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Das Wing 4 Syndrom

Das Wing 4 Syndrom

Titel: Das Wing 4 Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Williamson
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Durst verspürte, fand er einen kleinen Schlauch, aus dem er eine lauwarme, süßliche Flüssigkeit saugen konnte. Plötzlich schläfrig geworden, so plötzlich, daß er sich benommen fragte, ob die Flüssigkeit vielleicht mit Euphorid versetzt war, kroch er in Chelnis Bett und träumte von Nera Nyin.
    Er war in diesem Traum auf Malili und wanderte auf der Suche nach ihr durch die Sommerdschungel. Die sich ausbreitenden scharlachroten Flecken von Blutfäule an seinen Händen und Füßen bereiteten ihm nur wenig Sorge, weil er glaubte, daß sie ein Mittel kannte, um sie zu heilen. Wenn er sie nur rechtzeitig fand …
    Sie sang; zuerst klang es weit entfernt. Keth folgte ihrer Stimme, hoch und süß und klar, arbeitete sich durch gefährliche Sanddünen, zwängte sich durch dornige Büsche, durchschwamm mächtige Flüsse. Stürme heulten, und brüllende Drachenfledermäuse schleuderten riesige Eismassen aus dem Himmel. Und doch erreichte er sie schließlich, kroch auf Händen und Knien durch einen Darkside-Blizzard und fand sie, als sie sich gerade in einen geheimnisvoll lächelnden Humanoiden verwandelte.
    „Zu Ihren Diensten, Sir.“ Die hohe, süße Stimme gehörte seinem Wärter. „Wir nahmen Unglück wahr, selbst in Ihrem Schlaf. Wenn Sie uns nicht voll akzeptieren, müssen wir Euphorid verordnen.“
    „Ich … ich will versuchen, euch zu akzeptieren.“ Immer noch von dem Traum schaudernd, murmelte Keth das Versprechen gegen seinen Willen. „Aber laß mich zuerst ins Badezimmer.“ Die Maschine glitt vor ihm her und mußte irgendein Signal abgestrahlt haben. Die leuchtende Tür glitt auf.
    „Ich möchte eine Tür wie die alte“, flüsterte er verbittert. „Eine, die ich öffnen kann.“
    „Aber Sir, Sie werden nie wieder eine Tür zu öffnen brauchen.“ Die Stimme der Maschine klang wie fröhliche Musik. „Wir werden immer bei Ihnen sein.“
    „Auch hier drinnen?“
    „Immer, Sir. Zu viele von Ihnen haben, wenn man sie unbehütet in Waschräumen allein ließ, versucht, sich selbst zu ertränken.“
    Die Maschine folgte ihm in den kleinen Raum, wartete aufmerksam und ließ ihn sich in einem winzigen Becken mit lauem Wasser waschen.
    „Dann laß wenigstens zu, daß ich mich abtrockne“, knirschte Keth.
    „Wie Sie wünschen.“ Die Maschine gab ihm ein Handtuch. „Wir lassen Ihnen jede mögliche Freiheit.“
    Als er wieder in Chelnis Raum war, bat Keth den Humanoiden, die opaken Fenster aufzuhellen, aber er weigerte sich melodisch. Bevor Keth nicht völlige und ehrliche Akzeptanz gezeigt hatte, würde kein Bruch seiner Abgeschiedenheit erlaubt werden.
    „Wenn Sie bereit sind, Sir“, bedrängte ihn die Maschine sanft, „möchten wir weitere Informationen erhalten.“
    Systematisch und hartnäckig verlangte die Maschine Fakten, an die er sich nicht erinnern konnte, Fakten, die seine Mutter und seine Geburt in der Zone betrafen. Sie wollte alles über Schwester Vesh wissen und alles, was sie ihm über Malili gesagt hatte, und über ihre Ansicht, daß die Humanoiden ihren Mann dort getötet hätten. Die Maschine verlangte viel mehr, als er je über seinen Vater und Cyra und den Schutztrupp erfahren hatte.
    Zwischen seiner Angst vor dem Euphorid und seiner Furcht, den Schutztrupp zu verraten, hin und her gerissen, spielte Keth ein verzweifeltes kleines Spiel. Solange die Eroberung von Malili noch nicht abgeschlossen war, schien der Schwesterplanet wenigstens noch eine schwache Möglichkeit auf Zuflucht zu geben. Verzweifelt gab es sich der Hoffnung hin, die Humanoiden selbst könnten ihm, ohne dies zu wollen, einen Hinweis liefern, wie er dort hin gelangen könnte.
    Seine Strategie bestand in Ablenkung und Verzögerung. Er versuchte, viel Zeit mit Einzelheiten zu vergeuden, die er für bedeutungslos hielt, und gab in allen anderen Dingen Unwissenheit vor. Er machte Pausen, wenn ihm dafür irgendeine Begründung einfiel, bat um Wasser oder wollte schlafen oder ins Badezimmer gehen und suchte dabei gleichzeitig, in den Fragen, die man ihm stellte, nach Hinweisen, die ihn weiterbringen würden – Hinweisen, die er nie fand.
    Die Maschine erwies sich als geduldiger Gegenspieler und erlaubte jede Unterbrechung, die Keth verlangte, rief ihn aber immer wieder prompt zurück. Ihre melodische Stimme und ihre gefrorenen Gesichtszüge sagten ihm auch nicht mehr als die Fragen selbst. Ihre eigene geheime Strategie, so argwöhnte er bald, war besser als die seine.
    Tag für Tag zwang sie ihn, alles zu berichten,

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