Das wilde Herz der Highlands
Kapitel
"Ich habe die Männer angewiesen, den Geheimgang zu verschließen.“ Seonaids Vater stand in der Tür zu seinem Gemach und starrte seine Tochter finster an. Sie starrte ebenso finster zurück.
Entsetzt hatte Seonaid auf den Haufen aus schweren Steinen geblickt, der sich vor einer Wand ihrer Kammer auftürmte, ehe sie herumgewirbelt und zum Gemach ihres Vaters geeilt war, um herauszufinden, was, zur Hölle, das zu bedeuten hatte.
„ Aye , das weiß ich, ich habe es soeben gesehen. Helen hat bis vorhin in meiner Kammer geschlafen, sonst hätte ich es schon früher bemerkt. Was ich wissen will, ist, weshalb Ihr etwas so Törichtes getan habt.“
„Weil Allis...“ Abrupt brach er ab und schien nach anderen Worten für das zu suchen, was er sagen wollte. „Weil jemand Greenweld von den Geheimgängen berichtet hat oder zumindest von einem. Und damit Greenweld nicht in die Burg eindringen konnte, habe ich sie beide versperren lassen.“
„Verdammt!“ Seonaid schloss kurz die Augen und seufzte. „Wir wissen übrigens Bescheid über Allistair.“
„Tatsächlich?“ Seine düstere Miene verfinsterte sich noch ein wenig mehr. „Wer hat es euch erzählt? Duncan?“
„Nay. Giorsal.“
„Giorsal?“ Er wirkte verblüfft. „Wie, zum Teufel, hat sie davon erfahren?“, fragte er, ehe er die Frage selbst beantwortete. „Duncan muss es ihr gesagt haben. Nur er, Iliana und ich kennen die Wahrheit. Nun, und Lady Wildwood, aber sie hat mit niemandem gesprochen. Sie ist bei mir, seit...“
„Niemand hat es Giorsal gesagt“, unterbrach Seonaid ihn. „Sie weiß, dass Allistair nicht im Kampf gegen Greenweld ge fallen ist, denn ihr ist bekannt, dass er gemeinsame Sache mit Greenweld gemacht hat. Sie ist diejenige, die ihn dazu angestiftet hat.“
Zischend stieß ihr Vater die Luft aus.
„Ihr solltet ein Auge auf sie haben“, riet Aeldra leise. „Sie ist mit den Jahren immer verbitterter geworden, und diese Sache hat es nur noch schlimmer gemacht.“
„Aye.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs widerspenstige graue Haar. „Sie wollte mich heiraten, weißt du“, sagte er an Aeldra gewandt. „Als deine Mutter und mein Bruder sich kennenlernten, hat sie gehofft, dass sie und ich ein Paar werden könnten. Aber ich habe mich in Muireall verliebt und sie zur Frau genommen. Das hat Giorsal mir nie verziehen.“ Er schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid wegen Allistair, mein Kind.“ Betrübt zuckte Aeldra die Achseln. „Es ist nicht Eure Schuld. Allistair hat seine Wahl selbst getroffen, ebenso wie Giorsal. Und es ehrt Euch, dass Ihr sein Andenken zu schützen sucht, indem Ihr seinen Plan für Euch behaltet.“
„Er war kein übler Bursche“, meinte er schroff. „Muss krank im Kopf gewesen sein, dass er so gehandelt hat. Aber Duncan hat mir gesagt, dass Allistair nicht mit dem Herzen bei der Sache war. Er hat Greenweld davon abgehalten, Iliana ein Leid anzutun, und er hat es nicht über sich gebracht, Duncan zu töten, sondern sich stattdessen von ihm töten lassen.“
Seonaid war ihm dankbar dafür, dass er sich zu dieser Erklärung durchgerungen hatte, ob sie nun stimmte oder nicht. Aeldra brauchte etwas Derartiges, um sich daran festzuklammern. Ihr ging das Herz über vor Liebe für ihren bärbeißigen alten Vater, eine Regung, die er sogleich im Keim erstickte, als er sich ihr zuwandte und sie aus schmalen Augen musterte. „Was ereiferst du dich überhaupt so wegen des Geheimgangs? Du hast doch nicht etwa vor, erneut zu türmen, oder?“
„Und was, wenn?“ Sie blickte ihn verdrossen an. „Ist Sherwell Vater schon da?“ Ohne ihn würde die Hochzeit nicht stattfinden.
„Nay, ist er nicht.“ Er zögerte kurz. „Der Junge hat eine anständige Abreibung verdient dafür, dass er dich so lange hingehalten hat, keine Frage. Und nach dem zu urteilen, was Campbell unserem Duncan erzählt hat, hast du ihm eine solche verpasst.“ Er grinste. „Klingt mir nach einer famosen Geschichte, die du mir beim Nachtmahl unbedingt erzählen musst.“ Sein Grinsen verschwand, und seine Miene wurde wieder ernst. „Aber du wirst den Burschen schlussendlich heiraten müssen. Ihm seine Verfehlung vor Augen zu halten ist eine Sache. Eine andere ist es, ihn so sehr zu demütigen, dass er sich bemüßigt fühlt, es dir heimzuzahlen.“
Seonaid runzelte die Stirn ob dieser Worte.
„Er hat viel von seinem Vater und ist vom Wesen her gutmütig und ehrenhaft, aber reize ihn nicht zu sehr.“
„Gutmütig und
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