnahmslosigkeit. „Sie wurde doch nicht ebenfalls verletzt, oder?“
    „Nay, sie ruht sich zusammen mit dem Laird aus“, erklärte Willie grinsend. Seonaid bekam große Augen. Ihr Vater und Lady Wildwood? Sie ruhten sich aus? Zusammen? Die Vorstellung verblüffte sie. Was war während ihrer Abwesenheit nur alles geschehen? Doch ihre Überraschung war nichts gegen Lord Rolfes Bestürzung.
    „Wie bitte?“, rief er. „Nun, sag ihnen, dass wir dringend mit ihnen reden müssen. Wir ...“
    „Lasst sie ruhen“, fiel Seonaid ihm scharf ins Wort, wandte sich ab und schritt auf die Treppe zu, die nach oben führte. „Wir haben alle eine anstrengende Zeit hinter uns. Auch Ihr habt nach dieser Reise gewiss nichts gegen ein wenig Erholung einzuwenden, nicht wahr?“
    „Lady Seonaid hat recht“, erklärte der Bischof ruhig. „Es war ein langer Ritt. Wenn wir erst morgen erfahren, was sich hier zugetragen und wer die Burg angegriffen hat, so ist das immer noch früh genug.“
    Sie blieb stehen und blickte Willie an. Die Männer schienen in der Tat nicht viel aus dem Burschen herausbekommen zu haben, wenn sie nicht einmal wussten, wer die Angreifer gewesen waren. Vielleicht hatten sie die falschen Fragen gestellt, vielleicht verhielt sich Willie aber auch absichtlich aufmüpfig. Seonaid argwöhnte, dass Letzteres zutraf, konnte ihm dies jedoch nicht verübeln. Immerhin waren diese Männer Engländer.
    „Greenweld hat eine Botschaft geschickt, in der behauptet wurde, ich sei von den Colquhouns entführt worden“, erklärte sie. „Duncan ist mit einem Großteil der Krieger aufgebrochen, um mich zu befreien. Kaum war er fort, hat Greenweld die Burg angegriffen und belagert. Vater wurde von einem Pfeil getroffen und konnte die verbliebenen Krieger daher nicht befehligen. Das hat Iliana übernommen, und es ist ihr gelungen, die Feste zu halten, bis Duncan zurückgekehrt ist. “ Sie sah Willie an. „Habe ich das richtig wiedergegeben?“
    „Aye. “ Er nickte grinsend.
    „Was ist mit Greenweld?“, fragte Lord Rolfe.
    „Ist tot“, beschied ihm der Junge knapp und machte aus seiner Genugtuung keinen Hehl.
    „Und seine Männer?“, hakte der Bischof nach.
    „Einige sind geflohen, einige hat’s erwischt, und einige schmoren im Verlies.“
    „Tja.“ Lord Rolfe und der Bischof tauschten einen Blick. Beiden schien es die Sprache verschlagen zu haben.
    „Schlaft, M’lairds“, sagte Seonaid und setzte sich wieder in Bewegung. Sie hatte genug gehört. Greenweld war tot, Allistair war tot, ihr Vater war verwundet, und Duncan war angeschlagen, aber siegreich. Alles andere konnte sie morgen in Erfahrung bringen. Obwohl sie während des Ritts geschlafen hatte, war sie so müde, dass sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte, um die Stufen zu nehmen. „Hol eine der Mägde“, wandte sie sich an Willie. „Sie soll unseren Gästen Schlafplätze zuweisen.“ Damit legte sie die Verantwortung in die Hände des Jungen und schleppte sich die Treppe hinauf. Von ihr aus hätten ihre Gäste auch in den Binsen auf dem Boden der Großen

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