Das Wing 4 Syndrom
in New Mexico und Colorado, wobei sich dieses Studium mit Titeln wie dem B.A. (summa cum laude) dem M.A. und dem Ph.D. bis 1964 sporadisch vollzog und durchsetzt war mit eigener Lehrtätigkeit, zuletzt von 1960 bis zu seiner Pensionierung 1977 als Professor für Englisch an der Eastern New Mexico University.
Jack Williamson lernte die Science Fiction als Leser des ersten amerikanischen SF-Magazins, der 1926 gestarteten Amazing Stories, kennen, begeisterte sich dafür und veröffentlichte in Amazing 1928 auch seine erste eigene Erzählung, „The Metal Man“, in der bereits eines seiner zentralen Themen, das Verhältnis Mensch-Maschine – das auch dem vorliegenden Roman zugrunde liegt –, behandelt wurde. Williamson schrieb in der Folge zweiunddreißig Romane und weit über einhundert Kurzgeschichten. Ihm gelang dabei das Kunststück, mit der Science Fiction auch selbst zu wachsen. Er gewann analog zu der wachsenden Komplexität selbst neue Einsichten hinzu und entwickelte seine Schreibtechnik weiter, zugleich jedoch bewahrte er sich stets das, was den Reiz der Science Fiction der frühen Jahre vor allem ausgemacht hat, jenen „sense of wonder“, jenen staunenden Kinderblick in eine total neue und faszinierende Welt. Williamson, der auch Fantasy geschrieben hat und den Fantasy-Roman Darker Than You Think (Die Herrscher der Nacht) als seinen persönlichen Favoriten unter seinen Veröffentlichungen nennt, fügt seiner Science Fiction fast immer ein gewisses magisches Element hinzu, das nicht selten dazu dient, schier unüberwindlich erscheinenden Machtstrukturen ein Schnippchen zu schlagen.
Wenn Williamson etwa in dem vorliegenden Roman den verhöhnten und verspotteten Führer des Schutztrupps und seine Frau in höchster Not eine Wunderwaffe basteln läßt, dann erinnert das an die mit primitiven Mitteln zusammenzubastelnde Superwaffe AKKA aus den Legion of Space- Romanen. Anders als dort allerdings kommt die Waffe nicht zum Einsatz, wird die Macht der Humanoidentechnologie nicht mit überlegener Technologie gebrochen, sondern mit einer echten Alternative – und es bleibt Williamsons Verdienst, daß man ihm dies bei Kenntnis seines Gesamtwerkes keineswegs als modische Verbeugung vor dem kritischen Zeitgeist anlasten kann.
Das Wing 4-Syndrom (The Humanoid Touch) ist die Fortsetzung von Wing 4 (The Humanoids) Williamsons alles in allem wohl bekanntestem Werk. Dieser 1949 in den USA erschienene Roman wurde nicht nur dort zu einem Klassiker der Science Fiction, sondern nimmt auch in der Entwicklungsgeschichte der Science Fiction in der Bundesrepublik Deutschland eine herausragende Position ein. Der Roman war – neben einer Anthologie und Werken von Isaac Asimov und John W. Campbell – einer der nur vier Titel umfassenden Reihe Rauchs Weltraumbücher, jener legendären ersten „richtigen“ deutschen SF-Hardcoverreihe. In der Taschenbuchausgabe des Goldmann Verlags erreichte der Roman eine respektable bisherige Gesamtauflage von 40.000 Exemplaren.
Aus dem sonstigen Werk von Jack Williamson ragen neben den erwähnten Titeln und Kooperationen mit James Gunn und Frederik Pohl vor allem die Legion of Space-Romane, die ursprünglich unter dem Pseudonym Will Stewart erschienenen Romane Seetee Ship (Antimaterie) und Seetee Shock (Antimaterie-Bombe) sowie Legion of time (Die Zeitlegion) hervor. Die Legion of Space-Romane, die bis heute nicht in Taschenbuchform auf dem deutschen Markt erhältlich sind, werden für diese Reihe vorbereitet. In ungekürzter Neuübersetzung werden dann Titel vorliegen, die bisher nur in Heft- und Leihbuchausgaben (Wächter des Alls; Der Geist der Legion; Der einsame Weg) greifbar waren. Hinzu kommen der erst kürzlich erschienene vierte Legion of Space-Roman und eine zu diesem Komplex gehörende Kurzgeschichte. Einen guten Überblick über Williamsons Kurzgeschichtenschaffen bietet im übrigen der Band Die besten Stories von Jack Williamson (Playboy-SF Bd. 6705).
Hans Joachim Alpers
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