Das Wing 4 Syndrom
„Ihnen allen wird die außergewöhnliche Aufmerksamkeit zuteil, die infolge ihrer notwendigen Entfernung von ihrer Heimatwelt erforderlich wurde. Jedem einzelnen von ihnen ist die geeignetste mögliche Umgebung zur Verfügung gestellt worden, und jeder wird dabei unterstützt, das zu tun, was ihm am wünschenswertesten erscheint. Diese lebhafte, sinnvolle Aktivität ist das Geheimnis ihres totalen Glücks.“
„Glück!“ Keth konnte seinen bitteren Abscheu nicht länger verbergen. „Mit Euphorid vollgepumpt und mit albernen Spielen beschäftigt!“
„Das menschliche Glück ist nie rational.“ Der Ton der Maschine blieb so vergnügt und ebenmäßig wie ihr glattes, schwarzes Gesicht. „Da menschliche Wesen von einem Entwicklungsprozeß geformt wurden, bei dem das Hauptkriterium erfolgreiche Gewalttätigkeit und nicht Logik war, finden sie auch ihre grundlegende Befriedigung in tödlicher Aggression. Einst war dies ein Faktor fürs Überleben, doch später wurde dieser Zug die rassische Gefahr, die zu unserer Erfindung führte. Um Ihre Rasse ohne den Verlust des Glücks zu retten, bieten wir jetzt weniger tödliche Schauplätze des Konflikts.“
Die Maschine wandte sich Brong und Ilo Auli zu.
„Ihr Leleyos schient uns zuerst in noch größerer Gefahr zu sein, weil unserem Dienst auf Malili schwierige natürliche Grenzen im Weg standen. Wir haben jedoch festgestellt, daß eine glückliche Mutation Ihre Rasse von übermäßiger Aggressivität befreit hat, so daß Sie weniger zur Feindseligkeit und mehr zur Freundlichkeit neigen. Da Ihre hochentwickelte biologische Technologie im Gegensatz zur wahnsinnigen mechanistischen Technologie von Kai weder Ihr Überleben noch unser eigenes gefährdet, werden Sie nie unsere Sorge benötigen.“
Keth runzelte die Stirn und wollte aufs neue seinen Protest gegen den erdrückenden Preis der Humanoidensorge einlegen, aber seine Bitterkeit war am Verblassen. Vielleicht hatten die alten, zu gewalttätigen menschlichen Welten wirklich die Kontrolle durch die Humanoiden gebraucht, um sie vor der Selbstvernichtung zu retten. Wenn vielleicht auch das Leyoleyo die Logik der Humanoiden als nicht ganz logisch empfinden würde, so würde es doch nie Krieg gegen sie führen. Sein Triumph war die Erschaffung eines mitfühlenden Friedens gewesen, der jede Lebensform und jedes lebende Geschöpf auf Malili umfaßte. Dieses Verständnis begann in ihm zu dämmern und es erregte und erhob ihn gleichermaßen, und so wandte er sich Ilo Auli zu, bereit, Kyronia zu verlassen.
Das Zeremoniell war zu Ende gegangen, als sie zum Feyobaum zurückkehrten. Die Feiernden waren weggegangen, durch das reiche Blut des Baumes wiedergeboren und in planetarischer Brüderschaft verbunden. Keth’s Vater und Ilo Auli eilten davon, um sie einzuholen, aber er wartete in der wärmenden Nähe und dem berauschenden Duft des Baumes auf Nera Nyin.
Sie hatte die Humanoiden gefunden, als diese gerade im Begriff waren, die Zone zu verlassen. Da Kai kein Thorium mehr benötigen würde, hatte man die Minen dort aufgegeben. Die Kolonisten waren bereits dabei, den Tachyonentransporter zurück nach Kai zu besteigen, und in Zukunft würden keine Nuklearkörper mehr explodieren, um immer weiter ausgedehnte Perimeter zu schützen.
Nera Nyin kam auf einer Drachenfledermaus geritten. Am Rand des Abgrundes stehend, der ihm plötzlich nicht mehr gefährlich schien, sah er zu, wie die weißen Schwingen aus dem limonengrünen Himmel herunterstießen.
Atemlos verfolgte Keth, wie die Drachenfledermaus über dem mit Eisschollen bedeckten Fluß kreiste, gegen den Wind hereinkam und mit großen schwarzen Krallen nach einem Felsbrocken griff, um sich daran festzuhalten.
Nera Nyin winkte ihm freudig und vergnügt zu. Sie glitt vom Rücken der Drachenfledermaus und wartete auf ihn.
Nachwort
Als seine Kollegen im amerikanischen Schriftstellerverband Science Fiction Writers of America 1976 den Nebula Grand Master Award an Jack Williamson verliehen – außer ihm ging der Preis bislang nur noch an Robert A. Heinlein und Cliffort D. Simak –, ehrten sie damit das Gesamtwerk eines Mannes, der wie kein zweiter mit der Entwicklung der amerikanischen Science Fiction von den frühen Tagen der ersten Magazine bis heute verbunden ist. Der 1908 in Bisbee/Arizona geborene John Stewart Williamson besuchte die Richmond High School in New Mexico und studierte an der West Texas State University in Canyon sowie weiteren Hochschulen
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