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Das wilde Herz der Highlands

Titel: Das wilde Herz der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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zu Seonaids Gemach.“
    Damit war ihr Schicksal besiegelt. Gavin zählte zu ihres Vaters besten Kriegern, und zudem kannte er Seonaid gut. Ihm hatte sie nicht entkommen können. Er und die vier anderen eskortierten sie zu ihrer Kammer und übergaben sie der Obhut von Lady Wildwood, um dann vor der Tür Aufstellung zu nehmen, während Seonaid badete und für die Hochzeit hergerichtet wurde. Anschließend führte Gavin sie nach unten, wo die Vermählung stattfand.
    »
    Die Stimmung war gedrückt. Aeldra und Helen schauten drein, als wollten sie jeden Moment etwas einwenden, was jedoch nicht geschah. Auch Seonaid schwieg und überließ es Lady Wildwood und Iliana, die Stille mit leerem Geplapper und guter Zurede zu füllen.
    Plötzlich fand Seonaid sich neben Sherwell vor dem Bischof wieder, ihren Vater sowie alle übrigen Anwesenden als Zeugen. An die Zeremonie erinnerte sie sich kaum - in ihrem Kopf verschwammen die Bilder zu einem vagen Einerlei. Aber offenbar hatte sie gesagt, was von ihr erwartet worden war. Schließlich saß sie an der aufgebockten Tafel, und eine Speisenplatte nach der anderen wurde an ihr vorbeigereicht, bis Lady Wildwood ihr auf die Schulter tippte. Sie hatte Seonaid nach oben geleitet, Iliana, Aeldra und Helen im Schlepptau. Abermals hatten die Frauen sie gebadet und parfümiert, um ihr anschließend ein Nachthemd aus Spitze und durchscheinendem Leinen anzulegen, das an Zuckerwerk gemahnte.
    „Geht es Euch gut?“, fragte Lady Wildwood nun und schaute sie besorgt an.
    Seonaid trat von einem Bein aufs andere und schüttelte den Kopf.
    „Oh.“ Die Dame wirkte einen Moment ratlos, ehe sie leise seufzte. „Ich weiß, dass die Sache Euch Angst einjagt, mein Kind. Aber wie ich bereits sagte, wird es nur ganz kurz wehtun, und dann ...“
    „Das ist es nicht“, unterbrach Seonaid sie hastig. Sie wollte nicht, dass Helen und Aeldra meinten, ihr graue vor ein wenig Schmerz. Schließlich hatte sie sich im Kampf bewährt; und ein wenig Schmerz war nicht so schlimm. Zumindest redete sie sich das ein. Die Wahrheit allerdings sah anders aus. Seonaid war beileibe kein Hasenfuß. Sie stürzte sich furchtlos in jedes Gemetzel. Andererseits kam ihr vorab nie in den Sinn, dass sie verwundet oder gar getötet werden könnte. Heute Abend jedoch wusste sie genau, dass ihr Schmerzen bevorstanden. Das war eine unumstößliche Tatsache.
    Lady Wildwood hatte ihr erklärt, dass es einigen Frauen sehr und anderen weniger wehtat und dass niemand zu sagen vermochte, wie es bei Seonaid sein werde. Soweit sie wisse, hatte sie angefügt, habe keine Frau je ein schmerzloses erstes Mal erlebt. Zumindest - und hier war ihr Ton eine Spur spöttisch geworden - habe ihr gegenüber noch keine zugegeben, ihr erstes Mal genossen zu haben.
    Daher war Seonaid sich im Klaren darüber, dass sie leiden würde. Und diese Aussicht erfüllte sie nicht eben mit Freude. Aber sie wollte verflucht sein, wenn sie sich ihre Unruhe anmerken ließ. Was nun das Nachthemd anging - das war eine ganz andere Sache.
    Sie wies auf den dünnen weißen Leinenstoff. Das Nachthemd hatte ihrer Mutter gehört, und sie hatten es in einer alten Truhe aufgestöbert. Zum Glück war ihre Mutter ebenso hochgewachsen und ähnlich gebaut gewesen, denn das Nachthemd passte wie angegossen. Abermals sah sie an sich hinab. Nie zuvor hatte sie etwas derart Hübsches, Hauchzartes getragen, und ihr war alles andere als wohl dabei. Sie fühlte sich schrecklich verletzlich.
    „Was ist es dann, Liebes?“, fragte Lady Wildwood.
    Seonaid schaute von ihr zu Aeldra, Helen und Iliana. „Ich fühle mich nackt“, gestand sie und warf hilflos die Hände in die Luft.
    „Oh.“ Lady Wildwood lächelte warm.
    Fahrig schweifte Seonaids Blick durch die Kammer. „Wo ist mein ...?“ Sie stockte und eilte durch den Raum, als sie ihr Schwert erspähte.
    „Oje!“ Sofort war Lady Wildwood bei ihr und nahm ihr die Waffe ab. „Nicht doch, mein Kind. Das werdet Ihr nicht brauchen.“
    „Ich wollte es nicht benutzen“, versicherte Seonaid ihr. „Nur bei mir haben. Ich ...“
    „Nay“, erwiderte die Dame fest und schob sie Richtung Bett. „Legt Euch hin, und wartet einfach. Alles wird gut, seid gewiss.“
    Seonaid schritt auf das Bett zu, warf dabei einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass Lady Wildwood ihr nicht folgte, sondern zu Iliana getreten war. Rasch machte sie einen Schlenker zu der Truhe, auf der ihr Sgian dubh lag, schnappte sich den Dolch und huschte weiter

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